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Erschießt den Boten!

Der nicht gerade für seine gemäßigte Ausdrucksweise bekannte Matt Drake hat letzten Sonntag einen kleinen „Rant“ veröffentlicht. Es ging um diese Geeklist, genauer gesagt um Crowdfunding-Projekte, die Games Salute vertrieben hatte und die aus dem einen oder anderen Grund nicht funktionierten. Drake gibt zwei Denkanstöße: Zum einen, dass bei der riesigen Menge an Projekten, die Games Salute managed, zwangsläufig auch mehr Projekte schief gehen, als bei einem Vertrieb, der weniger Spiele managed, aber dieselbe „Failure Rate“ hat. Zum anderen managed Games Salute die Projekte nur, sie machen sie nicht. Mit anderen Worten: Die Fehler machen andere.

Ich sehe da durchaus Parallelen zur Spieleschmiede und wie diese im Netz wahrgenommen wird.

Man mag über Spieleschmiede und HappyShops denken was man will. Man mag durchaus das Seitenlayout kritisieren oder die Politik, dass Verlage hinter den Projekten stehen müssen. Allerdings ist es schräg, dass der Spieleschmiede u.a. vorgeworfen wird…

– dass die Projekte teuer sind

– dass die Stretch Goals doof sind (Merseburg-Karte)

– dass Express 01 keinen Spaß gemacht hat

– dass die Regeln von 12 Realms schlecht sind und die Miniaturen aus minderwertigem Material

– dass Leelawaadee viel später ausgeliefert wurde als angekündigt

usw.

All diese Dinge liegen in der Hand der Verlage, die das jeweilige Projekt eingestellt haben. Die Spieleschmide liefert klediglich die Plattform. Damit ist eine Beschwerde in etwa so sinnvoll wie eine Aussage wie „Ebay ist doof – das letzte Spiel, was ich dort ersteigert habe, war unvollständig“ oder „Kickstarter ist Schuld, dass Broken Age in zwei Teilen gesplittet wurde“. Die Schmide macht sogar noch etwas mehr als Kickstarter, denn sie überprüft zumindest grob, ob ein Projektplan vorliegt. Aber alle Materialfehler liegen nicht in ihrer Hand. Dass die ersten Projekte vielleicht suboptimal liefen war kaum deren Schuld. Aber für die Verlage ist so etwas natürlich praktisch: Sie selbst werden nicht von der negativen Presse getroffen, dabei sind sie es, die versagten. Ich z.B. bin sehr kritisch gegenüber dem neuen Mage-Company-Projekt eingestellt, denn Material und Regel bei 12 Realms waren ziemlich mies (Eine Rezi folgt auch irgendwann im April oder so). Die Spieleschmiede vermeide ich deswegen aber nicht.

Etwas ähnliches beobachtet man gerade bei der Neuauflage von St.Petersburg: Da beschwert man sich über den bösen Verlag HiG, dass z.B. Tom Lehmanns Erweiterung nicht dabei ist. Sicher, man kann das Schade finden. Aber es kann viele Gründe geben, warum die nicht dabei ist (beim momentanen Wissenstand zumindest) und nur wenige liegen in der Hand des Verlages. Es ist sicherlich einfacher „Zeter und Mordio“ zu schreien, als den wahren Grund herauszufinden oder einfach still zu bedauern, dass ein Projekt nichts für einen selbst ist. Aber ist es auch sinnvoller?

ciao

peer

 

Peer Sylvester
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1 Kommentar

  • Hi Peer,
    rein wissenschaftlich betrachtet muss ich Dir da leider in Teilen widersprechen. Wenn man sich erfolgreiche Plattform-Betreiber anschaut, dann spielt das Qualitätsmanagement eine gewichtige Rolle. Siehe beispielsweise Literatur zum Platform Ecosystem Management.
    Liebe Grüße
    Jürgen