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Kurzkommentar zum Spiel des Jahres

Irgendwie war dieses Jahr der Wurm drin. Die Presseveranstaltung hätte ich dieses Jahr nicht besuchen können, weil ich im Urlaub gewessen wäre. Nun war ich nicht im Urlaub, konnte sie aber dennoch nicht besuchen, denn die Anzahl der Medien im Raum war wegen Corna beschränkt. Also habe ich den Live Stream verfolgt, ein bisschen mit den Beeplekollegen gequatscht (virtuell) und bin dann meiner Wege gegangen.

Das liegt auch daran, dass die Auszeichnung an die Crew nicht wirklich überraschend war. Kings Dilemma hatte bestenfalls Außenseiterchancen – ich fühlte mich an Detective aus dem letzten Jahr erinnert, dass wohl auch eher gewürdigt als echt nominiert wurde. Der Kartograph wäre eine faustdicke Überraschung gewesen – nicht weil das Spiel schlecht wäre, sondern einfach weil dieselben Leute, die Kartograph mochten in der Regel die Crew noch lieber mochten. Natürlich ist eine Preisverleihung nie 100%ig vorhersehbar, aber hier konnte man einigermaßen sicher sein, bedenkt man die Lobeshymnen auf das Spiel (interessanterweise fiel im Einspieler der Satz „Ein kooperatives Stichspiel? Das ist ja was völlig neues!“ – Offenkundig kannte das Jurymitglied Familiars Trouble/Tricks and Trouble nicht, m.E. das bessere kooperative Stichspiel). Aber Vorhersehbarkeit ist keine Kritik, sondern eher eine Bestätigung der guten Arbeit der Jury.

Beim Hauptpreis war ich dieses Jahr so entspannt wie vielleicht nie zuvor: Kein Titel, dem ich die Daumen drückte, kein Titel, bei dem ich hoffte „Alles, nur das nicht!“Ich war weitestgehend emotionslos. Alles drei ordentliche Spiele, alles drei sicherlich keine schlechten Preisträger, keine offensichtlichen Übersehungen der Jury. Wir hatten einen soliden Jahrgang mit vielen ordentlichen bis guten Spielen, aber ein „Jahrhundertspiel“ war keines dabei und das spiegelte sich in den drei Nominierten wieder.

Pictures, also.

Ich habs gespielt und für gut befunden. In meiner Familie kommt es gut an, meine Eltern wollen es auch ausprobieren, es spricht Nichtspieler sofort an. Insofern wird der Preis der Zielgruppe viel Freude machen. Ich will das nicht schlecht reden oder so. Wenn ich Kritik äußern soll, dann die: Pictures entspricht schon so ziemlich dem, was sich absolute Nichtspieler, die sonst Tabu und Activity kennen, unter dem Begruff „Spielen“ vorstellen. Sicherlich was besonderes in den Darstellungsformen und durch den „modernen Kommunikationsspielfünfkampf“, aber eben Darstellen von Krams. Das letztjährige Just One wirkte alleine durch das Kooperative schon noch etwas origineller. Ein klassischeres Brettspiel wie Nova Luna oder My City (letzteres nicht gespielt) hätten m.E. mehr gezeigt, was „modernes Brettspiel“ eigentlich bedeutet. Ob die mehr gespielt worden wären, sei aber dahingestellt. Was fördert das Brettspielhobby mehr? Ich weiß es nicht. Insofern gibt es von mir keine Kritik an der Wahl.

Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger!

ciao

peer

Peer Sylvester
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