spielbar.com

Drei zum Preis von einem

Anstelle eines großen, alles verbindendem Thema hab ich heute drei kleine Artikelchen zu bieten. Und gratis gibt es noch eine neue Rezi dazu: Ich habe mir Affentennis näher angesehen (Eigentlich wollte ich Stone Age rezensieren, aber da gibt es genug Rezis im Netz, da bedarf es keiner von mir).

Ich habe gerade erfahren, dass Ferti plant auf der Messe eine Neuauflage von Spiel X zu produzieren. Das freut mich sehr und es ist der erste echte Pflichtkauf für mich auf der Messe, auch wenn es vermutlich etwas teurer wird. Leider darf ich nicht sagen, was Spiel X ist. Das finde ich persönlich schade und geht vermutlich den meisten Lesern hier auf den Zeiger. Die Begründung ist aber ganz einfach: Der Verlag weiß nicht, ob das Spiel rechtzeitig zur Messe fertig ist. Und Erfahrungen mit anderen Spielen, anderer Verlage (Tempus z.B.) haben gezeigt, dass ein verschobenes Spiel schlecht für den Ruf des Verlages ist. Insbesondere dann, wenn es ein vielfach erwartetes Spiel ist. Und so ergibt sich ein Dilemma für den Verlag: Einserseits möchte er natürlich auf seine Neuheiten aufmerksam machen und bekommt sogar eines auf die Mütze, wenn er das nicht tut. Andererseits riskiert er falsche Erwartungen zu erwecken, was in einem Prestigeverlust münden kann. Und knappes Planen kann man den Verlagen auch nur schwer vorwerfen, denn es gibt viele Variablen auf welche die Verlage keinen Einfluss haben. So kommt es durchaus mal vor, dass Spielmaterial falsch gedruckt wird – sicherlich wird dann die Druckerei kostenlos nachdrucken, doch das kostet Zeit und so kann der Verlag ohne eigenens Verschulden die Messe verpassen. Da hilft also nur: Erst ankündigen, wenn sich der Verlag sicher ist, dass er auch liefern kann. Und das wird er sicherlich auch tun!

Ein Zeichen des Internetalters ist sicherlich, dass die Anzahl der Personen, die Rezensionsexemplare haben wollen, dramatisch angestiegen ist. Richard von Histogame meinte mal scherzhaft: „Man könnte eine ganze Auflage nur mit Rezensionsexemplaren wegbekommen“. Für die Verlage ist es so schwierig geworden zu entscheiden, wen sie Freiexemplare geben und wem nicht. Natürlich gibt es „Big Player“, die man eher beglückt als andere. Aber gerade kleinere Verlage haben das Problem, dass sie einerseits nicht wählerisch sein können – denn sie müssen ja irgendwie auf sich aufmerksam machen – andererseits aber gerade eben auch nicht die Finanzdecke haben um mit Freiexemplaren um sich zu werfen. Zumal eine Rezension ja leider nicht garantiert ist (Ich fordere selten Reziexemplare an, wenn, dann rezensiere ich sie aber auch. Unverlangt eingeschickte Rezensionsexemplare versuche ich ebenfalls zu rezensieren, aber da kann ich keine Garantie geben). Aber auch alteingesessene Rezensenten haben mit dieser neuen Flut an neuen Kollegen zu kämpfen. Denn der Konkurrenzkampf ist größer geworden und jemand der wenig Rezis schreibt, aber einen „Namen“ hat, dem kann es plötzlich passieren, dass ihm die Felle wegschwimmen. Doch das ist nicht unbedingt was schlechtes. Ich möchte folgende Geschichte zum besten geben (damit dem Verlag nix passiert, nenne ich keine Namen):

Ein (durchaus nicht namenloser) Rezensent kam zum (Klein-)Verlagsstand und wollte eine Freiexemplar haben. Der Verlagsvertreter überlegte etwas und stimmte dann zu. Er zückte einen Edding und fing an auf die Schachtel „Kostenloses Rezensionsexemplar“ zu schreiben. Da wurde der Rezensent wütend, wollte das Spiel so nicht haben und zog ab. Nach einigen Stunden kam er zurück und die beiden einigten sich darauf, dass der Rezensent das Spiel zum Rezensentenpreis (lag etwas unter dem Händlerpreis) kaufen würde. Ein Jahr später trafen die beiden erneut aufeinander und der Verlagsvertreter fragte, warum denn nie eine Rezension erschienen wäre. Die Antwort : „Spiele, die ich bezahlen muss, rezensiere ich nicht!“.

