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Wieder was zum lesen

Zwei neue Spielebücher haben den Weg in meine Bibliothek gefunden (eigentlich drei, aber über das ausgezeichnete, supertolle, unglaublich empfehlenswerte Entensuppe und 53 andere Spiele zu schreiben fällt doch etwas auf).

Da ist zum einen New Rules for classic Games von R. Wayne Schmittberger. Der Titel ist etwas irreführend: Zwar findet man gleich im ersten Kapitel ein paar neue Varianten für moderne Spiele, doch das wars auch schon an neuen Varianten ! Zudem ist gerade das erste Kapitel eher eines der schwächeren – Zumal die beschriebenen Varianten für MonopolyMastermind, Trivial Pursuit oder Boggle nun nicht gerade originell sind. Und der Rest des Buches? Der enthält einen interessanten Querschnitt aus allen möglichen Bereichen: SchachBackgammon– und Damevarianten haben jeweils ihre eigenen Kapitel bekommen. Natürlich gibt es dafür jeweils Fachbücher, die jeweils mehr Substanz enthalten, aber als kleinen Querschnitt taugen die Kapitel durchaus.  4 Kapitel enthalten eigenständige  Spiele, darunter eine Reihe altbekannte wie Haggle, Sprouts oder Eleusius, aber auch eine Menge mir bislang unbekannter Spiele. Der überwiegende Anteil dieser Spiele sind übrigens abstrakte Zweipersonenspiele. Die weiteren Kapitel beschäftigen sich mit speziellen Aspekten von Varianten: Handicap-Regeln, Möglichkeiten zum Ausgleich des Startspielervorteils bei Zweipersonenspielen, Spielen per Post, Veränderungen in der Spielerabzahl etc. Auch hier sind einige Lösungen doch eher trivial, einige sind aber durchaus interessant. Auch enthalten die Kapitel eine Reihe Überlegungen zum Spieldesign, die gerade für angehende Autoren nicht uninteressant sein dürften. Alles in allem liegt die Stärke des Buches nicht so sehr in der Tiefe sondern vielmehr in der Breite der abgedeckten Materie: Für fast alle Teilbereiche findet man besseres und umfangreicheres Material. Aber kein mir bekanntestes Buch deckt ein so breites Spektrum ab: Schachvarianten, neue Spiele, Spieldesignüberlegungen… Damit eignet es sich vor allem als Einstiegsspielebuch: Wer bereits eine umfangreiche Bibliothek an Spielebüchern hat, braucht dieses Werk vermutlich nicht. Wer jedoch gerade erst anfängt seine Spielesammlung auch auf den Bücherschrank auszudehnen, findet in New Rules for classic games sicherlich einen guten Startpunkt. Englischkenntnisse sind aber vonnöten!

Ein ganz anderes Kaliber ist The games we played von Margaret K. Hofer. Auch dieses Buch ist in englsicher Sprache geschrieben und auch hier spreche ich keine allgemeine Empfehlung aus. Dieses Buch ist nämlich eher ein Bildband und zeigt sehr schöne Bilder aus alten amerikanischen Spielen, vor allem natürlich Spielpläne, aber auch Karten oder Schachteln. Und „alt“ ist durchaus wörtlich zu nehmen – der abgedeckte Zeitraum ist 1870- 1940. Leider sind die Beschreibungen der meisten Spiele sehr kurz geraten und beschränken sich z.T. sogar auf die Graphik oder die Relevanz des Themas in der ensprechenden Zeit. Natürlich sind die meisten Spiele im Buch einfache Würfelspiele, aber dennoch hätte ich mir genauere Spielbeschreibungen gewünscht. So ist es ein schönes Buch zum durchblättern und insbesondere für Liebhaber alter Spiele interessant. Alle anderen werden wohl (auch aufgrund des Bildband-typisch hohen Preises) passen. Übrigens: Bei einigen Spielgraphiken hab ich mir schon gedacht: Ein aktuelles Spiel mit dieser Graphik wäre wirklich mal wieder etwas besonderes! Wenn das Thema passt, würde ich einem Verlag tatsächlich mal empfehlen eine „nostalgische“ Graphik auszuprobieren. Sowas ist immer mal wieder was besonderes und sticht hervor (So wie Nippolts Gangster-Graphik).

Zum Abschluss meine ersten Eindrücke zweier Neuheiten:

Zu Duck! Duck! Go! gabs ja ein Preview. Das fertige Produkt lag jetzt mal auf dem Spieltisch (Ist übrigens ein Aufkleber darufgewesen: „Review Copy – Not for Resale“ – Auf der Seite, so dass man trotzdem Fotos von der Schachtel machen kann. Fand ich amüsant…). Materialmäßig ist das Spiel super! Die Gummienten stechen natürlich hervor und laden zum Spielen ein, aber auch der Rest ist gelungen: Schöne Gestaltung, durchdachtes Material. Leider ist das Spiel selbst nicht so prall. Ist so eine Art Robo-Rally-Light: Ein Wettrennen, bei dem man eine Karte verdeckt spielt und gleichzeitig aufdeckt und dann in Kartenreihenfolge setzt, wobei die Bewegung natürlich auch Kartenabhängig ist. Auf dem Papier nett, in der Realität enttäuschend: Die Spieler sind sehr von der Kartenhand abhängig. Entweder sind die Spieler weit weg und beeinflussen sich nciht oder sie sind dicht beisammen und es wird unplanbar- Beides ist nicht so dolle. Insgesamt nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht gut. Allenfalls für Wenigspieler geeignet, bei denen das Spiel nicht im Vordergrund stehen muss.
Duck! Duck! Go!
Und Dominion hab ich gespielt! Und es hat mir auch gefallen. Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, um was es geht, also fasse ich mich kurz: Ich mag die Dynamik, die sich aus dem Deckbau ergibt. Ich mag auch die kurze Spieldauer und die knackigen einzelnen Züge, die ein flottes, flüssiges Spiel ergeben. Übrigens haben wir (allesamt Anfänger) nicht das Starterdeck gespielt, sondern ein Zufallsdeck. Hat wunderbar funktioniert, aber trotz Millitz und Hexe hält sich die Interaktion ja schon stark in Grenzen. Ist vielleicht das einzige Spiel, was ich in der BSW spielen würde: Es bastelt eh jeder vor sich hin und man spart sich das ständige Mischen. Aber auch „in echt“ werde ichs wohl noch häufiger spielen. Ist zwar nicht der absolute Oberhammer in meinen Augen, aber endlich mal wieder ein gutes Spiel, dass ein sehr ungewöhnliches Spielgefühl hat. Ich sehe es aber nicht als Spiel des Jahres – Leicht genug wäre es zwar, aber ich denke nicht, dass „ein Kartendeck zusammenstellen“ als Spielprinzip so ansprechend für Familien ist…

Zu guter Letzt: Cluedo wurde ja inhaltlich und graphisch überarbeitet. Ob das Spiel dadurch besser geworden ist, erfahrt ihr in der entsprechenden Rezension.

ciao

peer

Peer Sylvester
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