Autoren: Yohan Goh, Hope S. Hwang, Gary Kim
Verlag: Helvetiq / Huch
Für 2-6 Personen (eher 3-5) ab 7 Jahren
Spieldauer: 15 Minuten
Die Sommerzeit beginnt und die Uno-killer locken: Welche nehmen wir dieses Jahr mit in den Urlaub? Die Klassiker Lama und SkyJo gucken von ihrem Olymp herab auf die diesjährigen Neuankömmlinge, unter denen auch der Gott Odin zu finden ist. Eine ungewohnte Rolle für den skandinavischen Gott der Weisheit, der ja auch Patenonkel von Thor ist und der bekanntermaßen das goldene Vlies aus der Pyramide von Sezuan befreite und damit Chupagabra besiegte! Wird er in der Bittrolle bestehen können?
Die Anleitung spielt schon einmal nicht mit.
Wie viele gute Kartenspiele bricht auch Odin mit einigen Traditionen: Entweder spielt man genauso viele Karten wie die Person vor einem oder eine mehr. Werden mehrere Karten gespielt, zählt aber nicht die Summe, sondern die größte Zahl, die durch die gespielten Karten gebildet werden kann – aus einer 2, einer 5, und einer 7 wird eine 752. Außerdem nimmt man sich eine der überbotenen Karten und wirft etwaigen Rest ab. Das geht so lange, bis jemand nicht mehr überboten wird (und erneut herauskommt) oder jemand seine letzte Karte loswird, denn das ist das Spielziel.
Diese asiatische Spezialität der „Shedding-„ oder „Laddergames“ ist spätestens seit Scout auch hier einigermaßen bekannt. Aber das völlige Fehlen eines „Stiches“ ist für Europäische Spielende doch einigermaßen überraschend. Aber vor allem das Aufnehmen von Karten und das Bilden von Zahlen statt Summen ist ungewöhnlich genug, als es von der Anleitung impliziert wird – Odin ist eines der Spiele, die man am besten über das Regelvideo lernt, denn einmal gesehen, ist nach 2 Minuten alles klar. Einmal in die Anleitung geguckt… hilft dagegen erst einmal nicht.
Anders als andere Spiele des Genres lebt Odin nicht zuletzt von der Kartenpflege, dem Dilemma einerseits überbieten zu wollen, um Karten loszuwerden, andererseits aber manchmal so gar nichts mit den Karten anfangen zu können, die man überbieten würde. Optionales passen hilft, ist aber auch riskant. Das erinnert vom Dilemma her durchaus an Passt Nicht, fühlt sich aber aufgrund der vielen Kombinationsmöglichkeiten (Es können Karten gleicher Farbe oder gleicher Zahl kombiniert werden) steuerbarer an und vor allem läuft Odin zuverlässiger auf ein Ende zu und es spielt sich daher insgesamt auch flüssiger.
So gut Odin als feines Kartenspiel auch gefällt: Scout oder auch Lama haben noch den einen Kniff mehr, der sie einen Ticken spannender machen lässt. Da die Anzahl der gespielten Karten innerhalb einer Runde nur steigen kann, fehlen die ganz großen Überraschungen. Gerade durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten sind die Blätter in ihrer Wirkung nicht enorm unterschiedlich; viel zu „lesen“ gibt es nicht. Manchmal wird mehr gepasst als vermutet, was bedeutet, dass man eventuell große Kombis nicht ausspielen kann, aber das etwas unvorhersehbares passiert, wie etwa wenn jemand bei Lama plötzlich Schluss macht fehlt hier, ebenso wie die Dynamik eines Scouts, bei dem ja auch Karten genommen werden – aber eben aus der zu überbietenden Kartenauslage. Scout ist daher etwas anspruchsvoller, aber eben auch spielerisch stärker. „Flüssiges Spiel“ ist gut, birgt aber die Gefahr der Belanglosigkeit. So weit würde ich bei Odin nicht gehen, aber ob es nächstes Jahr noch im Urlaub dabei sein wird, wage ich zu bezweifeln. Dieses Jahr darf das kleine Gottilein aber dabei sein.
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