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Unmatched: Battle of Legends- Volume One

Autoren: Die Vorlage Star Wars Epic Duels stammt von Rob Daviau und Craig van Ness. Diese neue Version wurde von JR Honeycutt bearbeitet, in Zusammenarbeit mit Rob Daviau und Justin Jacobsen. Dies ist trotz der Länge und den vielen Personen noch nicht der Abspann.
Verlag: Restoration Games
Spieleranzahl: 2 (und theoretisch * auch 4) Spieler
Alter: ab 9 Jahren
Spieldauer: 20-40 Minuten

Unmatched ist im Grunde genommen nicht nur ein einfaches Spiel, sondern gleich ein ganzes Spielsystem. Restoration Games machen keinen Hehl daraus, dass sie sehr viel Zeit und  Geld auf dieses Pferd gesetzt haben: Angekündigt sind u.a. Erweiterungen unter Lizenz von Bruce Lee und Jurassic Park. Um die IPs zu bezahlen, wird sich das Spiel (nehme ich an) schon sehr gut verkaufen müssen- und anfixen kann man die Leute erst einmal mit dem hier besprochenen Grundspiel, dass gemeinfreie Figuren enthält: Medusa, Alice (die aus dem Wunderland), King Arthur und Sindbad. Statt in die IP wurde das Geld hier sichtbar in Ausstattung (insbesondere in das geniale Inlay) und Artwork investiert – vom Cover und dem Spielbrett abgesehen ist die Grapische Gestaltung schlichtweg topp. Was bleibt neben „Cover und Spielbrett“ noch übrig? Viele, viele Karten vor allem, aber auch alle Seiten der Spieleschachtel, die nicht vorne sind.

Die größte Stärke des Spieles ergibt sich gleich von Start weg:  Unmatched spielt sich einfach und schnell: Charakter wählen – individuelles Deck mischen – loslegen! Der Zugspieler bewegt entweder seine Figur(en) oder er spielt eine Karte. Wer sich bewegen will, muss eine Karte nachziehen. Kann man das nicht, weil alle Karten verbraucht sind, gibt es Schaden. Das Deck ist also (wie bei Gloomhaven) auch eine Art Erschöpfungsmesser. Dennoch wird man Schaden in erster Linie durch Karten generieren – vor allem durch Angriffe, die der Gegner allerdings potentiell durch Verteidigungskarten kontern kann (was aber die Karte kostet und so Erschöpfung generiert). Wer den anderen umhaut, gewinnt. Zum Nahkampf müssen die beiden Figuren benachbart stehen, im Fernkampf auf gleichfarbigen Feldern. Das sind im Prinzip die Regeln. Einfacher geht es kaum!

Dennoch spielen sich die Charaktere extrem unterschiedlich: Während Arthus wie ein Panzer über den Spielplan kriecht, in der Hoffnung EINMAL zuzuschlagen – dann aber richtig!- bewegt sich Sinbad über den Plan wie eine Ballerina, setzt aber gerade zu Beginn eher Nadelstiche, als effektive Angriffe. Alice ändert ihre Größe und damit Angriffs- und Ausweichvermögen, Medusa hat als einzige Fernkampfangriffe mit der Durchschlagskraft einer chinesischen Wasserfolter. Dem Team hinter Unmatched muss ich hier ein klares Lob aussprechen: Die Decks sind sowohl asymmetrisch als auch thematisch, aber doch so klar, dass wir keine einzige Regelfrage nachschauen mussten – für ein Spiel, dessen Kern in den Kartentexten steckt eine beachtenswerte Leistung!

Das meine ich mit „Topp-Artwork“ und das meine ich mit „Kartentexten“ Alle vier Karten befassen sich mit der Alice

Also: Die Zeit zwischen „Spiel aus Schrank geholt“ und „losgespielt“ ist minimal, die eigentliche Spieldauer auch angenehm kurz. „Angenehm“, weil es als kartenbasiertes Spiel natürlich das Problem hat, dass es eine Portion Nachziehglück braucht, um zu gewinnen. Einiges lässt sich zwar mit Bluffen und gutem Positionsspiel rausholen, aber wenn die besten Karten im Deck stecken oder die Variabilität am Anfang fehlt oder die Reihenfolge bestimmte Karten nicht stimmt, wird es schnell eng. Zudem ist es  ein Charakteristikum dieser Art von Spielen, dass man prinzipiell die Decks kennen muss, um wirklich gut zu spielen. Die ersten Partien sind daher recht experimentell und eher von Bauchentscheidungen als von strategischen Überlegungen geprägt. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich dadurch viel verpassen würde – ähnlich wie bei Netrunner, hat man durchaus das Gefühl, dass man auch als Anfänger Gewinnchancen hat und nicht gespielt wird.

Zumindest das Grundspiel ist allerdings ein reiner Zweier – zu viert spielt man im Team, aber Teampartien zerfallen schnell in zwei 2 gegen 2 parallel ablaufenden Einzelpartien – außer es gelingt zwei Partnern gemeinsam auf einen Einzelgegner einzuhauen und dann ist die Partie schnell zu Ende. Weitere Koordinationsmöglichkeiten gibt es nicht und so fühlt es sich nicht wirklich wie ein Teamspiel an. Einige Erweiterungen sollen besser für das Teamspiel geeignet sein, aber die lagen mir nun mal nicht vor.

Insgesamt ziehe ich persönlich im Genre „Schnelle kartenbasierte Prügelei“ aus den genanten Gründen Wildlands bzw. das regeltechnisch noch einen Tick elegantere Judge Dredd – Helterskelter vor: Die sind besser zu mehrt und da es zwei verschiedene Spielziele gibt, halte ich sie von der Dramaturgie her für interessanter: Anders als bei Unmatched haut man eben nicht nur drauf, bis einer umklappt, die Überraschungen sind nicht auf die Karten beschränkt. Ich spiele allerdings auch noch nicht gut genug, um abschätzen zu können, wie ein echter Unmatcherer strategisch vorgeht, um gegnerische Schwächen zu nutzen. Wer ein bestimmtes Level erreicht hat, mag dies Wildlands vorziehen, dass eher topologische Entscheidungen statt Kartenspiel vorzieht.

Auf jeden Fall hat  Unmatched aber den kürzeren Weg zwischen Schrank und Spielsieg und vor allem locken mich die Erweiterungen. Ich bin unglaublich gespannt darauf, was die neuen Decks wohl zu bieten haben. Das ist zugegebenermaßen eine sehr Vielspielerzentrierte Sichtweise, ein Impuls der dem Kaufen von Magic-Boostern, Keyforge-Decks oder Ü-Eiern nicht unähnlich ist. Aber auch diesen Impuls muss man erst einmal zu bedienen wissen.

 


*Theoretisch funktioniert auch der Kommunismus

Peer Sylvester
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