spielbar.com

Verlagsvorstellung www.spiele-idee.de

OK, das mit dem Verlagsnamen ist so natürlich nicht ganz richtig. Spiele-Idee würde der lauten. Aber in erster Linie haben wir es hier mit einem Autoren zu tun, der sein Spiel in Eigenregie veröffentlicht. Horst Rokitte heißt der Autor und sein Werk hört auf den Namen „Attandarra“. Das Spiel habe ich mir angesehen (Erste Eindrücke weiter unten) und mit dem Autoren hab ich ein Interview geführt:

Bitte stelle Dich doch unseren Lesern vor!

Etwas über mich (soweit es die Spielerei betrifft): Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit der Entwicklung von Spielen. Ende der  80er, Anfang der 90er Jahre habe ich Spiele und Anwendungen in GW-und Visual-Basic für den PC programmiert und über die Shareware-Schiene vertrieben. Vielleicht ist sogar dem ein oder anderen eins einer Programme (u.a. Soccer-A-Round, Derby-Star,PC-Teach, Happy Birthday) bekannt. Aus Zeitgründen habe ich dieses Hobby dann aber beendet. In meinem Hauptberuf beschäftige ich mich u.a. mit der Entwicklung von Planspielen für Unternehmen im Rahmen der Mitarbeiterfortbildung.
Die ersten Versuche: Als ich vor drei Jahren beim Aufräumen die alten Programme wieder gefunden habe, bekam ich Lust, wieder Spiele zu entwickeln. Wollte dies aber nicht mehr für den Computer tun, sondern mich mal an Brettspielen versuchen. So habe ich eines meiner PC-Spiele als Kartenspiel umgesetzt. Bei einem Autorentreffen habe ich dies dann (in der irrigen Auffassung ein Spiel gemacht zu haben) präsentiert. Na ja, man hat dann gnadenweise eine Runde durchgespielt …

Und jetzt …
Mittlerweile konnte ich durch den Besuch mehrerer Autoren-Seminare unter der Leitung von Christwart Conrad und der Zusammenarbeit mit Martin Schlegel (Aqua Romana) meine Spiel-Ideen doch zu einer gewissen Spielreife bringen. Nach einigen vergeblichen Versuchen, Spiele bei Verlagen unterzubringen, habe ich mich jetzt entschlossen, eines der Spiele in Eigenproduktion herauszubringen und schließlich kam ein großer LKW mit den Spielen bei mir an. Seitdem steht mein Auto vor der Garage ;-)

Erzähle uns doch ein bisschen über Attandarra!

Das Spiel „Attandarra“ versetzt die Spieler ins Mittelalter, wo sie mit Pest, Feuer und Plünderungen zu kämpfen haben und Bürger und Reichtum in die zu erbauende Stadt bringen müssen. Der Name „Attandarra“ findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1072 und ist die bislang älteste Erwähnung der südwestfälischen Kleinstadt Attendorn, meinem Geburtsort. Eine ausführliche Beschreibung des Spiels und der Spielmaterialien gibt es auf meiner Homepage http://www.spiele-idee.de

Was hast Du für die Zukunft geplant?

Zur Zeit „arbeite“ ich an mehreren Prototypen, von denen ich hoffe, bis zum Herbst mindestens zwei soweit zur Spielreife gebracht zu haben, um sie einigen Verlagen in Essen vorstellen zu können. Falls sich „Attandarra“ gut verkauft (die Garage!!!) könnte ich mir auch vorstellen, ein weiteres Spiel im Eigenverlage auf den Markt zu bringen. Und falls ein Verlag Interesse an „Attandarra“ hat, warum nicht?

Was für Spiele spielst Du selber?

Ich selber spiele gerne Strategiespiele, wenn ich die Zeit dazu bekomme. Mein absoluter Favorit ist im Moment das Spiel „Fresko – Die Maler des Königs“. Ein Spiel der Nachwuchsautoren Marcel Süßelbeck und Marco Ruskowski. Das Spiel ist noch nicht auf dem Markt, aber ich konnte es schon mehrmals als Prototyp testen. Wahrscheinlich wird das Spiel zu Essen 2009 oder Nürnberg 2010 von einem großen Verlag veröffentlicht werden. Die Chancen stehen, wie ich gehört habe, gut.

Wie läuft es mit Deinem Spiel? Bist Du zufrieden? Was für Tipps hast Du für Autoren, die ebenfalls ihre Spiele veröffentlichen wollen?

