Diese Woche mal ein wenig früher, weil ich Ostern weg bin. Wer sich also über Günters Newsletter oder die Spieleautorenseite hierher verirrt hat: Nicht wundern, dass “Peers Montags Blog” heute mal am Freitag erscheint…
Normalerweise benutze ich dieses Blog ja nicht um anzugeben, aber diesmal kann ich nicht anders… Seht was gestern angekommen ist:
(Anmerkung irgendwie hab ich Probleme mit dem Einbinden der Graphik. Hier der Link, auf das Bild)
Ja, richtig: Es ist die limitierte Deluxe-Ausgabe von “Maestro Leonardo” (die nur in Deutschland aus Markenrechtlichen Gründen so heisst, überall woanders heisst das Spiel “Leonardo da Vinci).
Und weil die nächste Frage klar ist: Ja, Ysphahan hab ich mir auch bestellt – Caylus Deluxe werde ich mir dagegen nicht kaufen.
Warum? Nun Caylus habe ich schon, die beiden anderen noch nicht. Der Reiz eine besonders schöne Ausgabe von einem Spiel zu haben war genau der zusätzliche Anreiz, den ich brauchte, mir das Spiel wirklich blind zu kaufen. Nun hoffe ich auf “Reef Encounter” als nächstes in der Serie, denn auch das habe ich weder gespielt noch gekauft und bei so vielen Neuheiten ständig muss man auswählen. Und wie gesagt: Schöne Ausgabe zu haben hilft. Auch etwas besonderes zu haben (die Ausgaben sind limitiert und werden wohl nicht nachgedruckt) macht den Unterschied zwischen Kauf und Nichtkauf aus.
Ich wundere mich sowieso dass so etwas in der Spielewelt immer noch relativ selten vorkommt (von Luxusausgaben klassischer Spiele mal abgesehen). Dass das Konzept “Limitierte Luxusausgabe” aufgeht, sieht man bei anderen Medien: DVD-Boxen werden gerne mit allerlei Unsinn gefüllt um Kaufanreize zu schaffen. CDs haben auch ihre Bonuspacken (wobei mich wundert, dass die hier nicht verstärkt auftreten, um mehr Ansätze für einen Kauf zu schaffen – Physisches kann man ja nicht runterladen. Aber das ist eine andere Diskussion). Und bei Büchern sind tolle Umschläge ja Gang und Gebe. Mir flattert alle paar Monate ein Katalog der “Folio Socienty” ins Haus, die wunderschöne Bücher zu absurden Preisen anbieten, aber sich anscheinend einer regen Käuferschaft erfreuen. Und selbst Top-1-König Harry Potter lockt mit Spezialeinbänden für Erwachsene. Der Text ist gleich, der Einband nicht. Genauso wie meine Leonardo-Ausgabe.
Dort ist nämlich nur die Schachtel schöner – das hat den Vorteil, dass das Spiel nur wenig teurer ist, als die Standartausgabe (und das auch nur, weil ich sie in Holland bestellen musste, wo Spiele generell etwas teurer sind).
Mit den “Fürsten von Florenz” hat dieselbe Firma übrigens auch eine schönere Neuauflage eines Alea-Titels im Programm (in Deutschland wird diese von Pro Ludo vertrieben). Ich denke hier liegt die Zukunft der Neuauflage. Oder genauer gesagt: Es gibt zwei Konzepte:
1.) Nach langer Zeit das Spiel mit neuem Thema und neuem Outfit auch anderen Zielgruppen zu eröffnen. Kann aufgehen oder auch nicht (man denke an Razzia, der Nachfolger von Ra, der schon wieder aus dem Programm genommen wurde). Aktuell macht dies gerade Kramer mit der Alturien-Reihe. Aber auch “Gloria Picktoria” von Zoch ist eine Neuauflage von “Reibach & Co” – und letztere ist graphisch so anders als das Original, dass ich es wohl nicht gemerkt hätte, hätte man es mir nicht gesagt. Und um gleich einen Eindruck mitzuliefern: Fand ich “Reibach & Co” schon schwächer als Union Pacific (das vom Spielgefühl her ähnliche Reize anspricht), so wurde bei GP noch eine Zusatzregel eingeführt: Der Fuchs, der im wesentlichen den Spieler, der die Wertung auslöst noch mehr benachteiligt als das Grundspiel dies tut. Imho eine Verschlechterung, aber jeder wie er will. Äh… Zurück zum Thema
2.) Kleine Verlage bringen kleine Auflagen alter, beliebter Titel zurück. Beispiele in jüngerer Vergangenheit waren FvF, Die Macher oder Rette Sich wer kann. Kleine Verlage sind imho prädestiniert für Neuauflagen, denn die wenigsten “Sammlerstücke” dürften sich in breiter Masse verkaufen lassen. Die neu dazugekommenen Vielspieler und Spielesammler freuen sich. Allerdings ist die Auswahl kritisch, nicht jedes ebay-Stück verkauft sich wie warme Semmeln. Ich glaube kaum dass sich eine Neuauflage von “Der schwarze Turm” lohnen würde: Hohe Produktionskosten und wenig Zielgruppe. Andereseits: Im Videospielbereich gab es jüngst eine Retro-Welle: Auf meiner Playstation laufen dank entsprechender Angebote jetzt wieder “Chrystal Castles” “River Raid” und “Barnstorming”, drei meiner Lieblings Atari-Spiele (allerdings nicht “Joust” – Hallo wieso fehlt dies bei der Atari Anthology???). Dank Amiga-Emulator stecke ich gerade im11. Level bei Dungeon Master. Warum sollte das nicht auch bei Spielen gehen? (Ja, vermutlich weil das programmieren eines Emulatoren und übertragen der Ur-Codes einfacher ist, als die Produktion physischer Teile).
