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Hier gibt es nur wenig zu sehen!

Der Heuschnupfen haut mich im Moment ziemlich um. Entsprechend fühle ich mich matschig. Also gibt es keine großen Erkenntnisse, sondern Ersteindrücke aus der Dose:

Coup (La Mancha Games): Große Mode: Spiele mit wenig Karten. Bei Coup sind es gerade einmal 15, plus ein paar Chips. Ziel ist es als einziger noch zu stehen, nachdem der Rest rausgeflogen ist. Gag des Spieles: Es gibt 5 Rollen (jede dreimal, das sind die erwähnten Karten) und jeder hat zwei. Wie bei Erben von Hoax kann man aber immer behaupten eine Rolle zu haben und die zu nutzen – so lange keiner anzweifelt. Das anzweifeln funktioniert wie bei Mäxchen/Meiern/Anno Domini und wer erwischt /zu Unrecht angezweifelt wird, verliert eine Karte und wer keine mehr hat ist raus. Mit den Rollen kann man andere Spieler direkt abschießen, sich vor ebendem schützen oder man bekommt Chips (bei einer bestimmten Summe kann man einen Gegner direkt rauskegeln) oder Karten.

Ich hatte erwartet, dass Coup ein reines Bluffspiel ist (auch nachdem was ich so las) und als ich es spielte, war es in einer nicht so Bluffbereiten Runde. Im nachhinein habe ich mich aber über zahlreiche Spielfehler geärgert – das Spiel ist nicht so trivial wie es daherkommt und bietet doch ein bisschen Spielraum für taktische Überlegungen. Ich hatte nur nicht damit gerechnet… Der Blufffaktor spielt tatsächlich eher eine untergeordnete Rolle!

The Cave: Ein Höhlenerkundungsspiel vom K2-Autoren (der als nächstes ein Spiel übers Tauchen machen möchte). Das Thema ist gut umgesetzt: Man krabbelt durch eine Höhle, deckt Plättchen auf und muss vor allem mit Aktionspunkten und Nahrung haushalten. Wenn Nahrung alle, dann kriecht man zurück zum Basislager und alle anderen gewinnen wahrscheinlich. Zwischendurch bekommt man für alles Mögliche Siegpunkte, wobei das in erster Frage der Ausrüstung und der ausgegebenen Aktionspunkte ist.

Rein mechanisch: Not awesome. Jeder grübelt vor sich hin, man rechnet viel, man kann wenig aus dem Bauch heraus machen und weil sich Züge durchplanen lassen (anders als bei K2) ist man selbst schuld wenn die Nahrung ausgeht- was bedeutet, dass die Spannung deutlich geringer ist. Was das Spiel auszeichnet ist die wirklich gelungene Umsetzung, bei der wirklich Höhlenerkundungsfeeling aufkommt. Also eher ein Spiel für „thematisch interessierte“ Spieler.

Flowerfall: Man lässt Karten auf den Tisch fallen und versucht damit Gebiete zu gewinnen. Die Details sind unwichtig, denn trotz enthusiastischer Berichte auf Boardgamegeek ist das Spiel ziemlich Banane. Ich hab nix gegen den Mechanismus an sich – aber Alspachs Beer & Pretzels setzt den Gedanken viel besser um. Und wer „Karten auf den Tisch werfen in der Hoffnung die landen richtig rum und ungefähr da, wo man es erhofft“ sowieso für eine quatschige Spielidee hält, kann sich das Spiel eh sparen.

Miss Lupin: Ein Spiel mit Auftragskarten! Aber ein gutes :-) Man bekommt drei Auftragskarten und legt dann reihum Ziffern auf freie Felder des Spielplans. Wenn alle Felder belegt sind, gibt es Punkte für erfüllte Aufträge. Die verlangen z.B. Zahlen in aufsteigernder Reihenfolge oder dürfen innerhalb einer Zeile einen Wert nicht unter- oder überschreiten. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass man die (geheimen) Aufträge der anderen gar nicht ermitteln kann. Trotz hohem Glücksfaktor ist das Spiel aber nicht trivial. Zwar ist der Glücksfaktor (wegen des Mitspielerchaos) nicht gering -in meiner ersten Runde meines ersten Spieles, machte mir ein Mitspieler mit seiner ersten Zahl gleich zwei Aufträge kaputt (was ich nie wieder erlebte) – aber die Kunst ist es hier festzustellen, was sofort muss und was später kann und wo nur Hoffen hilft. Ein schönes Legespiel für die Ränder des Spieleabends.

Viva Java: Ganz grob: Man sammelt Kaffeebohnen in sein Säckchen und dann wird man in Teams eingeteilt und zusammen versucht man möglichst höchstwertige Bohnenkombis aus den Säcken zu ziehen. Da ist gutes Beutelmanagement gefragt, dass etwas an Deckbauspiele erinnert. Die Kafeesorten verlieren an Wert, bleiben aber immer eine Weile im Spiel, was an Hitparadenspiele wie Schrille Stille erinnert. Die erste Partie ist nett, die Existenzberechtigung ergibt sich aus den hohen möglichen Spieleranzahlen (bis 8). Allerdings war die Partie für das Gebotene eine gute halbe Stunde zu lang. Allerdings habe ich gute Hoffnung, dass all das angebotene Gedöns (Tausende von Varianten und Extrakarten und und und…) hier noch etwas mehr dringend benötigte Finesse ins Spiel bringt.

Dino Business: Keine Essenneuheit, sondern schon ein paar Jahre alt, aber da es eh niemand kennt, kein Problem. Ein Koreanisches Spiel, bei dem man á la Jurassic Park Dinos für einen Park züchtet. Ist aber auch fast egal: In der Praxis sammelt man farbige Steine und Eier (=Aufträge), die bestimmte Steinkombis verlangen. Wer einen Auftrag erfüllt, darf einen Dino auf ein freies Feld setzen und kassiert Siegpunkte. Bonuspunkte gibt es für benachbart besetzte Felder.

Vor dem Spiel wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Nach dem Spiel auch nicht. Dasselbe gilt für das Thema. Ansonsten: Dino Business hat einige nette Ideen (Der Geldmechanismus ist eine Art Glücksrad; man führt immer nur eine Aktion pro Zug durch, so dass es sich sehr flott spielt; es gibt Raubsaurier und Pflanzenfresser und man kann nur 4 pro Sorte bauen), aber es spielt sich über weite Strecken etwas mechanisch. Zwar fiebert man punktuell mit („Bekomme ich den blauen Stein noch“?, „Bekomme ich das letzte Sternenfeld oder nimmt es mir jemand weg?“), aber oft nimmt jeder reihum einen blauen Stein, bis alle weg sind, dann nimmt jeder einen grünen Stein bis alle weg sind… Außerdem staut es sich an manchen Stellen, wenn bestimmte Felder besetzt sind (theoretisch könnte sich das Spiel sogar aufhängen, aber dann müssten alle Spieler blind spielen). Der Bonus für benachbarte Felder ist zu klein. Das ist schade, denn all diese Punkte hätte ein erfahrener Verlag beheben können und dann ein schönes Familientaktikspiel gehabt.

ciao

peer

P.S. Zur Aktion der SAZ gegen die Fachgruppe Spiel möchte ich mich im Moment noch nicht äußern. Zum einen habe ich das bei Guido dort drübenschon getan (siehe auch die Diskussion hier), zum anderen warte ich ab was die Fachgruppe Spiel antwortet.

Peer Sylvester
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