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Sweet Holic

Verlag: Korean Boardgames
Autor: Olin Jeong
Spielerzahl: 2-4
Alter: ab 6 Jahren
Spieldauer: 15-20 Minuten

Macarons haben etwa 400 Kalorien. Sweet Holic ist deutlich leichtere Kost; In der Reihe „Einfache Spiele mit Lebensmittelthema“ ist dieses kleine Spiel aus Korea mit Sicherheit das einfachste und leichteste.

Das Prinzip? Karten ablegen und dafür neue ziehen oder eine Kombination auslegen (in diesem Fall eine farbechte Macaron bestehend aus zwei Baiserscheiben und mindestens einer Füllung). Seit Rommé wurde dieses prinzip hundertfach angewandt und ich versuche gar nicht erst zu erklären, dass Sweet Holic dem wesentlich neuartiges hinzuzufügen hätte (auch wenn ich die Regel, dass abgeworfene Füllungen und abgeworfene Scheiben unterschiedlich viele Nachzieh-Karten erlauben, für einen netten Kniff halte), denn das wäre gelogen. Originalität ist hier kein Kaufelement.

Eine zur Zeit eher niedrige Boardgamegeekwertung unterhalb der 6 erkläre ich mir aber eher mit dem Glücksfaktor: Da eine Runde endet, sobald jemand drei Macaraons fertig hat, ist es gut, wenn man viele Karten zieht, mit der man Macaraons fertig stellen kann und weniger gut, wenn man das nicht tut. Kleinere Entscheidungen sind möglich, wenn man das Glück hat, Karten zu haben, die eine solche Entscheidungsmöglichkeit bieten. Spiele mit einer so geringen Spielkontrolle tendieren eher zu niedrigen Bewertungen bei BGG.

Ich will hier auch gar nicht so tun als wäre Sweet Holic ein großes oder gar großartiges Spiel, dass jeder sofort importieren müsste. Doch jenseits von Glücksfaktoren, Spielkontrolle und Originalität haben leichte Spiele einen Vorteil: Es gibt kaum einen Zeitpunkt, an dem sie nicht auf den Tisch gebracht werden könnten. Dabei ist es fast egal wer am Tisch sitzt – Karten und Thema üben einen gewissen Spielreiz aus und aufgrund der einfachen und intuitiven Regeln – Jeder weiß wie eine Macaron aussieht! – wird dieser auch bei Wenigspielern nicht durch die Regelerklärung ausgelöscht.

Es gibt auch einen Grund warum Rommé immer noch ein beliebtes Spiel ist (und Rummikubb 1980 Spiel des Jahres wurde): Das Prinzip Karten auszutauschen und zu sammeln ist befriedigend, die Spannung, ob man was passendes vom Stapel zieht oder ob das Spiel endet bevor man selbst auslegen kann ist angenehm. Die im Ostasiatischen Raum beliebte (und hierzulande vor allem durch Blueprints  die Spiele von Oink bekannte) Wertung, dass die Rundenpunktzahlen nicht übernommen werden, sondern nur die Ränge verpunktet werden, sorgt dafür, dass eine schlechte Runde nicht frustriert. Es fehlen zudem negative Elemente: Was ausgelegt wurde, das bleibt liegen, es wird einem nichts mehr geklaut. Das schlimmste ist, wenn eine potentiell Punkteträchtige M;acaraon nicht gewertet wird, weil der „Boden“ fehlt – aber das Loch hat man sich selbst gegraben.

Mit anderem Worten: Sweet Holic verspricht ein leichtes Spiel zu sein und hält dieses Versprechen. Es wandelt auf bekannten Pfaden, aber gerade dadurch wandelt es sicher, ohne Designtexhnische Schnitzer oder auch nur scharfen Kanten. Es belastet nicht, es ärgert nicht, es macht, was es auszog zu tun. Das Design ist auf den Punkt und vergeudet keine Zeit mit dem Versuch vorzugeben etwas anderes sein zu wollen. Das ist eine Qualität für sich.

 

Peer Sylvester
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