Was muss man machen, wenn man mit Spielen reich werden möchte? Glück haben.
Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, zumindest wenn man „reich“ optimistisch interpretiert: Ein Kartenspiel über Katzen ist gerade kurz davor, die 5-Millionen-$-Grenze bei Kickstarter zu durchbrechen. Nun sind die 5 Mille natürlich kein Reingewinn, denn davon müssen die Spiele ja produziert und ausgeliefert werden (was schon so manch einen anderen Verlag in Probleme gebracht hat), aber dennoch: Für ein Erstlingswerk, ist die erste Auflage ungewöhnlich hoch (um es mal übervorsichtig auszudrücken).
Der ursprüngliche Prototyp wäre weniger geeignet gewesen, irgendjemand in Aufregung zu versetzen. Dass es jetzt zum Kickstarter-Overkill kam, ist mit zwei Worten zu erklären: The Oatmeal.
The Oatmeal ist was man als „Kultseite“ beschrieben könnte: Viel nerdiger Inhalt, insbesondere Comics. Und die Exploding-Kitten-Macher hatten die grandiose Idee, einen der Zeichner von dort für ihr Projekt zu gewinnen. Und dieser (Matthew Inman) wiederrum hatte die Idee, aus den Bomben des Prototypen Katzen zu machen. Katzen gehen im Internet immer, mag er sich gedacht haben. Oder er hat sich dunkel daran erinnert, dass sein Oatmeal-Buch „How to tell your cat is plotting to kill you“ ein internationaler Bestseller ist. Ebenfalls vor allem wohl deswegen, weil The Oatmeal eine gigantsiche Fanbase hat, die kräftrig „mitgebacken“ haben dürfte.
Man kann das ja bewerten wie man will, aber Tatsache ist, dass ein künstlerisches Produkt (egal ob Film, Buch, Musik oder Spiel) dann eine exponentiell größere Chance hat, ein Erfolg zu werden, wenn es auf eine bereits bestehende Fanbase zurückgreifen kann. Viele Fans eines Produktes (ob Marvel Comics, DSDS oder eben The Oatmeal) folgen ihr Produkt auch auf andere Medien und müssen nicht mehr von den Qualitäten des neuen Produktes überzeugt werden. Wahrnehmung und Überzeugung sind aber die ersten beiden Hürden für einen potentiellen Erfolg (letztlich muss drittens natürlich auch die Zielgruppe überhaupt groß genug sein). Das wissen Verlage natürlich und erwerben Lizenzen. Das besondere hier ist allerdings, dass „Kickstarter“ natürlich fast besser zu einem Nerd-Culture-Produkt wie The Oatmeal passt, als ein herkömnmlicher Vertriebsweg. Und da kann man schon sehen wie man sein eigenes Erfolgsspiel aufbaut: Einfach ein Spiel zu XKCD gestalten und schon wird man die explodierenden Kätzchen hinter sich lassen… Allerdings gebe ich zu bedenken, dass Randall Munroe durchaus auch Brettspieler ist, also vermutlich etwas größere Hürden in Bezug auf die Prototypenqualität aufstellt ;-)
Als Macher lohnt es sich nicht, um über diese „Ungerechtigkeit“ zu meckern – es ist eben so. Wer mit künstlerischen Tätigkeiten (wie Spiele erfinden) Geld verdienen will, dem muss klar sein, dass das nicht einfach ist und in den meisten Fällen nicht von besonders viel Erfolg gekröhnt sein wird. Neid nützt da nichts (und selbst die Entscheidung zwischen „Kunst“ und „Kommerz“ ist letztlich meistens keine wirkliche oder nur eine sehr viel kleinere als immer impliziert wird). Man kann sich aber damit trösten, dass solche Projekte zumindest das Potential haben, die Anzahl an Brettspielern zu erhöhen, was dann der gesamten Spieleszene zu gute kommt. Und damit irgendwann zumindest potentiell auch dem armen Spieleautoren hilft, der draußen in der Kälte steht und keine Kätzchen mag.
ciao
peer
P.S. Irgendwie habe ich gerade das Bedürfnis auf diesen Artikel hinzuweisen, in dem ich schrieb, was eine Zielgruppendefinition ist und damit auch was eine Zielgruppendefinition nicht ist…
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