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Welcher Tag ist denn heute?

Aprilscherze sind immer sehr witzig. Nur: Mittlerweile gibt es sehr viele von denen. Letztes Jahr gab es sogar eine regelrechte Inflation. Ich hatte das Gefühl, ganze virtuelle Herrscharen wanderten von Seite zu Seite im virtuellen Netzt um zu sehen, was auf der Seite xy den lustiges zu finden sei. Da dachte ich: Ich machs mal anders. Hier sind vier Spielemeldungen, die mir in meiner Zeit als Blogger über den virtuellen Schreibtisch flatterten. Das heißt: Eigentlich sind es nur drei Meldungen, die vierte ist frei erfunden. Von mir.

Jeder ist nun in den Kommentaren aufgerufen, seine Meinung abzugeben: Was ist echt? Was ist erfunden? Bitte nicht googlen oder so, ist nur ein Spaß! Gibt nicht mal was zu gewinnen. Im Laufe der Woche (vermutlich morgen) löse ich die Sache dann auf… Wer etwas definitiv ausschließen kann, bitte nicht spoilern! (Tipp abgeben ist aber erlaubt)

Beginnen wir mit einem Kleinverlag: Ein kleiner Verlag möchte sein zweites Spiel schon gerne veröffentlichen, der Ein-Mann-Betrieb braucht aber irgendwie noch ein paar Testspiele. Was aber tun, wenn die Kapitaldecke dünn ist und man seine letzten Tester vergrault hat? Ganz einfach! Man stellt den unfertigen Prototypen für 40$ beim Game Crafter ein! Die loyale Fanbasis wird den sicherlich begeistert kaufen und testspielen. Aber was ist wenn die dann womöglich böse Briefe an Boardgamegeek schreiben? Von wegen: Spiel nicht ausgetstet und so? Kein Problem! Das Spiel ist erst spielbar, wenn man nochmal 10$ ausgibt und das Restmaterial beim Verlag direkt ordert. Und das gibt es nur gegen eine schriftliche Versicherung, dass ausführliches Feedback gemacht wird. Bombensichere Sache!

Apropos Bombe, apropos Game Crafter: Beim Game Crafter findet man jede Menge Spiele. Einige davon sind Deckbauspiele. (Glaube ich jedenfalls). Eines davon könnte von Bomb the bass stammen (Wow, was für eine Überleitung!), denn das Ziel ist es zu rappen. Ja, immer wenn man eine Karte auslöst (und ich nehme an, dass ist bei einem Deckbauspiel recht häufig), dann lässt man einen passenden „Spruch“ (wie ist der Hip-Hop-Fachausdruck für einen gerappten Zweizeiler?) vom Stapel. Oder liest den Kartentext stakkatoartig vor. Je nachdem, was man besser kann.

Apropos können: Nicht alle Kickstarterspiele können erfolgreich sein. Andere Projekte sind erfolgreich, werden aber nicht ausgeliefert. Z.B. Weil sich die Macher verhoben haben, die Rechter gar nicht besitzen oder wegen Brandstiftung im Gefängnis sitzen. An der Verwirklichung des Spieles Katalyka scheitert es im Moment, weil die Sonne der Autorin gesagt hat, dass sie nicht möchte, dass sie in dem Spiel vorkommt. Und da es sich um ein Spiel handelt, dass irgendwie mit dem Sonnensystem zu tun hat, ist das Projekt gestoppt, bis unser Zentralgestirn ihre Meinung ändert.

Apropos Sonnensystem: Für das Sonnensystem irgendwie zuständig ist die NASA. Und die gibt regelmäßig lesenswerte Newsletter und sonstige Informationen heraus. So erfährt man z.B. dass auch Astronauten gerne spielen. Ist ja auch klar, sind ja intelligente Leute. Allerdings sind sie bis auf weiteres auf Computerspiele (oder Apps, nehme ich an) angewiesen, denn Karten sind in der Schwerkraft unpraktisch und ein magnetisches Schachbrett sorgte dereinst für Unbill, als eine entrutschte Figur einen Kurzschluss in irgendeinem Sekundärsystem auslöste. Nichts dramatisches anscheinend (die ISS ist ja noch nicht abgestürzt), aber wohl close-callig genug (ich freue mich schon auf die Zuschriften der Deutschlehrer), um physischen Brettspielen erst einmal „Schachmatt“ zuzurufen – zumindest bis ein findiger Autor ein Spiel für die Schwerelosigkeit kreiert. Auch wenn die Zielgruppe dafür wohl recht eingeschränkt sein dürfte.

Apropos sein: Ich lasse jetzt weitere Worte sein und verbleibe mit einem fröhlichen „Lirpa“ oder was man am 1. April so ruft…

ciao

peer

Peer Sylvester
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5 Kommentare

  • Ich bin leider raus, weil ich nachgeschaut, ob die Begründung mit der Sonne gestimmt hat.

