Neulich gab es etwas für den Geist, heute ist der Körper dran! Denn wie schon Herodot sagte: „In dubio pro rio“ oder so. Um den Körper zu stählen muss man allerdings auch mal vom Spieltisch aufstehen und bei diesen beiden Spielen geschieht genau das!
Laser Shoot
Ohne Autorenangabe bei Megableau/Huch
Für 2-6 Spielende (pro Set 2) ab 6 Jahren
Spieldauer: 5 Minuten pro Runde
Zugegeben: Laser Shoot ist auch bei großzügiger Auslegung des Begriffes nur schwer als „Brettspiel“ einzuordnen. Aber was ist es dann? Es gibt feste Regeln, also ist es kein Spielzeug. Vielleicht ein Sport? Dagegen spricht die fehlende Vereinsstruktur oder was auch immer Schach zu einem Sport macht. Vielleicht ist es einfach ein Spiel, ohne „Brett“? Egal! Was es auch ist, es ist in jedem Fall eine Laser-Tag-Variante:
Alle Mitspielenden bekommen die „Kampfmaske“ (Begriff aus der Werbung) aufgesetzt, die werden miteinander synchronisiert und nach einem kurzen Countdown kann man sich gegenseitig mit der Maske abschießen. Die Maske schießt, die Maske trifft und die Maske reagiert auf Treffer (das funktioniert alles wie bei einer Fernsteuerung). Alles andere müssen die Spielenden machen: Zielen, Sich verstecken, herumlaufen, Deckung suchen. Wie viel und ob man läuft und so, bleibt dabei explizit den Spielenden überlassen: Ob eher statisches Shoot Out am Saloon oder Herumtollen im Garten, alles ist denkbar (Die Maske schränkt allerdings das Sichtfeld stark ein, so dass man sicherstellen muss, dass man nirgendwo gegenläuft). Theoretisch ließe sich Laser Shoot sogar als reines Reaktionsspiel im Sitzen spielen, wie sinnvoll das wäre, sei dahingestellt.

Doch damit ist es vielleicht doch ein Spielzeug: Zwar zählt die Maske die Treffer und blockiert den Schussknopf für einige Sekunden nach einem Schuss und sorgt überhaupt dafür, dass alles funktioniert, aber was die Spielenden damit machen, darin sind sie frei – Teamspiele (mit mehreren Sets) sind ebenso denkbar, wie Battle Royals. Das ist für mich ein enormes Plus. Und wenn ich oben einen „Gesunder Körper“ geschrieben habe, so tat ich das nicht mal so nebenher: Eine Runde geht nur wenige Minuten, aber die sind intensiv. Selbst einen Deckungskampf halte ich nicht länger als 3, 4 Runden aus, schließlich bin ich über 50. Also ist es wohl doch ein Sport. Mir solls recht sein.
Herzlich willkommen zum Hieb- und Stichfest
Autoren: Ian Clayman, Mary Georgescu, Eric M. Lang
Verlag: Exploding Kittens/Asmodee
Für 3-6 Spielende ab 7 Jahren
Spieldauer: 15 Minuten
Herzlichen Willkommen zum Hieb- und Stichfest ist nun aber tatsächlich ein Brettspiel. Beziehungsweise ein Kartenspiel (*hust*). Nur halt eines, bei dem man gelegentlich aufsteht und sich mit Schaumstoffschwertern haut.
Der Schwerter- und Titelbedingten großen Schachtel zum Trotze ist Herzlichen Willkommen zum Hieb- und Stichfest eigentlich ein kleines Kartenspiel: Es werden Karten gezogen, vom Zugspieler in mehrere Stapel aufgeteilt und dann zeigen alle auf Kommando auf den Stapel, den sie wollen. Zeigt nur eine Person auf einen Stapel, kann sie zugreifen. Ziel ist das Sammeln von Dreiersets. Das ist einfach und aus sehr vielen anderen Spielen bekannt. Das ist nichts ehrenrühriges – bluffen und ausbluffen und überdenken ist immer wieder nett, auch wenn es (wie hier) sehr geradeaus daherkommt. Es ist halt kein Mechanismus, der Schere-Stein-Papier wesentlich verbessert… außer, ja , außer dass man sich gelegentlich mit Schaumstoffschwertern haut.

Diese Schwerter werden immer dann ausgepackt, wenn es einen Konflikt gibt, also mehr als eine einzelne Person einen Stapel haben möchte. Sind es deren zwei, die miteinander über Kreuz liegen, dann wird der Stapel per Duell vergeben. Sind es gar mehr als zwei, entscheidet die Zugspielerin wer sich prügeln darf und wer auf jeden Fall leer ausgeht. Das gibt Raum für kleine Gehässigkeiten, ist aber vor allem Willkür. Vielleicht in einem Spiel mit Schaustoffschwertern verkraftbar, aber es wirkt dennoch an dieser Stelle nicht so ganz zu Ende entwickelt (etwas dass sich auch über die anderen Spiele des Verlages sagen lässt).
Der eigentliche Kampf wird aber dadurch noch versüßt, dass die Karten, um die es jetzt geht, gleichzeitig die Regeln vorgeben, nach denen gekämpft werden muss. Das ist clever, zumal eine Kartenfarbe der kleineren Person Vorteile gibt – mit der Stapelauswahl kann man als Zugspieler also auch potentielle Kampfregeln bestimmen. Leider ist die Anzahl an verschiedenen Regeln enttäuschend begrenzt. Auch hier wirkt das Spiel überhastet abgeschlossen, denn mehr (Karten-) Regeln sorgen hier einmal tatsächlich für dringend benötigte Abwechslung; Das Spiel selbst ist kurz genug, dass der sich ewig wiederholende Wechsel aus Karten ziehen und aufteilen – zeigen – Kämpfen/Zugucken-Karten ziehen… nicht langweilig wird. Aber wer eine zweite Partie an die erste dranhängt will in erster Linie kloppen. das so etwas gewollt drumrum konstruierte Spiel rückt in den Hintergrund. Spätestens nach einer weiteren Partie sucht man sich Regeln raus, mit der man sich haut.
Da war Laser Shoot ehrlicher.
(Es wurde im Text abwechselnd die männliche und weibliche Form verwendet. Das war Absicht)
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