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Abluxxen

Verlag: Ravensburger
Autor: Wolfgang Kramer und Michael Kiesling
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: Je nach vereinbarter Runden- und Mitspielerzahl ziemlich frei zwischen 10 Minuten und 60 Jahrmillionen einstellbar

Echte Vielspieler geben sich nicht mit schnöden Stichspielen wie Skat ab. Nein, es muss schon Tichu sein, denn Tichu ist etwas Besonderes. Und es stammt nicht von der westlichen Stichschule ab, sondern von der Östlichen „Big Two“-Schule, bei denen eine Stichrunde mehrmals um den Tisch gehen kann und es sowieso keine Stiche im herkömmlichen Sinne gibt, sondern bei denen eher mit Romme/Poker-ähnliche Kombinationen geboten wird, mit dem Ziel Karten loszuwerden. Aber wem erzähle ich das? Das wissen Sie doch längst! Naja, ich schwafele eben gerne vor mich hin.

So gesehen (das bezieht sich jetzt auf die Liebe von Vielspielern zu Tichu, nicht auf meinen Hang zum schwafeln) ist es kein großes Wunder, dass Abluxxen so gut bei Vielspielern ankommt, denn es lässt sich der letzteren Kartenspielfamilie einordnen. Dabei ist es eher ein entfernter Verwandter, denn das Spielgeschehen ist durchaus originell: Es gibt nur Zahlen, keine Farben, Symbole oder ähnliches (gut es gibt noch ein paar Joker). Wer an der Reihe ist, legt beliebig viele Karten einer Sorte (=Zahl) vor sich hin und am besten oberhalb von bereits liegenden Kombinationen. Hat jemand anderes am Tisch nun dieselbe Anzahl an Karten in seiner Auslage in der obersten Reihe (also als letztes ausgelegt), aber eine niedrige Ziffer, so verliert dieser Spieler diese Karten aus der Auslage. Und zwar entweder an den Zugspieler (wenn der die Karten will) oder an sich selbst (er nimmt sie wieder an sich) oder an den Ablagestapel. Nimmt er die Karten nicht selbst, so muss er entsprechend viele Karten aus der Auslage nehmen, was insofern wichtig ist, als dass eine Runde schlagartig endet, wenn ein Spieler seine letzte Karte gespielt hat und Handkarten dann negativ (je 1) und Karten in der Auslage positiv (auch je 1) zählen.

Alles klar? Wenn nicht, ist das auch OK, ich hab das Prinzip auch nicht von Rezensionstexten verstanden. Es ist aber wirklich einfach, wenn man es tatsächlich spielt – und man merkt dass es vor allem aufs Timing ankommt: Wann spiele ich welche Karte? Anfänger spielen am Anfang eigentlich immer ihre niedrigen Einzelkarten ab und warten mit den Kombinationen bis zum Schluss. Tatsächlich aber lohnt es sich, die Auslage zu beobachten. Wenn dort brauchbares liegt, sollte man so spielen, dass man potentiell überboten wird und lässt andere potentiell verhungern. Liegt dort nur Schrott sind hohe Karten oder lange Reihen gefragt. Auch das gezielte Überbieten der Mitspieler ist geschickt, will man sich dessen Karten einverleiben. Und schließlich sichere ich mich gerne Kombinationen mit nur schwer (oder gar nicht) zu überbietenden Karten wie einer hohen Einzelkarte – schließlich zählen die Auslagenkarten ja Pluspunkte. Wann komme ich durch? Wann gehe ich in die Vollen? Das sind die Fragen von Abluxxen – ein Mitspieler verglich es durchaus nicht untreffend mit Poker, bei dem man auch wissen muss, wann man wieviel riskiert. Und es ist in beiden Fällen dramatisch, wenn man eine lange Kombination auslegt – und der Gegner diese abluxxt.

Abluxxen spielt sich tatsächlich wie ein gutes Stichspiel – es gibt viele Feinheiten, viele Winkelzüge, die man erst mit Spielerfahrung entdeckt. Man lernt sein Blatt zu lesen. Man ist aber auch von seinen Karten und von der Auslage abhängig – spielt man mehrere Runden (was absolut zu empfehlen ist), so läuft es auch mal komplett an einem vorbei. Doch auf lange Sicht, sollte sich gutes Spiel durchsetzen. Naturgemäß ist der Einfluss auch bei geringerer Mitspieleranzahl höher. Zu zweit finde ich Abluxxen dennoch nicht so aufregend, bereits zu dritt ist es aber richtig spannend.

Ich selbst bin kein Tichuspieler, freue mich aber, dass Kramer/Kiesling zeigen, dass auch im Kartenspielbereich innovative Spiele mit kleiner Einstiegshürde und großen Tiefgang möglich sind.

Peer Sylvester
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1 Kommentar

  • […] Das spielt sich zwar eher klassischer, ist aber durchaus originell, leicht zugänglich und die Rezensenten finden ziemlich einhelliges Lob. Andererseits spielt es sich eben irgendwo wie ein klassisches […]