Ich schließe mit einigen Ersteindrücken:
Sakkara ist ein neues Kosmos-2er-Spiel. Nun an der Schachtel kann man nicht unbedingt erkennen, dass es ein Kosmos-Spiel ist: Irgendwie siehts nach zusammengeschustertes Paint-Shop aus. Aber das sollte nicht abschrecken: Das Spiel ist nämlich ausgesprochen pfiffig. Grob gesprochen geht es darum, bestimmte Plättchen zu sammeln und diese in einer bestimmten Reihenfolge auszulegen. Wer diese Auslage -die Pyramide- zuerst fertig hat, gewinnt das Spiel. Also laufen die Spieler über die Auslage und sammeln Plättchen. Das Besondere ist aber, dass die Plättchen z.T. Sondereigenschaften haben, z.T. in Kombination besonders starke “Zaubersprüche” losschießen können. Auf diese Weise können gleich ganze Reihen von Plättchen auf einmal abgerissen werden oder es bilden sich Berge oder es werden -wortwörtlich – Berge von Plättchen versetzt. Da beliebig viel gezaubert werden darf sind tolle Kombinationen möglich, z.B. könnte mit einem Zauberspruch eine Reihe abgeräumt werden, in der ein Vogel Plättchen liegt. Mit diesem kann man dann seinen Pöppel auf ein beliebiges Feld setzen, wo ein dringend benötigtes Plättchen zuvor unerreichbar war. Spielerisch sehr schön und vom dynamischen Spielplan her auch ein “metaspielerisches” Erlebnis dass mich etwas an das Computerspiel “Flying Carpet” erinnert, bei dem auch Landschaften wunderschön entstehen und vergehen. Sakkara spielt sich zudem erstaunlich flott und einfacher als z.B. “Elemental”, bei dem auch Auslagen auf dem Spielplan Zaubersprüche auslösten. Seit langem das erste Kosmos-2er-Spiel, bei dem ich ernsthaft über einen Kauf nachdenke.
Portobello Market spricht dagegen deutlich andere Reize an. Es wurde im Forum schon mit dem Spiel des Jahres in Verbindung gebracht, wohl hauptsächlich weil es einfach ist und die erste erschienene, brauchbare Nürnberg-Neuheit darstellte. Ich erspar mir mal die Regeldetails – Man vervollständigt Reihen und Punktet dafür, der Ort der Aktion wird durch einen “Bobby” bestimmt, dessen Bewegung z.T. recht teuer kommen kann – und gehe zum Fazt über: Sehr seicht, sehr beliebig. Das muss nicht schlecht sein. Einfache, schnelle Spiele mit ein wenig taktischen Möglichkeiten spiele ich immer mal wieder gerne. Aber Portobello Market macht leider überhaupt nicht satt: Wir fingen (zu viert) an und nach 5 Runden war das Spiel schon wieder zu Ende. Wenn man bedenkt, dass man in einer Runde eigentlich nur zwischen 2 und 4 Figuren platziert (oder auch nur eine Spezialwertung auslöst) entspricht das einer Partie “Zug um Zug”, bei der jeder 2 Strecken baut. Zudem war der halbe Plan bei Spielende noch unbenutzt – haben wir wirklich die richtige Anzahl von Häusern (16) benutzt?
