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Dreamteam und Quizwiz

Seit ich selbst Quizspiele am Markt habe, gibt es keinen Quizspielpreis auf der Spielbar mehr. Ich lasse es mir aber nicht nehmen, ab und an kleine Quizspiel-Überblickposts zu machen, wenn in diesem Genre etwas erwähnenswertes erscheint. Etwas wie zum Beispiel Dreamteam und Quizwiz.

Dreamteam

Autorin: Verena Wichers Autoren: Lukas Setzke, Martin Student

Verlag: Noctis Spiele

Für 1-40 Spielende (koop eher 2-8, Im Kneipenquizmodus sollte man auch mindestens zu dritt sein) ab 14 Jahren (Wegen der Fragen, nicht der Regeln. 14 scheint mir hier aber auch eher noch zu jung zu sein, um ernsthaft mitspielen zu können, eher ab 16)

Spieldauer: 15-45 Minuten (eher so 20-30 Minuten)

 

Der für Krimispiele bekannt Noctis Verlag wagt sich an ein neues Genre: Quizspiele! Dabei orientiert sich das bekannte Dreierteam sichtbar am Kneipenquiz von moses: 5×5 Fragen kooperativ beantworten, um am Ende besser abzuschneiden als der „virtuelle“ Gegner. Oder als Kneipenquiz in Teams gegeneinander, wie man das so aus der Kneipe kennt. Bei anderen Genres würde man bei einer ähnlichen Nähe zweier Spiele zueinander vielleicht schon mit der Stirn runzeln, im Quizspielbereich, wo lange Zeit spielerisch identische Würfellaufspiele dominierten, liegt die geistige Schöpfungsleistung eher in den Zwischentönen und den Frageformaten.

Der Block. Dezente 90er-Jahre-Privatfernsehen-Stimmung

In der Feinwertung tragen dann auch die Unterschiede zwischen Dreamteam und Kneipenquiz zutage: Zum einen merkt man deutlich, dass moses ein großes Verlag ist und Noctis nicht so: Statt ausklappbarem Spielplan gibt es bei Dreamteam nur einen Block, wo die Punktleiste durch abstreifen „abgelaufen“ wird. Das ist eher unpraktisch, weil schlecht zu erkennen und der Platz zum Schreiben ist für einige Antworten bestenfalls mit „ambitioniert“ zu beschreiben.

Auf der anderen Seite wurden mehrere Joker spendiert, die in beiden Variationen unterschiedlich sind und ein paar taktische Überlegungen erlauben. Die Joker sind eine nette Sache, im kooperativen Spiel braucht man sie auch, wenn man die schweren Karten auspackt (wie beim Kneipenquiz wird der Schwierigkeitsgrad nicht durch die Fragen bestimmt, sondern wie weit die virtuellen Gegner bei einer falschen Antwort vorlaufen).

Spielerisch sind die beiden Spiele auf Augenhöhe, Dreamteam ist etwas flüssiger zu spielen und hat die Joker, dafür eben nur einen etwas unpraktischen Block. Entscheidend sind jedoch am Ende die Fragen und die gefallen mir bei Dreamteam ausgesprochen gut! Der Schwierigkeitsgrad ist eher moderat, aber es ist auf jeder Karte (immer 5 Fragen) eine ausgewogene Mischung aus leichten und kniffligen Fragen zu finden. Beim Kneipenquiz sind auch immer mal wieder so WTF???-Fragen dabei, wenn Witze vervollständigt werden müssen oder nach für mich obskuren You-Tube-Stars gefragt wird. Dadurch hatten wir dort schon wilde Schwankungen innerhalb einer Partie, während bei Dreamteam unser Wissen bei jeder Karte ähnlich viel hilft. Die Fragen bei Dreamteam sind also bodenständiger, aber es sind auch keine drögen Standardfragen, sondern durchaus auch Fragen, über die man knobeln kann. Hier macht sich vermutlich der Escape-Room-Background des Teams bemerkbar, dass offenkundig gut einschätzen kann, was als interessant wahrgenommen werden kann und was nicht.

