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Schnipsel und Ersteindrücke

Wusstet ihr, dass König von Siam einen Preis gewonnen hat? Nein? Ich auch nicht. Eher zufällig bin ich auf El Kingmaker gestossen, der sozusagen seine eigene Version des Sylvesters vergibt und mich mit zwei Preisen bedacht hat („Bester ausländischer Spieleautor“ schreibe ich mir auf meine Visitenkarte… :-) )

Bei Blogs geht es ja im Allgemeinen um „Content“ wie es im Neu-IT-Deutsch wohl heißt und  wir hier auf der Spielbar machen unsere Sache wohl nicht ganz falsch, wenn mir ab und an vorgeworfen wird zu viel und zu oft zu schreiben. Allerdings muss ich gestehen, dass der Zeitaufwand für zwei Artikel pro Woche nicht zu verachten ist. Es kann also durchaus passieren, dass sich die allgemeinen Artikel und die Verlagsvorstellungen in Zukunft im Wochenrythmus abwechseln. Ist alles noch nicht entschieden, haltet ein Auge drauf (und kommentiert ruhig, ich schreibe ja auch für euch) (Ja, das war eine Lüge, ich schreibe nur um mich selbst zu produzieren, kommentiert aber ruhig trotzdem). Ich müsste auch so langsam mal über ein Archiv nachdenken (ähnlich dem für die Verlagsvorstellungen).

Ein paar neue Ersteindrücke:

Bürger, Baumeister & Co: Komischerweise habe ich über diese Neuerscheinung noch gar nichts im Vorfeld gelesen (Und das obwohl Valdora bereits vor Erscheinung kräftig gehyped wird). Vom Spielmechanismus ger würde  ich es als typischen Schacht einstufen: Wer an der Reihe ist legt eines seiner drei Plättchen in ein farblich passendes Viertel und kassiert Siegpunkte für alle dort liegenden Chips (inklusive des gerade platzierten) mit demselben Symbol. Zusätzlich gibt es auf den meisten Feldern noch einen Bonus in Form zusätzlicher Siegpunkte oder einer Münze. Dreimal wärend des Spieles kann man sich mit diesen Münzen entweder 4 zusätzliche Siegpunkte oder eine Siegpunktverdopplung kaufen – vorrausgesetzt das entsprechende steht in dem Gebiet, in dem man aktiv war überhaupt noch zur Verfügung. Anschließend zieht man ein Plättchen nach: Entweder ein kostenloses oder eines der anderen, für das man aber Münzen zahlen muss.  Spielerisch steckt tatsächlich etwas mehr drin, als ich zuerst dachte – einige knifflige Entscheidungen müssen durchaus gefällt werden. Zwar ist der Glücksfaktor nicht zu verachten, aber für ein so lockeres Spielchen ist das OK. Insgesamt beileibe kein schlechtes Spiel, aber eben auch keines, über das man in einem Jahr noch sprechen wird. Solide Spielerkost würd ich sagen. Ich würds nochmal spielen, auch um rauszufinden, ob es Zufall war, dass wir alle am Ende extrem dicht gleichauf waren – wenn ein Spiel zu viel nivelliert, ists auch nicht gut.

Würfelexpress: In meiner Runde meinten alle: Nettes Spiel! Ich fands nicht so prickelnd: Würfeln, auslegen oder dem Gegner wegnehmen. Zwar in dieser konkreten Komposition irgenwo neu, aber vom Spielgefühl her allzu bekannte, durchschnittliche Würfelkost. Zudem ziemlich fummelig – man verschiebt leicht die Leisten, was einen unbeabsichtigten Vorteil bringt. Muss nicht sein!

Dixit: Hier hatte ich vom Spiel berichtet. Mittlerweile hab ichs gespielt – sogar mehrfach – und ich finds richtig gut. Das geben guter Hinweise ist echt ne Herausforderung, es spielt sich flott und die Regeln sind klar. Würd mich nicht wundern, wenn es bis Ende des Jahres eine deutsche Version geben würde. Das Spiel hat es verdient! Natürlich ist es kein Strategiespiel, aber wer der kommunikativen Schiene nicht völlig abgeneigt ist, wird das Spiel mögen!

Livingstone ist das neue Schmidt-Spiel und ich habs zu dritt gespielt – ich sag das, weil sich in meiner Runde einige Leute über die Längen im Spiel zu fünft aufgeregt haben. Zu dritt gabs keine Probleme: Man wählt einen Würfel, setzt ein oder zieht aus dem Beutel oder nimmt eine Karte. Alles ist gut und man kann durchaus geschickt spielen. Und gemein – ein Spieler konnte mit seiner letzten Aktion noch einmal zwei Mehrheiten „stehlen“. Auch durch die „Doppelte Würfel“-Karte kann ein Spieler ohne eigenes Verschulden hart getroffen werden. Zudem ist die Sache mit dem Spenden zwar ne gute Idee, aber irgendwie unterrepräsentiert… Alles in allem ein interessantes Spiel – aber auch keines das so aufregend wäre, dass ich es mir nun unbedingt anschaffen müsste. Überhaupt habe ich noch keine Neuheit in diesem noch jungen Jahr gespielt, die mich so richtig begeistert hätte – aber das war letztes Jahr (mit der Ausnahme von Stone Age) ähnlich.

Nach dem sehr guten „The Gamemakers“ über die Geschichte von Parker habe ich nun auch Monopoly – The Worlds most famous game and how it got that way von Phil Orbanes (Kopf von Winnign Moves USA und ehemaliger Vizepräsident von Parker) gelesen. Was auffällt: Es ist in etwa genauso lang wie das Parkerbuch und das obwohl es hier nur um ein einziges Spiel geht. Da ist es kein Wunder, dass der Autor hier praktisch bei Adam und  Eva anfängt (genauer gesagt: Bei der Gründung von Atlanta, der Stadt, nach der die Original-Strassen von Monopoly benannt sind) und dass auch am Ende noch jede Menge Füllstoff drin ist, z.B. ist das Kapitel über die Sammler mehr eine Aufzählung á la der und der hat dannunddann aus diesen und jenen Gründen angefangen dies und das für die Sammlergemeinschaft zu tun. Interessiert nicht wirklich! Gut dagegen die eigentliche Geschichte des Spieles, die etwa die Hälfte des Inhalts ausmacht. Hier wird wirklich sehr genau nachverfolgt, wie aus dem „Landlords Game“ von Magie nach und nach „Monopoly“ wurde – Welchen Weg das Spiel machte und wer welche Regeln erfand. Sehr lesenswert! Auch weil man endlich erfährt, welchen Anteil Charles Darrow nun wirklich am Monopoly-Design hat. Antwort: Das Layout. Für Spielehistoriker ist das Buch trotz o.g. Schwächen daher ein Muss.

ciao

peer

Peer Sylvester
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