Also: Spiel des Jahres würdig war das sicherlich nicht – so tief hängt die Latte nun auch nicht. Aber bei Schmidt ist das Spiel sicherlich gut untergebracht – der Wenigspieler wird vielleicht seine Freude dran haben.
Und um jetzt die nötige Rundung hinzubekommen: Leonardo hab ich auch gespielt. Ist ein knallhartes “Arbeitsspiel”, bei dem man viele Sachen gleichzeitig kontrollieren muss. Vor allem muss man Erfindungen machen und die dauern ein bisschen und dadurch kommt eine Timing-Komponente ins Spiel. Schließlich möchte man das Laboratorium möglichst effizient nutzen, was bedeutet, dass man dafür sorgen sollte, Materialien dann zur Hand zu haben, wenn man gerade fertig gebaut hat. Was soll ich sageN: Timing-Komponenten liegen mir überhaupt nicht! Und so war es kein Wunder, dass ich abgeschlagen letzter wurde. Aber das macht nichts: Es hat mir dennoch verdammt gut gefallen. Der Mechanismus ist einigermassen inzuitiv und recht originell. Man wird bei Leonardo nicht so stark geführt wie bei den Säulen der Erde, aber es ist auch nicht so kopflastig wie Caylus. Für so ein Spieler-Spiel auf jeden Fall ein empfehlenswertes!
ciao
peer
P.S. Übermorgen gibts das Spielbox-Forum nur noch mit Registrierung. Bin mal gespannt ob sich wirklich so viel ändert und vor allem, ob wirklich all diejenigen, die sagen, sie würden nicht mehr posten, nicht mehr posten. Ich hab da meine Zweifel… :-)
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Moin Peer,
frohe Ostern! Hm, deine Beschreibung zu Sakkara hat mir irgendwie so gar nichts gesagt. Hab jetzt mal auf Kosmos nachgesehen und die Regeln überflogen. Machen einen etwas komplizierten Enidruck für ein 2-Spieler-Spiel.
Was Portobello Market angeht. An sich macht es wirklich einen recht einfachen Eindruck, was aber ja, wie du selber schon gesagt hast, nicht schlecht sein muss. Dass es aber so schlecht ankommen könnte, wie bei euch, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte einen sehr interessanten Mailaustausch mit Thomas O. darüber. Es machte einen wirklich interessanten Eindruck auf mich. Kannst du vielleicht einschätzen, woran es gelegen haben könnte, dass es bei euch so schlecht lief?
Andreas (dessen Hexamigo immer besser wird :-) )
Hi,
Sakkara ,acht am Anfang tatsächlich einen komplizierten Eindruck, dieser verfliegt aber beim Spielen sehr schnell, da der Spielablauf sehr logisch ist, die Plättchensymbole intuitiv gewählt sind und die Zaubersprüche auf dem Spielplan stehen. Dadurch spielt es sich erstaunlich flott – die Einstiegshürde ist IMHo sogar eher niedriger als z.B. bei Jambo.
Ja, Portobello Market. Mmh, meiner Frau hats gefallen und die bezeichnet sich ja selbst als “Non-Gamer” und hat in der Vergangenheit einen guten Riecher für den SdJ gehabt. Ich würde es Ode durchaus gönnen ;-)
Aber ansonsten: Wie gesagt, mir geht das Spiel zu schnell vorbei, man macht eigentlich praktisch nix. Ich hab in der Spielbox gelesen, dass die Spieldauer verkürzt wurde – Vielleicht liegt es daran?
Moin Peer,
ok, wenn sich dann doch alles intuitiv zusammenfügt und auch nochmal auf dem Spielplan steht, dürfte es leichter sein, als die Regel den Eindruck macht.
Ob Portobello Market ein SdJ ist, kann ich nicht sagen. Ich habs nie gespielt, mich nur eben mit Thomas darüber ausgetauscht. Von dem Eindruck, den ich daher habe, würde ich es wohl nicht als SdJ einschätzen, aber als interessant genug, um es auf jeden Fall mal spielen zu wollen.
Aber, leider, Geburtstag ist für dieses Jahr gelaufen, da hab ichs nicht bekommen. Dafür andere sehr schöne Sachen ;-) Geld ist momentan knapp. Und die eigenen Prototypen wollen ja auch intensiv gespielt werden. Hm, könnte ich dich für mein abstraktes 2er-Taktikspiel Hexamigo rekrutieren?
Andreas