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Gelesen: Ticket to Carcassonne

Ich hatte den zweiten Band der „Three-Body-Triologie“ von Cixin Liu 3 Tage vor erscheinen des dritten Bandes beendet und brauchte etwas kurzes, um die Zeit zu überbrücken. Wie gut, dass die Kindle-Edition von Ticket to Carcassonne von Steve Dee kostenlos ist!

Denursprünglichen Zweck hat das Buch aber nicht bestanden, denn eine Bahnfahrt nach Hamburg und das Buch war durch (insgesamt etwa 3 Stunden Lesezeit). War es wenigstens gut? Kommt drauf an.

Steve Dee schreibt in seiner sehr witzigen Einleitung (und ich muss „sehr witzig“ wirklich unterstreichen – ich fand die extrem gelungen) vom Hobby Brettspiele und dass er die wichtigsten Spiele für Familien vorstellen möchte – inklusive kurzer Hintergrundgeschichte und Taktiktipps. Der Großteil des Buches besteht dann aus eben diesen Vorstellungen (immer schön eingeleitet per ausgedachtem Zitat) und man muss sagen, dass die Spieleauswahl so ist, wie man sich das bei der Zielsetzung „Gateway Games“ vorstellt: Zug um Zug, Carcassonne, Dominion, Stone Age und Pandemie. Die Stärke des Buches sind tatsächlich diese Vorstellungen der Entwicklungsgeschichte, wo er nicht selten auch den Autoren befragt hat. Die sind witzig geschrieben und infortmativ, auch wenn sich ein, zwei kleinere Fehler eingeschlichen haben (So witzelt er, dass Alan Moon leider nicht der erste Amerikaner ist, der den Spiel des Jahres – Titel holen konnte, da Moon in England geboren ist und so die Amis noch auf Dominion warten mussten… Der erste Amerikaner war aber Sid Sackson mit Focus – ein Jahr nach dem ersten Briten ;-) ).

Die Taktiktipps richten sich eher an Anfänger aber auch als solche sind sie eher Hit & Miss: Während Dominion wirklich ausführlich analysiert wird – inkl. Analyse jeder Grundspielkarte, sind die Tipps bei Carcassonne recht allgemein gehalten und bei Stone Age fällt ihm zur Hungerstrategie nur ein, dass man die nicht spielen soll, weil das Spiel dann langweilig und unthematisch wird…

Soweit, so gut. Aber dem Rest des Buches merkt man an, dass hier kein Redakteur am Werk war. Nach den Tipps folgt eine Liste aller Erweiterungen für das jeweilige Spiel. Aktuell und vollständig (inkl. z.B. der „Um die Welt“-Erweiterung für Zug um Zug), aber da sich die Beschreibung auf 2-3 Sätze beschränkt und absolut keinerlei Hinweise enthält, ob die Erweiterung sinnvoll ist oder nicht, auch nicht gerade spannend. Dann schließt er mit ein paar kritischen Stimmen zu jedem Spiel aus dem Internet. Wobei ich denke, dass er sich die eine oder andere auch selbst ausgedacht hat, jedenfalls hat er sich „aus Spaß“ halt auf absolut bekloppte Stimmen beschränkt (wie „Wir haben die Schachtel über Nacht draußen vergessen und dann war sie kaputt“). Das ist einmal ganz witzig, aber beim dritten und vierten und fünften Spiel hat sich der Gag mehr als ausgelutscht. Nach den 5 Spielen war wohl noch etwas Platz im Buch und so gibt er Tipps für die Ausrichtung eines Spieleabends. Und das Kapitel ist wenig mehr als ein sehr schlecht geschriebener Blogartikel, bei dem er offensichtlich nicht wusste, was er sagen soll (er beginnt Absätze mit wichtigen Fragestellungen, die er dann aber doch nur beantwortet mit „jeder wie er mag“).

Niemand verpasst etwas, wenn er das Buch nicht liest. Da das Buch nur auf englisch erschienen ist, wird das den einen oder anderen Leser beruhigen :-) Als Zwischendurch-Lektüre ist das Buch nicht schlecht, da passt der e-Reader-Preis von 0€ natürlich :-)

Für ein wirklich gutes Buch über das Hobby hätte die zweite Hälfte aber etwas besser recherchiert werden müssen. Natürlich, der Autor ist kein Journalist (und ich sage nicht, dass ich es besser könnte), aber so ist das Buch leider nur halbfertig.

Schade!

(Ich bin kommende Woche auf Klassenreise, kann also zwischen Montag und Freitag nicht auf Kommentare eingehen. Nächste Woche ist Matthias wieder dran, glaube ich).

ciao

peer

Peer Sylvester
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