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Spot On

Verlag: Kosmos
Autoren: Günter Burkhardt
Spielerzahl: 2-4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: 30 Minuten

SPOT ON,  SPOT ON – WITH HOPE IN YOUR HEARTS

AND YOU NEVER SPOT ALONE…

Oh, äh, Tschuldigung. Habe gerade an die Zeit vor Corona gedacht…. Wo war ich?

Ach ja: Deutschland – das Kartenspiel hat 2014 den Quizspielpreis der Spielbar gewonnen – Und jetzt ist es zurück. In POG-Form! (Eigentlich als „Spot On“, aber dann funktioniert das Zitat nicht)

Damit stellt sich die Frage gar nicht, ob Spot On gut ist. Natürlich ist es gut, es hat ja den Spielbar-Quizspielpreis gewonnen! Tatsächlich wäre meine größte Kritik, dass ich nirgendwo auf Schachtel oder Regel einen Hinweis auf den Vorgänger gefunden habe, was die Gefahr erhöht, ein Spiel doppelt zu kaufen. Viel hat sich seit 2014 auch nicht getan – das Format ist ein klein wenig anderes, die Schachtelgraphik ist jetzt ansprechend, die Spieler spielen mit Plättchen statt Karten und ich nehme mal an, dass die Bevölkerungszahlen der Städte aktualisiert wurden. Aber: Was nicht kaputt ist, muss man nicht reparieren. Wer hierher kam, um herauszufinden, ob sich was geändert hat und ob man „upgraden“ sollte: Nein.

Wer den Vorgänger – oder den Nachfolger – nicht kennt: Spot On ist ein Quizspiel (daher auch der Quizspielpreis!), genauer gesagt ein Geographieschätzspiel. Der Unterschied zwischen einem Quiz und einem Schätzspiel: Bei ersterem geht es ums Wissen, bei letzterem ums Einschätzen. Haha. Anders formuliert: Ersteres fragt eher Dinge ab, die man wissen könnte, letzteres eher Dinge, die man wohl eher nicht wissen kann. Die Grenze zwischen den beiden ist aber eine breite Grauzone, eine Zone einer stufenweisen Entwicklung, denn Quizspiele sind interessanter, wenn man sich die Lösung zumindest partiell erarbeiten kann und Schätzspiele sind interessanter, wenn man zumindest ein paar Referenzpunkte hat. Blindes Raten ist nämlich ebenso wenig dauerhaft unterhaltsam, wie ständiges Nichtswissen bei Quizspielen (Umgekehrt ist ein Spiel, bei dem man alle Fragen beantworten kann genauso uninteressant und nicht mehr als eine Beschäftigung in „Antworten geben“).

Spot On liegt nun ziemlich mittig in dieser Grauzone, denn einerseits will die geographische Lage und die Bevölkerungszahl von vier zufälligen Deutschen Städten ermittelt werden, andererseits nur relativ zueinander. Wer also weiß, dass Husum eher im Norden der Republik anzuordnen ist und Garmisch-Spartenkirchen eher weniger, der braucht nicht unbedingt zu wissen, wo denn genau dieses „Husum“ eigentlich liegt – er/sie kann einfach tippen, es sei die nördlichste Stadt unter den Vieren. Insgesamt geben alle drei Tipps pro Runde ab: Welche Stadt ist die nördlichste/östlichste/westlichste/südlichste? Oder trifft auf eine der vier Städte gar keines dieser Attribute zu? Dann darf man auch das tippen! Alternativ gibt es Tipps für die bevölkerungsreichste/bevölkerungsärmste Stadt unter den Gezogenen. Da es zudem mehr Punkte gibt, wenn man seinen Tipp früher gegeben hat, kann man auch etwas zocken – Statt sicherem einen Punkt wenn man Husum als Dritter ganz im Norden bestätigt, tippt man vielleicht lieber als erster auf Halle an der Saale als bevölkerungsreichste Stadt, was bei Erfolg drei Punkt abwirft, bei Misserfolg allerdings gar keinen.

Hier wird also mutiges Schätzen belohnt, aber auch Wissen gefordert – wer sich geographisch in Deutschland gut zurechtfindet wird auch bei Spot On eher gut abschneiden. Das positive Belohnungssystem ist hier also voll in Kraft, wirkt aber nicht frustrierend und beides sind durchaus wichtige Attribute im Quiz- und Schätzspielland.

Ein Lerneffekt tritt auch ein – was bei der eher geringen Anzahl an Städten auch dafür sorgt, dass die Punktzahlen über die Partien steigen. Eine Ausgabe mit mehr Städten – dafür vielleicht über ganz Europa – hätte dieses Problem nicht. Auf der anderen Seite ist Spot On auch eher ein Spiel für zwischendurch, keines dass man siebzehn Tage am Stück konsumiert. Und wenn zwischen den Partien wieder etwas Zeit ins Land gestrichen ist, habe ich eh wieder vergessen, wo Suhl liegt.

 

Peer Sylvester
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