  • So ….
    Spoiler
    ….
    Nummer 1 : Ja, der Verlag war Penrose Press und der Prototyp hieß Serengeti. Habe ich sogar mal drüber hier berichtet.
    Nummer 2: Das Spiel heißt „Legend of the Cypher“. Ich überlege, ob ich eine Verlagsvorstellung machen soll… Aber gibt es für das Spiel wirklich eine Zielgruppe?
    Nummer 3: Ja, stimmt auch. Ob die Sonne wirklich mit der Autorin redet, weiß ich nicht, behaupten tut sie das jedenfalls.
    Nummer 4 ist folglich ausgedacht. Wäre auch noch schöner, wenn die da pben nicht spielen würden!

  • Naja, über Botschaften von der Sonne hat sie zwar berichtet, aber sie nennt im selben Beitrag doch ganz reale Gründe für die Verzögerung:

    |: Ever since about December, I’ve been harassed by a voice that is
    |: claiming to be the sun, and its been attacking me and harassing
    |: me almost every hour of the day.
    |:
    |: This is the best way I can explain what I am going through…
    |:
    |:
    |:
    |: The main problem is the actual printing of the card decks. I have
    |: all the other materials, and I have cardstock to print the cards on
    |: but it was too thick for my printer and I can’t afford to take it to a
    |: second hand printer, so as soon as I can finish it I am determined
    |: to see this project done. I looked into exchanging or returning the
    |: cardstock, and it would cost me about $500 to do that (which I
    |: don’t have, since I am on disability due to an injury, I only get about
    |: $200 a month after rent and most of that goes into food.)
    |:
    |: I put way too much time and effort into Katalyka to give up now,
    |: so if anyone has any ideas I’d love to hear them.
    |:
    https://www.kickstarter.com/projects/1820893788/katalyka/posts/239764

    Bei der Autorin handelt es sich offensichtlich um eine Person, die mit dem Projekt überfordert ist. Kleine Hindernisse blockieren mit großem Effekt (wer kennt sowas nicht?). Sie stellt das zunächst recht transparent dar und bekommt dafür anfänglich auch Verständnis und Ratschläge von Unterstützern. Später gibt es dann Erfolgsmeldungen hinsichtlich des Drucks, doch dann Totenstille.

    Das mit der Sonne ist natürlich immer eine tolle Schlagzeile wert. Einer greift sich das heraus, weil es einen Lacher wert ist, und andere, die dann darüber schreiben, verbreiten es, ohne näher auf die Originalquelle zu schauen.

    Sicher ist es legitim, die Sonnen-Begründung in den Aprilscherz einzubauen, zumal sie ja inhaltlich korrekt zu sein scheint; aber in der Auflösung hätte ich mir doch eine etwas tiefer gehende Erläuterung gewünscht – zumal die ganze Story ja auch Informationswert hinsichtlich der Risiken bei Unterstützung von Crowdfunding-Projekten betrifft.

    Es geht beim Unterstützen eines Projektes eben auch um Unterstützung von Menschen, die Unterstützung nötig haben, mitunter deutlich mehr …
    Soweit es einem nur um das Projekt geht, sollte man sich dann auch das Umfeld, sprich den Anbieter anschauen, um das Risiko einzuschätzen. Denn Crowdfunding bedeutet auf manchen Plattformen eben auch Risikoverlagerung auf die … Kunden? … nein, auf die Unterstützer.

    Ob in einem konkreten Fall um bewusste Abzocke, Gleichgültigkeit, religiösem Aberglauben oder schlicht um Hilflosigkeit handelt, kann man nicht wirklich wissen. Rechnen sollte man mit sowas aber immer, wenn man sich in die Position eines Unterstützers begibt.

  • Ich habe ja in der Vergangenheit häufiger über Risiken bei Kickstarter geschrieben (z.B. https://www.spielbar.com/wordpress/2013/08/04/4463 oder https://www.spielbar.com/wordpress/2013/05/12/4358 ). Auch http://www.boardgamegeek.com/geeklist/160421/controversial-or-fraudulent-kickstarters gibt einige Eindrücke (auch über Katalyka). Ich habe für mich nicht entschieden, ob das Problem hier reale Probleme und Druck oder eine echte psychische Störung darstellt.
    Da sich die Reaktionen hier in Grenzen hielten, wollte ich nicht so viel schreiben.

  • Es muss ja nicht alles im Detail behandelt werden, aber in dieser Form ist es aufgrund von Vereinfachungen inhaltlich falsch:

    |: „An der Verwirklichung des Spieles Katalyka scheitert es im Moment,
    |: weil die Sonne der Autorin gesagt hat, dass sie nicht möchte, dass
    |: sie in dem Spiel vorkommt. Und da es sich um ein Spiel handelt,
    |: dass irgendwie mit dem Sonnensystem zu tun hat, ist das Projekt
    |: gestoppt, bis unser Zentralgestirn ihre Meinung ändert.“

    Zur Auflösung gehört dann aber schon, dass
    – die Autorin auch rein technische Gründe nennt
    – sie nicht behauptet(e), dass die Sonne es ihr gesagt habe, sondern dass sie eine Stimme höre, die behauptet, sie sei die Sonne

    Dass sie ‚Stimmen hört‘, kann durchaus wahr sein und verweist auf ein ernstes Problem.
    Diese Wirklichkeit klingt bloß weniger schräg und weniger lustig als die Kurzform mit der Sonne.