Ich denke ein Kommentar erübrigt sich… (Hier wird übrigens über einen ähnlichen Fall berichtet)

Was ist das Spiel was ich in den letzten 3 Wochen am häufigsten gespielt habe? Agricola? Nein! Affentennis? Ach wo! Stone Age? Nö. Es ist Zombie in my pocket. Eigentlich hatte ich Download-Spiele aufgegeben, denn ich hab genug damit zu tun, meine „echten“ Spiele auf den Tisch zu bringen und gebastelte Spiele sehen aus wie Prototypen und auch davon hab ich genug. Dass ich Zombie überhaupt ausprobiert habe, hat drei Gründe:
1.) Es sind tatsächlich nur drei Seiten zum Ausdrucken: Eine Seite Regeln, eine Seite Karten (die hab ich auf Spielkarten aufgeklebt) und eine Seite Plättchen (die hab ich auf Moosgummi aufgeklebt, aber man kann die auch einfach auf dickem Druckerpapier ausdrucken. Die Arbeit hält sich als in erfreulichen Grenzen.
2.) Es ist ein Solospiel. OK, normalerweise spiele ich nicht viele Solospiele – dazu habe ich ja meinen Computer und meine PS2. Aber hier greift Grund Nr. 3:
3.) Das Spiel geht schnell – 5-10 Minuten und man ist mit einer Partie durch. Damit ist es ein ideales „Wartespiel“: Gäste kommen gleich? Eine Partie Zombie! Gleich muss ich zum einkaufen? Eine Partie Zombie! Ich warte auf einen wichtigen Rückruf? Eine Partie Zombie! Tagesschau fängt in 5 Minuten an? Eine Partie Zombie!
Worum geht es eigentlich? Nun man läuft in einem Haus herum und sucht dort einen bestimmten Raum. Dort findet man ein „Zombie Totem“, den muss man raus in den Friedhof bringen und vergraben, um das Spiel zu gewinnen. Die Räume (draußen wie drinnen) sind durch Plättchen repräsentiert, die zufällig umgedreht werden. In jedem Raum muss zudem eine Karte gezogen werden. Dadurch kann man z.B. Gegenstände finden oder muss Zombies bekämpfen. Damit das Spiel mit nur 9 Karten auskommt, gibt es ein geniales Zeitsystem: Jede Karte beschreibt 3 Ereignisse – jeweils eines für eine der mögliche Zeiten. Eine Stunde ist um, wenn die Karten durch sind. Drei Durchgänge und die Zeit ist um! Wer das Ziel bis dahin nicht erreicht hat hat ebenso verloren, wie wenn er zwischendurch zu Zombiefutter verarbeitet wurde. Die Regeln sind bestechend einfach, erzeugen aber eine sehr spannende Athmosphäre. Der Glücksfaktor ist recht hoch, aber das Spiel ist durchaus beeinflussbar – Man sollte sich sehr genau überlegen, ob man flieht oder kämpft, wann (und ob) man regeneriert oder nach Gegenständen sucht. Das alles ist zwar viel „Wahrscheinlichkeitsmanagement“ und natürlich gibt es sehr schiefe Partien, in denen man keine Chance (oder keine Probleme) hat, aber richtig „gespielt“ fühlt man sich eigentlich nicht – Zudem ist die Spieldauer ja auch erfreulich kurz und erlaubt problemlos einen weiteren Versuch.  Zombie in my Pocket hat was von Popkorn: Die Partien sind kurz und am Ende einer Partie hängt man immer noch eine an. Und noch eine. Und noch eine…

