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Dinosaur Tea Party

Verlag: Restoration Games
Autor: Ohne Autorenangabe
Spieleranzahl: 3-5
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: 20-30 Minuten

Einige Spiele sind geradezu prädestiniert für ein ganz bestimmtes Alter. Das klassische MB-Spiel Wer ist es? (immer noch bei Hasbro im Programm) gehört definitiv dazu. Dabei dürfte das befriedigende Wegklappen der Verdächtigen einen nicht unwesentlichen Teil des Spielspaßes ausmachen – wirklich was zu deduzieren gibt es ja nicht (das erledigen die Klappen automatisch) und bald merkt man, welche Personen schnell erraten sind und welche Eigenschaften unbedingt zu vermeiden sind bzw. auf jeden Fall abgefragt werden sollen. Die Klappen können das Spiel zu diesem Zeitpunkt dann auch nicht mehr retten. Diese zwei, drei Raterunden, hat aber wohl schon so ziemlich jeder irgendwann einmal mit Freude durchexerziert.

Dinosaur Tea Party (eine überarbeitete Neuauflage des hierzulande unbekannten Whosit?) versucht die netten Teile zu übernehmen und ein Spiel daraus zu machen (historisch ist das nicht ganz korrekt. Wenn ich die tiefen des Internets richttig deute, war Whosit vor Wer ist es – Sollte letzteres auf ersteren basieren?). Und das ohne Klappen! Wie bei Wer ist es versucht auch hier jeder herauszufinden, welchen Dinosaurier wer verkörpert – dabei sind die Dinos nicht nur wunderschön gestaltet, sondern auch mit gleichmäßig verteilten Eigenschaften ausgestattet, so dass die Fragen keine Unwucht mit sich führen und Standardfragen nur aufgrund der Faulheit der Spieler existieren, immer dasselbe in derselben Reihenfolge zu fragen, nicht weil Frage A klar besser wäre als Frage B. Die Kehrseite: Da man bei einem „Ja“ weiterfragen darf, bei einem „Nein“ jedoch nicht, ist der Glücksfaktor gestiegen – es ist schlicht Zufall, ob meine erste Fragen an einen Mitspieler ins schwarze treffen oder nicht und damit auch Zufall, ob ich viele Informationen bekomme oder wenig und ob ich überhaupt die Chance bekomme, einen Saurier zu erraten. Damit das Geschehen zudem nicht zum reinen Abhaken von Eigenschaften mit dem Charme eines Logiktrainers verkommt, gibt es drei (zufällig bestimmte) Saurier mit Sondereigenschaften, die das Antwortverhalten modifizieren. Hier muss man zumindest wach genug sein, um zu erkennen, dass die Antworten der entsprechenden Person eigentlich keinen sinn ergeben…

Dinosaur Tea Party behält somit die Zielgruppe aus Wer ist es? bei. Erwachsene durchschauen schnell, dass die Deduktionsarbeit durch das Spiel übernommen wird und so doch mechanisch verläuft – und zudem zu einer „Wer behält den Überblick“- Suchaufgabe tendiert.

Für Kinder sieht die Sache anders aus -nicht nur, weil sie eben auch genauso große Chancen haben, zu gewinnen, wie die spielerfahreneren Erwachsenen, nicht mal wegen der schicken Dinosaurier, sondern wegen einer Meta-Regel, die ein mechanisch orientierter Vielspieler gar nicht wahrnimmt: Da wir hier auf einer Teeparty sind (wenn auch auf einer von „schrecklichen Echsen“), sind wir angehalten uns zu benehmen und ausnehmend höflich zu Fragen und Antworten: „Bitte, könnten Sie mir sagen, ob sie heute ein Haustier dabeihaben?“ „Tut mir Leid, Teuerste; heute ist mein kleiner leider zu hause geblieben!“

Dieses kleine Rollenspielelement hebt Dinosaur Tea Party von vergleichbaren Spielen ab und schafft eine Motivation für die Zielgruppe, die mir, mechanisch orientierter Vielspieler,  weitestgehend verweht bleibt. Aber das macht ja nichts, sobald meine zwei Töchter auch nur ein etwa gleichaltriges Kind zu Besuch haben, wird zur Teeparty eingeladen. In letzter Zeit hatte ich schon häufig von diesen kleinen Regeln gesprochen, etwa bei Burg Kritzelstein. Es ist schön, dass sich Autoren – und Redakteure! -eben auch vermehrt Gedanken darüber machen, wie sich die Spielerfahrung verbessern lässt, ohne das Spiel zu verändern. Das Material ist eine Sache, Meta-Regeln wie bei Burg Kritzelstein oder Dinosaur Tea Party sind eine ganz andere. Dieses Rollenspielelement hält die Motivation auf jeden Fall länger im Spiel als die KLappen je vermochten.

Peer Sylvester
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