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Eine andere Art von „File-sharing“

Zuerst: Auf der Seite von Histgame gibt es jetzt Bilder (auch große) und Texte über König von Siam. Viel Spaß damit :-)
Auch habe ich dem Spiel einen Eintrag bei Boardgamegeek verpasst. Damit hat es für mich schon etwas (virtuelle) Währung abgeworfen ;-)

Eine Meldung die für erstaunlich wenig Reaktionen in den Spielbox-Foren (oder sonstwo außerhalb der SAZ) gesorgt hat, ist das die Veröffentlichung der Autorenspiele in der großen Enzyklopädie der Würfelspiele ohne Erlaubnis der Autoren geschah (Meldung ist z.B. hier). Da wirft sich zum einen die Frage auf ob die Autorenspiele in der Großen Enzyklopädie der Kartenspiele auch nicht autorisiert waren. Die zweite Frage ist: Warum eigentlich?
Jam Dudel beinhaltet zahlreiche Spiele von anderen Autoren, darunter durchaus auch bekannte Namen (Knizia, Sackson, Rosenberg, Glumpler, Schacht, …). Mein nächstes Buch wird auch wieder ein paar Spiele anderer Autoren beinhalten (Rudi Hoffmann, Günter Cornett, Michael Schacht, Ingo Althöfer Joli Quentin Kansil…) und ich habe bislang die Erfahrung gemacht, dass Autoren da recht freigiebig sind. Von all den Autoren, die ich gefragt habe, haben nur 2 abgelehnt und die weil eine kommerziele Version des Spieles aktuell im Umlauf ist und sie sich nicht selbst Konkurrenz machen wollen. Eine durchaus verständliche Begründung, wie ich meine (Zumal die Verlage ja im Allgemeinen auch die Veröffentlichungsrechte für die Vertragsdauer gepachtet haben).
Ansonsten sind Autoren eher begeistert als ablehnend, wenn man sie fragt, ob ihr Spiel Bestandteil eines Buches sein soll. Selbst wenn sie ausser Freiexemplaren nichts weiter für sie dabei herausspringt. Ich bin also sehr sicher, dass Hugo Kastner nur hätte fragen brauchen, ob die Autoren einer Veröfentlichung zustimmen und es hätte sich am Buch nur wenig geändert. Einige Spiele -wie das Alhambra Würfelspiel – sind sowieso relativ Nachbau-sicher. Aber auch bei den anderen ist zu bezweifeln, dass ein Buch den Verkaufserfolg eines Spieles signifikant einbrechen lässt. Anders als bei Musik oder Filmen kommt ein Spiel ja nicht nur mit der blanken Idee, sondern auch mit schönen Graphiken und viel Material. Ein Spiel nachzubauen lohnt sich daher finanziell nur selten. Bei Spielen mit sehr wenig Material kann sich ein Nachbau mal lohnen, aber auch dann geht dies auf Kosten der Optik. Nur wenige bekommen ein Spiel optisch und haptisch so schön hin wie das Urspiel. Und eine Abstraktion eines Spieles lockt wenig zum Spielen – Das Prestel Nasenspiel wäre als echte Domino-Variante doch etwas trocken.
Spiele nachbauen lohnt sich daher nur in wenigen Fällen:
1) Das Spiel ist nicht mehr zu haben (in diesem Fall schadet der Nachbau auch niemanden, aber auch hier lohnt sich oft ebay mehr).
2) Das Spiel ist im Original besonders hässlich und/oder unpraktisch (Ich habe mir eine Cant-Stop-Reiseiedition aus Karten gebastelt und denke die ist praktsicher als das Urspiel, von „The Big Idea“ habe ich mir eine deutsche Ausgabe mit deutlich mehr Karten gemacht)
3) Zum ausprobieren, obs gefällt (nur für Puristen und nur für Spiele mit wenig Material).
Seit ich Spiele erfinde baue ich aber keine Spiele mehr nach. Meine Prototypen verursachen genug „Do-it-yourself“-Stress…
Wenn also das ganze Nachbauen so ein Problem ist, warum die Klage? Logisch: Man hat die Autoren nicht gefragt. Wenn sich irgendwo jemand eine Version von König von Siam zum Eigenbedarf nachbaut, interessiert mich das wenig. Wenn er damit kommerzielle Interessen verfolgt ist das schon recht parasitär, denn er macht ja Geld mit meiner Arbeit. Bei dem Buch kommt noch hinzu: Wird erst einmal ein Präzedenzfall draus, kann jedes Spiel in irgendeinem Buch veröffentlicht werden. Schnell geht dann auch der Autor verloren. Und wenn ich etwas will, dann dass meine Schöpfung auch mit mir assoziiert wird. Und dieses Recht darf mir nicht genommen werden.

Und noch ein abschließender Kommentar zum Alex (dem Medienpreis der SAZ). Ich hab mal „Alex Medienpreis“ gegoogelt. Man findet zweimal Kritik von Günter Cornett, die offizielle Seite (auf Platz 2) und dann jede Menge kleine Kurzneuigkeiten, aber keine Diskussion, keine Reaktion der Szene, die über Kenntnisname hinaus geht. Dann fiel mir auf: Hey, der Preis richtet sich gar nicht an die Spieleszene. Für uns ist der doch eher ziemlich unwichtig – ich denke mal die entsprechenden Beiträge sollen eher das Spielen bei denen fördern, die es noch nicht tun.
Die einzige Gruppe, die den Preis wahrnehmen sollte, damit er etwas bewirkt, sind die Journalisten selbst, denn die könnten sich sagen „Mensch, schreibe ich was über Spiele, bekomme ich vielleicht einen Preis – also tue ich das doch“.
Inwieweit der Medienpreis in der Medienwelt aber bekannt ist, kann ich nicht sagen.

So ich hoffe ich komme in den nächsten 2 Wochen wieder etwas mehr dazu mich an den Kommentaren zu beteiligen. Aber bevor das Schuljahr beendet ist, haben Lehrer nunmal viel zu tun…

ciao
peer

Peer Sylvester
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5 Kommentare

  • > Aber bevor das Schuljahr beendet ist, haben Lehrer nunmal viel zu tun…

    Stimmt, da kommt der große W6 wieder aus der Schublade und die Schülerleins bekommen ihre nach bestem Wissen und Gewissen erwürfelten Noten :-D

  • Ich unterrichte an einer Gesamtschule mit recht vierstufigem Kurssystem – da reichen die Noten, wie in der Oberstufe, bis 15. Mit einem Sechsseiter ists also nicht getan…
    „Achja, ich werd übrigens immer neugieriger auf dein Spiel “
    Deswegen poste ich auch fleißig neue Infos…

  • Gut, dann wird halt der W20 rausgeholt und alles über 15 muss neu gewürfelt werden. Mit der Methode hab ich schon mal nen Negerkuss gewonnen. Oder du nimmst nen W30 und teilst durch 2, aufgerundet.