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Der Abenteuer Club

Autoren: Henrik Havighorst und Mathias Spaan

Verlag: Piatnik

Für 2-5 Spielende (eher 3-5) ab 8 Jahren

Spieldauer: 20-40 Minuten (erfolgsabhängig, aber eher bei 20-30 Minuten)

Generell bin ich kein Verfechter des Credos „kooperative Spiele müssen schwer zu gewinnen sein“. Insbesondere bei Familien-Koops ist die Gefahr groß, dass ein zu schwieriges Spiel abschreckend wirkt und dann nicht mehr angefasst wird. Ich meine, Zombie Teenz Evolution fiel bei uns eigentlich nur durch, weil die Aktionen nicht cool genug waren, wenn wir dann auch noch ständig verloren hätten…

Aber, mensch, wenn ein Spiel seine potentiell lustigsten Momente beim Scheitern hat, dann sollten die auch schon ein bisschen häufiger vorkommen dürfen, oder?

OK, Noch einmal ganz von vorne: Beim Abenteuer Club gibt es 12  kleinen Geschichtchen, die wir erleben und die aus irgendwelchen Gründen in den USA spielen (was man in erster Linie an den Namen erkennt, völlig irrelevant ist und sich gerade deshalb merkwürdig anfühlt). Während dieser Geschichten müssen jeweils fünf kleinere Aufgaben erledigt werden: Eine Kuh soll vertrieben (leider nicht vom Eis) , ein gruseliger Schneemann gebaut oder eine romantische Stimmung erzeugt werden. Das alles macht man mit jeweils zwei Gegenständen, die eine Person aus ihren Handkarten auswählt. Der Gag ist jetzt: Sie wählt auch drei falsche Gegenstände aus, mischt die Karten und alle anderen müssen die richtigen zwei Karten herauspicken, um die Aufgabe zu lösen. Eine klare, Aufgabenstellung, die sofort verstanden wird!  Die Karten passen natürlich seltenst ganz genau zu den Aufgaben, so dass die Herausforderung besteht, zu improvisieren ohne dabei unnachvollziehbar um die Ecke zu denken.

Georgios hatte einmal geschrieben, dass in der Szene Spiele manchmal unnötig schlecht geredet werden und er hätte auch über den Abenteuer Club schreiben können: Die Geschichten sind nett, die Aufgaben sind nett, die Spielidee ist nett und das ist wirklich nichts schlechtes. Der Abenteuer Club liefer zuverlässig ein positives Spielgefühl ab. Ich meine es in keinster Weise dispektierlich wenn ich schreibe, dass Burger King manchmal genau das liefert, was man möchte, ja dass zumindest ich zwei, dreimal im Jahr mir ganz bewusst einen Whopper gönne – da weiß man was man bekommt und manchmal möchte man eben genau das. Auch beim Abenteuer Club weiß man was man bekommt; Der Abenteuer Club ist ein One-Trick-Pony und es ist kein schlechter Trick.

Doch beim Spielen macht sich bei mir auch das Gefühl breit, irgendetwas fehlt und das „irgendetwas“ ist Spannung. Wir hatten kein einziges Abenteuer bei dem wir auch nur in die Nähe einer Niederlage gekommen wären. Das ist per se nichts negatives – siehe mein Kommentar im ersten Absatz – aber das Spiel lebt nun auch ein Stückweit von der Situationskomik: Was wieso nimmst du denn den Gegenstand? Und nicht den? Und diese Situation taucht zu selten auf. Oft ist die Kartenwahl eindeutig. Alternativ ist sie willkürlich, weil keine der Karten irgendwie passt und irgendwas gewählt wurde. Beide Fälle sind nicht interessant.

Na, welche zwei Gegenstände benutzen Sie, um einen Zimmerbrand zu löschen?

Ein Problem ist, dass die drei falschen Karten explizit ausgesucht werden, so dass es in der Regel wirklich Karten sind, die gar nicht zu der Aufgabe passen (und die sind einfacher auszuwählen als passende Karten). Das rudimentär verwandte Wie ich die Welt sehe verwendet als Niete eine Zufallskarte – auch hier würde ein zufälliges Ziehen von der Hand vermutlich für deutlich kniffligere Aufgaben sorgen.

Die Aufgaben selbst sind zudem oft zu spezifisch, so dass die Wahl leicht fällt. Interessant sind die Aufgaben, wo man irgendwie alles benutzen kann – z.B. beim Unterhalten von Gästen – oder die wenigen Aufgaben, wo die auswählende Person nur 30 Sekunden für die Kartenwahl hat. Hier ist die Chance auf Diskussionen, ja auf Spannung größer. Das Verhältnis zwischen diesen und den regulären ist aber zu ungünstig, um herausfordernd zu sein. Merkwürdig, bedenkt man den Titel des Spieles. So fühlt sich der Abenteuer Club etwas weichgespühlt an – und das ist schade, denn so bleibt es bei eher sporadischen Besuchen.

 

 

Peer Sylvester
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