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Einem geschenkten Spiel schaut man auch aufs Maul

UPDATE Das Post geschrieben und online gestellt und dann kommt eine Meldung, die wirklich noch einmal ein kleiner Hammer ist: David Parlett teilte mir gerade mit, dass er NICHTS davon wusste, dass seine Spiele in der „Großen Enzyklopädie der Kartenspiele“ veröffentlicht worden sind! Er hörte von dem Buch zuerst, als ich davon erzählte. Insofern darf man davon ausgehen, dass auch die anderen Spiele (u.a. Adaptionen von 6 nimmt! und Kuhhandel, also durchaus Spiele, die derzeit noch im Programm sind) ohne Kenntnis der Autoren veröffentlicht worden sind.
Wer die Bücher also haben will, sollte sie sich gebraucht kaufen – oder warten bis die Autoren auch etwas Geld sehen.
Alles was jetzt kommt, stand schon gestern hier.

Letzte Woche gab es an dieser Stelle natürlich die große Anspruchsanalyse zum Spiel des Jahres und ich muss sagen: Ich habe meine Ziel erreicht.
Natürlich war die Datenlage nicht optimal, aber ich denke das beste, das ohne groß angelegte Umfrage im benachbarten Einkaufszentrum möglich war. Vielen DDank für alle Beiträge und Kommentare!
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Richard Stubenvoll -mein Verleger – hat mir die Downloadzahlen für die Regel von „König von Siam“ mitgeteilt. Vom 1. bis 5. Juli wurde die Regel insgesamt 484 mal runtergeladem. Außerdem hat er bereits eine Vorbestellung angenommen. Wow! Für einen unbekannten Autoren nicht schlecht, zumal es ja noch ganz schön hin ist bis Essen.
Durch das Spiel ist auch Christian Witter auf mich aufmerksam geworden und hat mich gleich in sein Spiele-Wiki aufgenommen. Neben Knizia und Cornett zu stehen ist ja schon ein bisschen zu viel der Ehre (Obwohl – neben Cornett habe ich recht oft gestanden, z.B. am Bambusstand in Essen ;-) ). Da dort auch meine -bislang kurze- Ludographie zu lesen ist, habe ich schnell mal „Die Herren aller Länder“ aktualisiert. Ich hab die Datei bei Boardgamegeek eingestellt, allerdings muss die noch genehmigt werden, was wohl dauern kann. Ich hoffe nur, dass niemand von „Herren aller Länder“ auf „König von Siam“ schließt. Ist ersteres doch ein einfaches, nettes Quizspiel, aber beileibe kein Meilenstein. Es wird niemals bei einem Verlag veröffentlicht werden, denn die Daten sind sehr schnell veraltet (nach 3 Jahren musste ich ein Drittel der Karten neuschreiben). Außerdem ist der Aufbau für ein kommerzielles Spiel zu mühsam (ich arbeite an einer Methode, diese Probleme abzuschalten…). Für ein Downloadspiel aber nicht schlecht, denke ich. Zumindest für Leute, die Quizspiele mögen.

Wie es der Zufall will habe ich diese Woche nicht nur mein eigenes Download-Spiel gepflegt, sondern auch nach langer Zeit wieder einmal ein neues Spiel runtergeladen: Pocket Civ ist ein Solitärspiel (es gibt eine 2-Spieler-Variante, aber die wird wohl kaum genutzt), bei der man versucht eine Civilization aufzubauen. Das geschieht über ein Deck Ereigniskarten und einem Blatt Papier und ist mit viel Buchhalterei, Schreiben und Radieren verbunden. Ich habs gestern mal kurz ausprobiert und es ist recht unterhaltsam. Ich habe mich wohl ziemlich in eine Sackgasse manövriert, was daran liegt, dass ich mir die zahlreichen Forschungsmöglichkeiten nicht vorher durchgelesen habe. Jetzt muss ich sehen, dass ich noch irgendwo ne Stadt hinsetze. Dann noch Egineering und Fishing entwickeln, dann siehts wieder ganz gut aus…
Doch, das Spiel ist ganz spannend. Die vielen Entwicklungsmöglichkeiten erlauben zahlreiche Strategien und man ertappt sich dabei, zwischendurch immer mal wieder nachzudenken. Und zwischen zwei Ären kann man das Spiel auch gut einen Tag liegen lassen (oder „abspeichern“)
Ich hab es mir in erster Linie ausgedruckt, um bei dem langen Flug nach Manila am 16. was zu tun zu haben (Dort gibt es einen guten Spieleladen, den ich besuchen will… Kleiner Scherz am Rande) und ich denke diese Vorgabe wird es gut erfüllen. Viel Platz wird nicht benötigt. Zwar ziehe ich eine computergestützte Verwaltung sicher auf Dauer vor, aber für ein paar Partien ist Pocket Civ sicherlich gut. Außerdem hält der Akku meines veralteten Laptops maximal 4 Stunden – was mir 9 Stunden Zeit zum Totschlagen lässt.

