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Sunflower Valley

Verlag: Hobby World
Autor: Wouter van Strien
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45-60 Minuten, 30 Minuten sind auch durchaus drin, wenn Rahmenbedingungen (Mitspielerzahl und -verhalten) stimmen

„Roll and Write“-Spiele sind ja gerade schwer in Mode. So schwer, dass ich das Genre hier mal nicht näher definieren will, sondern davon ausgehe, dass der Leser schon eine grobe Ahnung davon hat, worum es geht. Tipp: Der Name des Genres ist Programm.

Woran das plötzliche Interesse liegt? Das ist doch wirklich kein neues Genre? Ich kann nur mutmaßen, aber ich nehme an, das Prinzip, das jeder etwas für sich aufbaut – und das relativ unabhängig von den anderen, spricht den Eurogamer einfach an. Hinzu kommt ein oft cleverer Mechanismus, statt überbordene Komplexität, wie sie Eurogames der zweiten und dritten Generation oft bieten. Roll and Writes, sind quasi dichter an den originalen Eurogames, als die modernen Eurogames. Dass die Interaktion geringer ist, ist eher gewünscht.

Sunflower Valley ist in diesem Sinne nun ein sehr typischer Vertreter:

Es ist nicht schlecht, denn es hat eine sehr gelungene Optik, man darf süße Schafe malen und es hat einen halbweg originellen Kniff: Reihum wählt jeder einen Würfel aus und kombiniert diesen mit einer Farbe. Das Symbol des Würfel bestimmt dann was gemalt werden darf und die Farbe wo. Dabei darf jede Farbe wie jeder Würfel nur einmal pro Runde genutzt werden – egal von wem. Man nimmt sich also gegenseitig etwas weg. Allerdings nimmt man sich meistens das, was man braucht – wie oben geschrieben liegt das Optimieren der eigenen Auslage dem Durchschnittspieler näher als das potentielle Zerstören der gegnerischen Auslage. Gemalt werden Eisenbahnen (die sollten Häuser verbinden) und Schafe (die man mit Häusern paaren sollte) und natürlich Sonnenblumen (möglichst bei den Bergen und konzentriert auf eine Farbe, da es dort eine Mehrheitenwertung gibt).

Man puzzelt also ein bisschen und hofft ein bisschen auf bestimmte zukünftige Würfelergebnisse und dass die Mitspieler einen die Farbe lassen, die man unbedingt bebauen möchte, wie das bei einem guten Roll and Write sein soll. Und ein gutes Roll and Write ist Sunflower Valley mit Sicherheit.

Aber kein großartiges.

Vor drei Jahren wäre Sunflower Valley noch etwas besonderes gewesen. Vor drei Jahren wäre ich selbst Sunflower Valley wohl gegenüber weniger kritisch gewesen. Aber heute sind Roll and Writes-Spiele gerade schwer in Mode, mittlerweile kommen fast stündlich weitere Vertreter auf den Markt und viele sind einfach besser als Sunflower Valley.

Das Spielgefühl von Sunflower Valley unterscheidet sich nicht großartig von dem von anderen Vertretern dieses Genres. Eine Partie fühlt sich daher irgendwie herkömmlich an. Für ein taktisches Spiel á la Ganz schön Clever hängt zu viel von den Würfeln ab – wenn keine Schafe gewürfelt werden, kann keiner welche nehmen. Gegen Ende einer Partie passen sowieso nur noch wenige Würfel und der Entscheidungsraum nimmt damit stark ab – das ist bei anderen RnWs auch so, aber bei den Spitzen des Genres weniger als hier.

Ein weiteres Charakteristikum von Roll n Writes ist das sie mal schnell runtergespielt werden können. Die Spieldauer von Sunflower Valley liegt nun höher als bei anderen Vertretern. Die Wertung ist nicht so einfach wie sie sein könnte (Prinzipiell müssen Schafe und Häuser gepaart werden, aber wie das geschieht ist etwas hakelig zu erklären – so hakelig, dass die Regel empfiehlt, die Regel zu vereinfachen, wenn Kinder mitspielen). Und letztlich – und das ist zugegebenermaßen schon fast Rosinenpicken – ist die Schachtel recht groß. Das ist durch verschiedene Spielpläne durchaus zu rechtfertigen, verringert aber den „Reisefaktor“ des Spiels.

Die Kritikpunkte sind alle keine „Dealbreaker“. Sunflower Valley ist, wie eben erwähnt, kein schlechtes Spiel. Wer Roll and Writes mag, wird auch dieses mögen. Es schwimmt für meinen Geschmack aber ein bisschen zu sehr im Mittelfeld des Genres.

Peer Sylvester
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