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Verlinkt: Feinschmecker und Verlinkt: Auf Reisen

Verlag: Randolph /Asmodee
Autoren: Joël Gagnon und Marie-Eve Lupien
Spielerzahl: 1-10 (eher 1-4)
Alter: 10 (Level 1 geht auch früher, zumindest bei Feinschmecker)
Spieldauer: 30-45 Minuten

Quizspiele haben sich, wie alle anderen Genres auch, sehr stark gewandelt in den letzten 20 Jahren. In keinem anderen Genre dominierte „Roll & Move“ so lange wie hier- „wer nicht so viel weiß, soll wenigstens Glück haben können“ lautete wohl die Maxime, was nicht selten für Frust sorgte. Dann kamen die Schätzspiele á la Anno Domini auf und zeigten, dass das entscheidende bei Quizspielen, das Suchen der Lösung ist, nicht das reine Wissen irgendwelcher kleiner Details. Bald zeigten auch die Quizspiele eine größere Varianz was Mechanismen betrifft, oft wurden sie mit Bluff-, Cant Stop-  oder Schätzelementen erweitert. Einen großen Boom erlebte das Genre zumindest in Deutschland dann durch das Kneipenquiz, bei dem kooperativ gequizzt werden durfte. Quizzen im Team macht einfach mehr Spaß als alleine, weil sich keiner als Idiot fühlen muss, wenn er ein paar Fragen als einziger nicht weiß und zudem jeder das Gefühl hat, am Sieg etwas beisteuern zu können.

Bei Verlinkt wird diese Idee mechanisch mit einem Rätselspiel á la Exit verknüpft: Statt Fragen gegen virtuelle Mitspieler oder einen Kartenstapel zu beantworten, versuchen die Spieler hier Paare aus Begriffs- und Hinweiskarten zu bilden: So könnte auf einer Karte der Hinweis „Maki“ stehen, was auf die Begriffskarte „Sushi“ hindeutet. Ziel ist es alle Paare zu finden, wobei eine ungepaarte Begriffskarte übrig bleibt – war es die richtige (was mittels Code spoilerfrei ermittelt werden kann), ist das Rätsel gelöst. Ansonsten muss man seine bisherigen Antworten noch einmal hinterfragen. Dies kann etwas mühselig werden, denn das Codesystem hat einen Nachteil: Es erlaubt lediglich die Kontrolle ob eine bestimmte Kombination aus zwei Karten korrekt ist, aber es gibt keine konkrete Lösung für die Hinweise, bei denen man überhaupt keine Idee hat. Da muss dann die Internetsuchmaschine des Vertrauens bemüht werden (zugegebenermaßen etwas unbefriedigend).

Von diesem kleinen Problem abgesehen, spielt sich Verlinkt fast wie eine Patience, was bedeutet, dass man es prinzipiell auch alleine spielen kann. Das gilt zwar für die meisten kooperativen Quizspiele, aber hier hat man dann wenigstens eher das Gefühl ein Kreuzworträtsel zu lösen, als einen Allgemeinbildungstest auszufüllen. Wie bei Escape Games auch, macht das Lösen im Verbund aber auch hier mehr Spaß, weil man sich wie oben beschrieben, wunderbar ergänzen und Lösungensvorschläge ausdiskutieren kann. Dabei werden 5 Schwierigkeitsgrade angeboten und die sind tatsächlich schön gesteigert, die ersten beiden funktionierten mit kleinen Hilfen auch mit meinen Kindern, drei ist für mich alleine schon eine mittlere Herausforderung, bei 4 und 5 mussten wir im Verbund schon ganz schön knobeln. Dabei ist Feinschmecker homogener gehalten, weil es bei den Antworten naturgemäß um Lebensmittel geht und die kennt man zumindest grob alle und damit sind die Schwierigkeitsgrade auch homogen. Bei Auf Reisen variieren die Begriffe zwischen konkreten Orten (wie London oder die Cheops- Pyramide), Gegenständen (Taschenmesser), Fortbewegungsmitteln und anderem Krams (wie „Weltumrundung“ oder „Strand“) und zwar kann man dann aus den Hinweisen oft erkennen, aus welchen Bereich etwas stammt, aber die Chance ist hier größer, mit einigen Karten gar nichts anfangen zu können – etwa „Couchsurfing“. Für Kinder ist dieses Set definitiv die größere Herausforderung, schon weil sie die Orte nicht so gut kennen dürften (Montreal ist wohl auch eher enthalten, weil die Autoren von dort stammen, für uns Europäer sicherlich eine eher herausfordernde Wahl). Man merkt hier auch, dass es den Autoren deutlich schwerer gefallen ist, für einige Begriffskarten überhaupt mittelschwere Hinweise zu finden; selbst auf höchstem Niveau sind einige Fragen sehr einfach und auf einfachsten Niveau sind zwei, drei eher nach Ausschlussverfahren lösbar.

Doch letztlich sind das Details. Diese kleinen Boxen ergänzen das Quizspielgenre auf angenehme Art und Weise und die Kombination mit dem Rätselgenre wirkt hier organischer als beim Quiz-Escape-Spiel von moses. Ich hoffe auf die Kreativität der Autoren, also auf weitere Kästchen.

 

Peer Sylvester
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