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Essen Blues

Es ist kalt und regnerisch in Berlin und mich hat voll der Essen Blues gepackt.

Ich habe den Fehler gemacht, die 30 Seiten Essen Preview Geekliste auf Boardgamegeek durchzugehen. Das mache ich eigentlich jedes Jahr und immer so eine Woche vor Ultimo, denn da ist das noch kein Stress, aber die Liste enthält schon 95% der Neuheiten. Oder so. Aber dieses Mal habe ich echt gemerkt, wie lang die Liste der Neuheiten geworden ist. Ich beachte die meisten Spiele gar nicht (alle großen Verlage, denn die bekomme ich auch nach der Messe problemlos, alle Kinderspiele, alle Solospiele, alle Zweierspiele, alle Wargames, alles, dass überwiegend mit vielen Karten funktionieren, die nicht auf deutsch sind, denn die kommen alle zu selten zum Einsatz) und dennoch merke ich wie willkürlich es letztlich ist, ob ein Spiel auf meiner Liste landet oder nicht. Ein paar Titel sind aus dem einen oder anderen Grund Pflichtkäufe, ein paar andere interessieren mich einach, weil sie so anders klingen. Oder weil sie interessant klingen und nicht teuer sind. Oder so. Aber letztlich: Kennen tue ich die alle nicht und – und jetzt kommt das Depremierende – ich werde die meisten davon auch niemals kennen lernen.

Ich will gar nicht zum „Wer soll das alles spielen?“ – Rufer werden. Die Antwort ist „Niemand, denn darum geht es ja gar nicht“. Mir ist auch klar, dass man nicht mehr wirklich was verpasst, da alles Gute wiederkommt und oft sogar auf deutsch oder günstiger oder schöner oder alles zusammen oder so. Man braucht keine angst zu haben, dass einem das IT-Spiel entgeht. Von der Warte aus bin ich ganz entspannt.

Auch fühle ich mich nicht in meinem Selbstverständis als Blogger oder Vielspieler oder wasauchimmer bedroht, weil ich nicht mehr über alles Berichtenswerte berichten oder auch nur kennen kann. Wer sich von diesem Anspruch nicht verabschieden kann, ist selbst schuld. Um auch nur über die Mehrheit der Spiele berichten zu können, müsste man sich vernetzen und jeder schreibt über einen anderen Bereich. Nun hoffe ich das Jürgen, Matthias und Atti jeweils nach der Messe hier ein paar Messesplitter präsentieren, aber wenn nicht: Ich bin nicht deren Chef und die Spielbar ist ein Blog, nicht die New York Times. Das ist auch gut so, sonst müsste ich meine Mitstreiter dazu verdonnern bestimmte Spiele zu spielen und andere aus Zeitgründen eben nicht. Das sollen mal diejenigen machen, die meckern, dass alles viel zu groß geworden ist und früher sowieso alles besser war.

Nein, die Essen Blues haben einfach den Grund: Es kommen so viele Spiele raus und ich werde niemals die Chance haben, einen Eindruck von denen zu bekommen. Und ich bekomme gerne Eindrücke von Spielen, die ich noch nicht kennen. Bevorzugt natürlich von den guten, tollen und/oder innovativen, aber wer viel und gerne und reichlich probiert, erwischt eben auch mal ne Graupe. Immerhin habe ich in jedem Fall ein neues Spiel kennengelernt. Mit jedem Spiel, dass ich nicht auf meine Liste packe (meistens weil ich einfach nicht alles zu dem Spiel lesen kann und so nur der erste Blick entscheidet) verabschiede ich mich von diesem einen Eindruck. Das ist unvermeidbar. Ohne Liste wäre das sogar noch schlimmer, denn dann blockiere ich vollständig und kreise nur um die Hallen, weil ich mich nicht dazu durchdringen kann, jetzt DAS Spiel ausprobieren und nicht etwa JENES. Naja. First World Problems. Aber Ablehnungen sind immer irgendwie traurig und Potentiale zu ignorieren auch. Also: Blues.

Aber das gibt sich. Morgen begnnt (für die Presse zumindest) die Messe und am Wochenende wird gespielt. Wenn auch nicht alles, so doch hoffentlich einiges :-)

ciao

peer

Peer Sylvester
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