Überhaupt Download-Spiele: Ich habe mir eine Zeitlang ne ganze Menge runtergeladen und mittlerweile ist das Angebot sogar fast exponentiell angestiegen. Hinzu kommt noch die Edition Spielbox und man könnte sich die Frage stellen, warum man sich eigentlich noch Spiele kauft, wo es doch so viele umsonst gibt.
Die Antworten sind vielfältig:
Zum einen sind viele Spiele, die es umsonst gibt, nicht wirklich gut. Die meisten sind „nett“. Nur wenig sind wirklich richtig gut. Sich die Rosinen rauszupicken ist schwierig, denn nur wenig Seiten (gibt es überhaupt welche?) rezensieren Spiele, die es umsonst gibt.
Hinzu kommt der Bastelaufwand. Der ist bei einigen Spielen höher als bei anderen (bei einigen ist er sogar Null, wenn mit Standardkartenspielen oder einem Damebrett gespielt wird), aber basteln macht nicht jedem Spaß. Zudem ist das Ergebnis nicht selten unbefriedigend und kann nicht mit kommerziellen Spielen mithalten. Und Download-Spiele müssen sich nun einmal auf dem Spieltisch gegen ihre „professionellen“ Verwandten durchsetzen.
Für mich kommt noch ein persönlicher Grund hinzu, der eher gegen Download-Spiele spricht: Ich habe basteltechnisch schon genug mit meinen eigenen Protos zu tun. Hinzu ist meine Motivation neben zahlreichen Prototypen auch noch andere Bastelspiele zu spielen recht niedrig. Ich will entweder meine Ideen testen oder etwas „fertiges“ spielen.

Wer Erfahrungen mit Download-Spielen hat, möge mich aber gerne kontakten oder die Kommentarfunktion nutzen – ich denke hier liegt noch eine ganze Spielelandschaft brach, die darauf wartet erschlossen zu werden.
Um einen Anfang zu machen. Hier der wichtigste Link:
http://www.boardgamegeek.com/geeklist/7690
Leider ist die überwältigende Anzahl der Downloadspiele in englischer Sprache. Vielleicht liegt es daran, dass viele Amerikaner Spiele machen und Kontakt mit Verlagen in den USA oft nur über Agenten funktioniert. Für viele Hobbyautoren dort ist daher das Internet die einzige Veröffentlichungsmethode. In Deutschland findet man bedeutend weniger.

Auf alle Spiele oder Seiten, die ich kenne, einzugehen (positiv wie negativ) würde den Rahmen sprengen, hier eine kleine Auswahl:

Empfehlen kann ich die Seite von Michael Schacht, dessen Downloadspiele nicht hinter seinen kommerziellen Produkten nachstehen – zum Teil sind es sogar seine (älteren) kommerziellen Spiele!
Fauna von Ulrich Roth ist ziemlich gut. Es ist ein abstraktes Zweipersonenspiel, dass einen sehr runden Mechanismus hat und sogar den Portner gewinnen konnte. Der Bastelaufwand ist aber nicht zu unterschätzen, den es werden eine ganze Reihe Karten benötigt. Es basiert auf dem chinesischen Tierspiel, dass wohl in China benutzt wird, um Kinder an Schach heranzuführen. Die Karten bringen dem Spiel aber eine neue Dimension. Ulrich Roth führt wohl auch eine Art ELO-Ranking, freut sich also über Kontakt mit neuen Spielern.
Invisible City ist ein bisschen „Hit & Miss“ was Spiele betrifft. Es gibt eine Menge wirklich originelle Ideen und die Macher der Seite achten auch darauf, dass nicht allzu viel Material benötigt wird. Allerdings ist vieles auch etwas unausgereift. Man muss schon ein bisschen suchen, um die Diamanten zu finden.
Noch eine deutsche Seite ist www.startspieler.de Unter „das kleine Spiel“ werden ab und an Spielevorschläge von Michael Fuchs online gestellt. Gespielt habe ich die noch nicht (aber sie sehen nicht uninteressant aus – anders als z.B. www.designerspiele.de die eher mist enthält).
Und noch ein echter Tipp für Würfelspielfreunde: James Ernest 10 Die Poker ist ein interessanter Zockspiel, das zwar viele Würfel benötigt, dafür aber mal was anderes bietet, als das Standart-Kniffel. Und apropos Würfelspiel: „The game of Greed“ – eine Art Mini-Diamant – habe ich gerade im Unterricht eingesetzt. Es ist natürlich ein fast reines Glücksspiel, kann aber mit unendlich vielen Leuten gespielt werden (Wobei ich einen Achtseiter benutzt habe, damit nicht so viele Schüler im ersten Wurf ausscheiden)
Und mein Lieblingsspiel ist natürlich David Parletts Duck Soup. Aber auch die anderen Spiele auf der Seite sind einen Blick wert, zumal sie ja ohne Bastelaufwand auskommen. Hätte ich es letztes Jahr schon gekannt, hätte es den Sylvester bekommen (vielleicht hole ich das ja dieses Jahr nach, mal sehen)

Viel Spaß!
ciao
peer

Peer Sylvester
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