Quizwiz

Autor: Mark Yoseloff

Verlag: Braingames / Asmodee

Für 1-5 Spielende ab 10 Jahren (eher ab 14)

Spieldauer: 20 Minuten (je nach Schwierigkeitsgrad und Mitspielendenanzahl eher 10-30 Minuten)

 

Wer erinnert sich nicht an das World Factgame? Vermutlich niemand, außer mir. So flockig das Spiel auch war, so sehr strahlte es „Geographieabschlussprüfung“ aus. Quizwiz sieht moderner aus, hat aber eine etwas ähnliche Grundidee: Die Länder der Welt dienen als Karten und diese wiederum als Antworten für diverse Aufgaben: So müssen Länder gefunden werden, in denen Löwen oder Tiger wild leben, in denen schon 50°C gemessen wurden oder wo man Sterne-Restaurants findet. Besonders interessant sind die Aufgaben, für die Länder gefunden werden müssen, für die es keinen oder besonders viele andere Plätze bei diesen Aufgaben geben würde.

Wo sollen diese Länder hin?

Im Prinzip spielt man also eine Karte zu der Aufgabe, von der man meint, dass sie passt. Das Problem: Die Auswahl ist begrenzt, das Wissen unscharf. Und es nützt einen nichts, wenn mehr als zwei Karten zu einer Aufgabe gelegt werden, auch wenn man ganz sicher weiß, dass in Deutschland große Fußballstadien stehen; Mehr als zwei ist Überschuss. Das Spiel endet erst, wenn jede Aufgabe mit mindestens zwei Karten bedient wurde und Punkte gibt es keine, nur Fehler. Maximal zwei darf man sich erlauben, danach ists Essig mit dem Spielsieg. Ja, bei Quizwiz gibt es eine rein binäre Wertung, keine „Ihr schafft das!“ – Zwischentöne, wie bei so vielen kooperativen Spielen. Alles oder nichts. Das ist ein bisschen schade, denn natürlich spielt auch das Kartenglück eine Rolle. Manchmal kommen einfach keine passenden Länder für die fehlenden Kategorien und man pflastert die Karte mit den Fußballstadien mit Europöischen Ländern voll, um endlich mal auf ein Tigerland zu treffen.

Ein anderes Problem: Das Wissen ist unscharf, gerade bei den originelleren Kategorien. Nur 3 Karten sind öffentlich, über seine Handkarten darf man eigentlich nicht reden. Eigentlich. Disziplin fällt schwer und ist meiner Meinung nach bei bei kooperativen Quizspielen an dieser Stelle auch fehl am Platz. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, eine Handkarte zur Diskussion zu stellen – aber nur dreimal pro Spiel und das Prozedere ist damit nicht nur unbeliebt, sondern auch etwas umständlich. Die Variante, bei denen diese Option beliebig oft, aber nur bei einer begrenzten Anzahl von Ländern auf einmal eingesetzt werden kann, ist an dieser Stelle kommunikativer. Das Spiel ist auch so schon schwierig genug. Was im Übrigen auch daran liegt, dass der Schwierigkeitsgrad nur die Anzahl der Aufgaben steuert, aber nur indirekt die Schwere der Aufgaben. Zwar gibt es auch die in drei Stufen, aber anscheinend sind „schwerere“ Fragen in erster Linie die, mit weniger Antwortmöglichkeiten, nicht unbedingt, die schwerer zu schätzenden.

QuizWiz ist sicherlich origineller als Dreamteam, allerdings ist es auch etwas sperriger. Das liegt zum Teil an der kleinen Schrift, zum Teil an der eingeschränkten Kommunikation aber vor allem daran, dass die Aufgaben oft sehr viel schwieriger zu lösen sind. Eine größere Herausforderung als Dreamteam allemal, hatte bei uns letzteres dennoch die Nase vorne. Vermutlich auch, weil wir da mehr Kontrolle über unsere Antworten hatten.

 

Peer Sylvester
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