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Verlagsvorstellung Geode Games

Langsam füllt sich meine Landkarte mit den Verlagsvorstellungen aus aller Welt. Auch die Holländer sollen zu ihrem Recht kommen- es folgt Geode Games, ein kleiner Verlag, der in Essen seinen Erstling unters Volk brachte:

Bitte stelle Dich doch kurz vor!

Ich bin Peter Struijf, 38 Jahre alt und komme aus Holland.Ich bin der Autor von Kraków 1325 AD, ein gemeinsames Projekt vom Graphiker Melchior van Riijn und mir. Ich bin außerdem der Verleger dieses Spiel: Um Krakow an die Öffentlichkeit zu bringen habe ich meinen eigenen Verlag, Geode Games, im Mai 2008 gegründet. Krakow ist das erste Spiel von Geode Games. Eine Geode ist übrigens eine Art Stein-Ei und man hat früher gedacht es sei von Drachen gelegt worden.

Erzähle uns doch bitte mehr von dem Spiel!

Kraków 1325 AD ist eine Mischung aus Karten- und Brettspiel für vier Personen. Das Spiel spielt in Kraków, der Hauptstadt des mittelalterlichen Polens. Es spielen jeweils zwei Spieler zusammen und bilden ein Team aus rücksichtslosen Fieslingen. Diese beiden Teams kämpfen um Einfluss und Reichtum. Doch hinter der Facade sieht es düster aus: Jeder Spieler hat eine geheime Identität und kämpft geheim gegen die anderen, inklusive gegen dein eigenen Teamkamerad. Diese geheime Identität wird erst bei Spielende aufgedeckt, denn dann gibt es einen Gewinner und drei Verlierer!

Warum nur genau 4 Spieler? Schränkt das den Käuferkreis nicht ungemein ein?

Die meisten Brettspiele in den Geschäften kann man „angeblich“ mit 2-5 oder 2-6 Spielern spielen. Aber wenn man die Spiele kennt weiß man, dass sie nicht mit jeder Spielerzahl gleich gut funktionieren. Risiko oder Cluedo machen z.B. zu dritt nicht allzu viel Spaß. Krakow ist für genau 4 Spieler zugeschnitten und hat genau die richtige Menge Interaktion für diese (häufig vorkommene) Spieleranzahl. Wir haben eben versucht das perfekte Vierpersonenspiel zu machen, statt nur eines weiteren Spiel für 2-5  Spieler. Und ich hoffe viele Leute wissen das zu schätzen…

Warum hast Du Dich entschlossen das Spiel im Eigenverlag herauszubringen? Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?

Ich habe zuerst versucht das Spiel bei zwei Deutschen Spieleverlagen unterzubringen, aber es wurde nichts draus: Ein Verlag meinte es wäre zu komplex für ihr Verlagsprogramm (gab aber ein positives Feedback). Der andere Verlag beantwortete nach Erhalt des Prototyps weder Emails noch ging ans Telefon. Da hab ichs dann aufgegeben.

Nachdem ich Melchiors Arbeiten gesehen habe, dachte ich an die Möglichkeit es selbst zu produzieren und zwar genau so wie wir es wollten. Meine Frau Liz unterstützte mich sehr und ermutigte mich all unsere Ersparnisse in unseren Verlag und die Spielveröffentlichung zu stecken. Wir haben entschieden, dass wir lieber scheitern wollen, als es nicht versucht zu haben… Und Geld kann die Erfahrung sowieso nicht ersetzen, oder?

Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden – Ich bin regelrecht geschockt von dem positiven Reaktionen auf das Spiel! Nur einen Monat nachdem unsere Spiele im Lager ankamen hatten wir bereits ein Drittel der 2000 Spiele verkauft. Das Spiel wurde von Spielern aus aller Welt sehr wohlwollend aufgenommen und wir hatten eine fantastische Zeit in Essen und bekamen gute Kritiken von Frank Kulkmann und Tom Vasel. Beim Spellenspektakel (der holländischen Spielemesse) kamen wir bei der Publikumsbefragung auf Platz Zwei – Wir verloren knapp gegen Galaxy Trucker, haben aber Dominion auf die Plätze verwiesen! Insgesamt läuft also alles besser als erwartet.

Vielen Dank für das Interview!

Wie das so ist: 4 Spieler mag die häufigste(und eventuell auch beste) Besetzung für Brettspiele sein, aber irgendwie verfehlen meine Spielrunden regelmäßig diese Anzahl, so dass ich es bislang nur auf eine Partie Krakow bringe. Der Eindruck ist also keinesfalls ein endgültig- im Gegenteil! Krakow ist vom Mechanismus her ein einfaches Spiel, auch wenn das eine oder andere Abrechnungsdetail etwas unnötig kompliziert wirkt. Das liegt natürlich vor allem an der Abrechnung: Wie bereits im Interview erwähnt spielen und punkten zwar zwei Spieler zusammen, aber bei Spielende bekommt noch jeder Spieler Punkte gemäß seiner geheimen Identität und dadurch gibt es nur einen Sieger. Entsprechend müssen während der Partie Punkte für die Teams und für die Identitäten vergeben werden. Spielerisch ist Krakow auf alle Fälle interessant und innovativ- aber ich benötige doch mehr als eine Partie um ein Urteil fällen zu können. Der erste Impuls bei den Kartenspielrunden ist, alles zu verhindern, was die gegnerische Partei anstellt. Gibt man dem nach, wird Krakow sehr glückslastig und wenig interessant. Allerdings ist es, glaube ich, gerade die Kunst in diesem Spiel dem Impuls nicht immer nachzugeben, sondern zu überlegen, wann es sich lohnt, mit Absicht nicht zu kontern – besonders wenn die eigene Identität profitiert (oder wenn die verfeindete Identität profitieren würde). Dieses Wirkungsgeflecht zu ergründen bedarf es mehr als einer Partie. Ich werde mich hier melden, wenn ich diese Erfahrungen gemacht habe!

ciao

peer

Peer Sylvester
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