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Mini Christmas

Autor: Zong-Ger

Verlag: Good Game Studio

Für 2-5 Spielende ab 6 Jahren

Spieldauer: 15 Minuten

Weihnachten. Sie haben davon bestimmt schon einmal gehört. Allerdings weniger vom Spieleregal, denn als Thema haben die Feste schlicht das Problem, eine saisonale Angelegenheit zu sein. Wer spielt schon ein Weihnachtsspiel im Sommer? Oder ein Fronleichnamspiel  im Advent? (Notiz für später: Ein Fronleichnamspiel designen)

Auf der anderen Seite: Ein Weihnachtsspiel im Advent? Ja, das geht gut! Besonders wenn es ein kurzes Spiel ist, dass man auch in der stressigsten Zeit des Jahres noch problemlos zwischen Geschenkeshopping und Adventstee auf den Tisch bringen kann.

Mini Christmas (auch als Christmas Tree erschienen) hat seine graphische Einkleidung vermutlich genau aus diesem Grunde bekommen: Die Karten zeigen weihnachtliches und die Auslage hat vage die Form eines Tannenbaumes. Mehr braucht es nicht für Weihnachtsstimmung!

Oh Tannenbaum(auslage)!

Allerdings: Tonal ist das Fest der Liebe laut Mini Christmas durch Panik und Neid geprägt. Ziel ist hier das Sammeln von gleichen Karten, je mehr desto besser. Dies geschieht durch eine Abwandlung des Winston Drafts: Die Karte der obersten Reihe würde man umsonst bekommen. Alternativ kann man auch eine längere Reihe weiter unten im Baum wählen, muss aber für jede übersprungene Reihe eine Karte dazulegen. Ein ähnliches Prinzip kennt man aus vielen Spielen, wo mit Siegpunkten oder Geld Karten übersprungen werden können. Hier bezahlt man Handkarten mit Handkarten und das lohnt sich, weil die Anzahl der Karten nach unten hin zunimmt. Da sich die bezahlten Karten in den Reihen ansammeln, bekommt man bei gutem Timing schon recht viele Karten für lau, allerdings vermutlich nicht unbedingt zueinander passende.

Die Panik und der Neid kommen durch eine kleine Regel ins Spiel: Wenn jemand keine Karten nimmt, sondern ein Set ausspielt, um es in Punkte zu verwandeln, dann müssen alle anderen die Hälfte ihrer Karten (abgerundet) dieser Sorte wegwerfen. Bei fast allen Sammelspielen ist es sinnvoll etwas anderes zu sammeln als die anderen – hier ist es Überlebensstrategie. Hubris kommt dazu, weil ein Set aus drei Karten einen Siegpunkt bringt, aber erst 5 Karten deren zwei (vier Karten bringen nichts!). Wer vier Karten einer Sorte ergattert hat, wird wenn es irgend geht versuchen daraus fünf  oder gar sechs zu machen – und steht mit Pech it deren Zwei da. Ärger! Emotion! Neid!

Und an dieser Stelle sagt das Spiel: „Nicht ärgern, Kinder! Vertragt euch wieder!“ – denn die Spieldauer ist sorgfältig kuriert, dass niemand wirklich abgehängt wird. Wird das Spielende zudem eingeläutet, dürfen alle etwaige schon vorhandene Sets noch gewertet werden, ohne das wer etwas abwerfen muss – Bescherung! Wer dann tatsächlich gewonnen hat, spielt dann schon fast keine Rolle mehr- und man kann sich der nächsten Partie widmen. Emotionen aber kein Frust. Weihnachten eben.

 

#spiel2024

 

Peer Sylvester
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