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Unicorn Fever (Ersteindruck)

Verlag: Horrible Guild
Autoren: Lorenzo Silva & Lorenzo Tucci Sorrentino
Spielerzahl: 2-6
Alter: ab 14 Jahren
Dauer: 40 Minuten

Die Einschränkungen die durch Corona nötig waren, haben unter anderem auch dazu geführt, dass eine regelmäßige Spielrunde nicht immer möglich war. Das gilt auch für mich, weshalb verschiedene Spielrezensionen quasi auf halber Strecke liegen geblieben sind. Auch wenn ich keine Garantie geben will, dass sich meine derzeitigen Einschätzungen zu den Spielen in einer später fertigen Rezension nicht ändern werden, möchte ich zumindest einen Eindruck geben, was in den Wochen und Tagen nach der Spielemesse an Neuheiten auf den Tisch kam und wie es dabei abgeschnitten hat.

Unbemalt aber nicht weniger wild

Um das Offensichtliche beim Namen zu nennen, Unicorn Fever ist ein knallbuntes Spiel mit leicht quirligem Humor. Die Farbpalette weicht um annähernd so viele Grad von der Norm ab, wie es die Proportionen der Einhörner, Kobolde und Zwerge in diesem Spiel tun. Diese ästhetischen Entscheidungen dienen nicht allein dem Buhlen um

Aufmerksamkeit im Spielregal, sondern kommunizieren auch etwas Wichtiges darüber wie ernst man das Spiel nehmen sollte. Denn in der schillernden Aufmachung steckt ein derart robustes und effektives Wettspiel, dass die Emotionen schon mal mit einem durchgehen können.

Dafür braucht es erfahrungsgemäß oft keine komplexen Regeln. Unicorn Fever ist dementsprechend auch recht schnell erklärt. Man hat drei Aktionen vor jedem Rennen, die man zwischen Wetten, Kartenvorteile nutzen und Einhörner beeinflussen aufteilen muss. Das alles liefert dennoch genug Struktur und Entscheidungen, um sich auch längerfristig mit dem Spiel beschäftigen zu können. Wie bereits im Vorgänger Horse Fever  verändern sich die Gewinnquoten der einzelnen Tiere mit jedem Rennen. Einhörner, die im letzten Rennen besser abgeschnitten haben als erwartet, werden im Folgerennen erhalten eine weniger attraktive Gewinnquote und umgekehrt. Daraus entsteht ein Anreiz auf Außenseiter zu setzen und diese mit etwas Glück – und klugem Kartenspielen – als erste durchs Ziel zu bekommen.

Der wahre Glücksspieler lässt sich von Wahrscheinlichkeiten nicht einschüchtern

Die hohe Emotionalität des Spiels ergibt sich aus der Sprunghaftigkeit der Gewinne. In einem einzigen Rennen kann man unfassbare Summen gewinnen oder auch seinen letzten Taler verzocken. Es ist diese Unruhe des Spiels, die für Spannung sorgt ohne in Willkür auszuarten. Nach dem ersten Rennen kann man aber schon mal weit hinten liegen. Oft kann man nur mit Hilfe eines Verzweiflungszugs noch auf den Sieg hoffen. Das kann reizvoll sein, aber es kann einem auch die Motivation rauben. Es ist kein Spiel für Leute mit geringer Frusttoleranz.

Wer Unicorn Fever wie einen trockenes Eurogame mit durchkalkulierten Zügen und sorgfältig gewählten Strategien spielen will, der wird in dieser Volatilität unverzeihliche Schwächen sehen. Die dahinter liegenden Designentscheidungen legitimieren sich jedoch nicht allein durch die Thematik des Spiels. Durch die Unbeständigkeit erfolgreicher Strategien öffnet sich das Spielerlebnis für mehr Leidenschaft und Theatralik am Spieltisch, wenn man seinem Favoriten zuruft, sich endlich ins Zeug zu legen.

Unicorn Fever ist nicht nur grafisch laut und auffällig, sondern verleiht auch schnell dazu beim Spielen aufzustehen und Zoe Zimtschnecke lautstark anzufeuern. Zumindest das macht Unicorn Fever recht erinnerungswürdig.

Du schaffst das, ZOE!!!!!
Georgios Panagiotidis
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