Gewinnen wird man in etwa 60% der Fälle, allerdings empfehle ich 6 Health als Maximum anzusehen, über das nicht gesteigert werden kann (sonst kann es zu extrem einfachen Partien kommen). Wer thematische Spiele mag, sollte sich das Ding näher angucken. Zudem gibt es bei BGG mittlerweile diverse Varianten, die auf demselben Mechanismus aufbauen, aber andere Themen behandeln: Star Trek und Aliens sind bereits zum Download verfügbar, eine Star wars-Variante befindet sich in der Entwicklung. Gespielt habe ich bislang aber nur das Original… Bin halt doch etwas bastelfaul.

ciao
peer

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)

6 Kommentare

  • Die Geschichte von dem Rezensenten, der solch etwas sagt, fordert eiegntlich heraus, dass man seinen Namen Preis gibt – so sie denn wahr ist…

    Frechheit!!!

  • Hallo peer,

    den spielbar-blog finde ich ja eh schon sehr, sehr lesenwert :-) Ein Volltreffer war Dein Tipp mit „Zombie in my Pocket“. Ohne Deinen Tipp wäre ich nie auf dieses minimalistische, grafisch und regeltechnisch sehr gut designte Spiel aufmerksam geworden. Herzlichen Dank :-) Eine Frage stellt sich mir: Auf den auf BGG für das Anzeigen von Health und Attack verfügbaren Spielhilfen gibt es für Attack z.B. Werte von 1 bis 7. Da aber laut Regel nur 1 Waffe im Kampf gleichzeitig eingesetzt werden darf, dürfte man doch nur folgende Attack-Werte haben:
    1: ohne Waffe
    2: mit Knochen, Golfschläger oder Nagelbrett
    3: mit Machete
    4: mit Kettensäge (nur für 2 Kämpfe, mit Gas für 2 weitere Kämpfe)
    Wie spielst Du das? Habe ich etwas falsch verstanden?

    Liebe Grüße
    Fabian

  • Mit der Aufschrift auf dem Spiel hätte ich allerdings auch Problem – ich möchte doch zu der Rezi ein ordentliches Titelbild zeigen. Dann zahle ich lieber einen Rezensentenpreis (der dem Rezensenten und dem Verleger nicht weh tut) und habe ein Spiel und alle sind zufrieden.

    Ob die Rezi dann kommt liegt allerdings nicht nur an mir, sondern auch an der Frage, ob ich Mitspieler zum Spielen finde oder eben nicht. Das ist bei mir der häufigste Grund, warum ein Rezi-Exemplar nicht zu einer Rezension kommt. Gefallen tut mir das nicht, aber was soll man machen?

    Gruß Carsten

  • @Ode: Die Geschichte ist wahr. Ich geb den Namen nur nicht weiter, um den Verlag zu schützen.
    @ Carsten: Klar, wenn man es nicht schafft ein Spiel zu spielen, ist es auch mal OK (wenn man es nicht gerade angefordert hat – dann gibts eigentlich keine Entschuldigung IMHO). Aber von vornerein abzulehnen ein Spiel zu rezensieren, dass man bezahlt hat (noch dazu zum Rezensentenpreis) ist schon frech.
    @Fabian: Du hast Recht. Ich nehme an die Spielhilfen zielen auf Erweiterungen aus. Attack 7 macht ja auch gar keinen Sinn, denn mehr als 6 (?) Zombies greifen ja nie gleichzeitig an.

  • Hm, also ich nehme oder fordere nur Rezensionsexemplare an (egal ob mit oder ohne Bezahlung, von mir aus auch mit Vermerk), wenn ich sicher weiß, dass ich sie innerhalb eines Monats rezensieren kann (sowohl, was die Mitspieler, als auch meine eigene Zeit angeht, höhere Gewalt ausgenommen). Ich dachte immer, dass das selbstverständlich sei.

    Gruß,
    Michael