Mein Spiel „ATTANDARRA“ ist im Moment dabei, bekannt zu werden. So nach und nach taucht es auf den einschlägigen Spiele-Sites auf und wird auch demnächst bei einigen Internet-Versendern im Katalog sein. Für diejenigen, die selbst an eine Veröffentlichung ihrer Spiel-Idee denken, sei gesagt, sucht den Kontakt zu anderen Autoren. Es gibt mittlerweile eine Menge Treffs, wo Autoren ihre Prototypen testen. Lasst Euch dort mal sehen und habt keine Angst die Autoren anzusprechen. Die sind durchweg hilfsbereit und haben eine Menge Tipps zur Spielentwicklung parat. Mir hat das auf jeden Fall sehr geholfen. Adressen zu diesen Treffes sind u.a. auf der Spielbox-Website zu finden. Und bevor es in die Produktion geht, macht Euch klar, dass es mit dem ersten Spiel wahrscheinlich keine Reichtümer zu ernten gibt. Macht eine ordentliche Kostenkalkulation. Fragt bei Produzenten wie Scheer-Spiele (da habe ich fertigen lassen) oder Ludo-Fakt an, was euer Spiel in der Herstellung kostet. Schlagt noch mal ein Drittel für Grafik, Design und Promotion drauf. Dann überlegt euch, wie das Spiel vertrieben werden kann und ob ihr das Risiko eingehen wollt, einige Zeit lang auf eure Garage oder das Wohnzimmer für die Lagerung der Spiele zu verzichten. ;-) Ich konnte durch gute Pressearbeit im Vorfeld schon einiges im Vorverkauf in meiner Heimatregion absetzen, sodass das Risiko überschaubar war. Aber auch ich muss noch einige Spiele verkaufen, um in den grünen Bereich zu kommen.

Vielen Dank für das Interview!

Schachtelcover Attandarra

Ich gebs ja zu, ich war anfänglich etwas skeptisch… Aber Attandarra hat mich doch positiv überrascht!

Jeder Spieler baut auf seinem eigenen Spielplan Gebäude. Dazu werden Rohstoffe benötigt, die gekauft werden müssen. Der Preis wird durch einen einfachen, aber pfiffigen Marktmechanismus geregelt, bei dem der Preis im Zuge der Nachfrage immer weiter steigt. Das benötigte Geld ist dabei eigentlich kein Problem, denn am Anfang jeder Runde hat man immer 12 Gold – es wird nichts gespart, es gibt kein Einkommen. Im Grund haben wir es hier mit einem getarnten Aktionspunktemechanismus zu tun. Mit Gold können auch andere Dinge gemacht werden, z.B. Bürger oder Münzen erworben werden oder Wiesen platziert werden (die benötigten keine Rohstoffe). Am Ende gibt es im Prinzip für alles was man gemacht haben könnte Siegpunkte und der Spieler, der seine Optionen am besten ausgenutzt hat gewinnt. Soweit zumindest das Grundspiel, im „Ausbauspiel“ kommen dann noch Ereignisse ins Spiel, vor denen man sich schützen kann, es gibt noch Stadttore als weitere Bauoption und es gibt noch eine weitere Siegpunktemöglichkeit.

Soweit die rohen Fakten. Das ganze ist etwas komplizierter als hier dargestellt und obwohl der Spielablauf, erst einmal begonnen, recht eingängig ist, beinhaltet das Spiel zahlreiche Regeln, die nicht unbedingt intuitiv sind und die erst einmal verstanden werden wollen – Im Spiel macht dann alles Sinn und man versteht die subtilen Bauregeln und Einschärnkungen beim Platzieren der Bürger zu schätzen. Aber auch dann wird man durchaus bemerken, dass Attandarra – trotz der thematischen Entwicklung -recht mechanisch daherkommt. Die Legeregeln wirken konstruiert, die vielen Siegpunktwertungen etwas zu viel des Guten. Das soll nicht heißen, dass Attandarra ein schlechtes Spiel wäre – beileibe nicht! – aber es ist eben doch etwas anders als erwartet.

Auf jeden Fall Sinn machte die Ausgliederung der Stadtgeschichte. Zum einen wird das Spiel dadurch länger, zum anderen hat man hier halt noch mehr Dinge zu beachten und noch mehr Optionen zur Verfügung. Um diese schätzen zu wissen muss man aber die Grundregeln verstanden haben – und das geht eigentlich nur beim Spielen (wobei die Spielregel für einen Kleinverlag ausgesprochen gelungen ist – nur kann man halt anhand des Regeltextes die Zusammenhänge nicht wirklich erfassen).

Unterm Strich hat mir Attandarra bislang gut gefallen. Im Grundspiel ist man zu dritt zu dem gerade mal 30 Minuten beschäftift (Zu viert ists dann etwas mehr, zu zweit hab ichs noch nicht gespielt) und das ist recht flott für ein derartiges Spiel. Attandarra ist doch eher ein Vielspielerspiel, ein Spiel für Optimierer und Planer und als solches nimmt es vielleicht keinen Spitzenplatz ein, ist sein Geld aber allemal wert!

ciao

peer

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)

1 Kommentar