spielbar.com

Trio

Verlag: Cocktail Games / Asmodee
Autor: Kaya Miyano
für 3 – 6 Spieler*innen
ab 7 Jahren
Dauer: ca. 15 Minuten
#Spiel23

Das Beeindruckende an gelungenen, kleinen Spielen ist immer, dass ihre Regeln oft sehr einfach und beinahe banal wirken. Man fragt sich oft, warum niemand vorher schon auf genau diese Idee gekommen ist. Vielleicht ist es bei Trio (im Original „Nana“) auch weniger ein genialer Geistesblitz, der das Spiel ins Leben gerufen hat, sondern einfach nur das kluge Einreichen einer örtlich weit verbreiteten Memory-Variante. Egal was die Ursprünge von Trio angeht, wenn man es denn mal spielt, ist man von der Eleganz schnell angetan.

Anfangs scheint Trio nichts anderes als eine Memory-Variante zu sein, in der man Drillinge sucht, statt nur zusammengehörende Paare. Wer besonders reduktiv sein möchte, kann Trio auch so umschreiben. In der verdeckten Auslage, den eigenen Handkarten und denen der Mitspieler*innen versuchen wir drei gleiche Karten ausfindig zu machen. Der Kniff besteht allerdings nicht darin, dass wir wie beim Quartett-spielen Karten bei unseren Konkurrent*innen nachfragen. Das kleine Detail, welches Trio zu etwas besonderem macht, ist einfach und unscheinbar. Aus der eigenen Hand und der Kartenhand der anderen, darf man lediglich die höchste oder niedrigste Karte ausspielen bzw. erfragen.

Eine beinahe gute Hand

Diese Einschränkung hat zur Folge, dass jedes Karten anfragen oder Karten aufdecken einiges an logischen Folgerungen ermöglicht. Wen man nach der höchsten oder niedrigsten Karte auf der Hand befragt, kann in Kombination mit der eigenen Kartenhand Aufschluss über die Kartenverteilung geben. Aber das ist natürlich jedem am Tisch schon bald klar und so achtet man schnell darauf wen man nach einer Karte fragt und wen nicht.

Das macht Trio zu einer erfrischend ungewöhnlichen Mischung aus einem Deduktions- und Merkspiel, mit einer feinen Prise Bluff. Vor allem führt diese Dynamik dazu, dass sich am Spieltisch schon bald Heiterkeit und Spannung abwechselt. Es sind die wiederkehrenden Momente des Nervenkitzels, wenn man bereits ein Kartenpaar ausfindig gemacht hat und weiß, dass man die dritte Karte als niedrigste auf der Hand hat und nun hofft von niemandem angesprochen zu werden. Oder es sind die kleinen Momente, wenn man abwägen muss, ob man eine verdeckt ausliegende Karte umdreht statt jemanden danach zu fragen.

Vom Regeldesign her ist Trio ein Garant für unterhaltsame Partien, unabhängig davon wie die Karten bebildert sind. Von daher ist die Entscheidung von Cocktail Games die ursprünglichen Illustrationen, auf denen kindlich anmutende Zeichnungen von Tieren die Karten schmückten durch laute Farbkontraste und ein entfernt an das mexikanische Dia de los Muertos erinnernde Formen und Muster zu ersetzen, sicherlich kein Faktor, der den Spielspaß an Trio schmälert.

Trio lässt sich, wie viele Kartenspiele, als abstrakt umschreiben und die gängige Meinung lautet, dass ein Thema in solchen Spielen eh völlig egal ist. Aber Details machen in Spielen einen enormen Unterschied. Von der Beschaffenheit der Karten, zum Sprachstil der Anleitung oder auch eben der stilistischen Ausrichtung der Illustrationen: alles das wirkt sich auf das Spielerlebnis auf subtile, aber spürbare Weise aus.

Die ästhetische Richtung von Trio ist unruhig. Sie ist von kräftigen Farben und starken Kontrasten dominiert. Entsprechend fühlt es sich passend an am Spieltisch ähnlich extrovertiert und auch kompetitiv zu spielen. Der versöhnliche Charme von „Nana“ ist hier nicht mehr vorhanden, wohl aber die lautstarke Begeisterung, wenn eine aus dem Bauch gefällte Entscheidung sich als richtig erweist und man den eigenen Zug erfolgreich mit einem Drilling beendet. Ob „Nana“ von der lokalen Spielszene ähnlich offen und bereitwillig aufgenommen worden wäre, lässt sich nicht mehr beantworten. Das Laute und Kräftige von Trio hingegen wird Ernst genommen. Vielleicht ist aber auch genau das nötig, um zu zeigen, wie die banal wirkenden Änderung eines bekannten Spielkonzepts ein sehr griffiges und unterhaltsames neues Kartenspiel hervorgebracht hat. Vielleicht ist so ein Thema auch bei einem vermeintlich abstrakten Spiel nicht völlig egal.

Georgios Panagiotidis
Letzte Artikel von Georgios Panagiotidis (Alle anzeigen)