spielbar.com

Kreuzwort-Pyramiden

Verlag: Cardchess
Autor: Jeff Widderich
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 30-45 Minuten

Eine Geschichte:
Es war einmal ein Spiel, daß kam aus dem fernen Kanada nach Deutschland und schaffte es auch irgendwie in die Karstadt-Filialen. Die Jury des „Spiel des Jahres“ wurde darauf aufmerksam und war sich auch relativ einig: „Das muss auf die Empfehlungsliste!“. Doch aus unerfindlichen Gründen erschien die Liste dann im nächsten Jahr ohne besagtes Spiel – die Juroren hatten es irgendwie vergessen.

Diese Geschichte hätte sicherlich einen kleinen Empörungsschrei verursachen können, doch der Autor des Spieles, Jeff Widderich, hatte in der Spieleszene durch einige …ah… „unglückliche“ Aktionen einige Unsympathien gewonnen, wenn man so sagen darf. So erntete er eher Schadenfreude.

Soweit die Vorgeschichte zu dem Spiel Kreuzwort-Pyramiden. Eigentlich für diese Rezension völlig unwichtig, doch vielleicht für den einen oder anderen interessant. „Unsympathien“ wäre übrigens bei diesem Spiel nicht gültig, denn es steht nicht im „lokalen Wörterbuch“, wie es in der Regel heißt. Und damit wären wir schon beim Spielziel: Das Bilden von (gültigen) Wörtern. Also ein Wortspiel. (Das Bilden von ungültigen Worten wäre auch einmal ein reizvolles Spiel, doch das ist eine andere Geschichte)

Das aufgebaute Spielbrett hat 36 neutrale Pyramiden in der Spielmitte (6×6-Raster), an den Stirnseiten jeweils 6 Stapel mit je 4 Pyramiden in der jeweiligen Spielerfarbe und an den Ecken nochmal neutrale Pyramiden. Die Pyramiden zeigen Buchstaben und somit wird es zum Buchstabenspiel.

Wer dran ist, macht sich ein Wort in seiner Leserichtung im neutralen Bereich und dazu beliebig viele eigene und fremde Pyramiden sowie die Eckpyramiden verwenden. Das klingt unglaublich, ist aber wahr. Dadurch können hier richtig schön lange Worte entstehen. Und das ist gut so, denn jeder Buchstabe bringt Punkte. Der Haken: Es muß immer mindestens eine neutrale und eine eigene Pyramide dabei sein. Außerdem sollten die eigenen Pyramiden schleunigst abgebaut werden. Nicht nur weil das Spiel endet, wenn ein Spieler keine mehr hat, sondern auch, weil bei Spielende alle nicht verwendeten Pyramiden Minuspunkte zählen.

Also sieht ein Zug im allgemeinen so aus: Man guckt sich an, welche eigenen Pyramiden man gerne loswerden will, denkt sich ein möglichst langes Wort aus und sucht sich eine geeignete Stelle (also neutrale Pyramide) auf dem Spielplan aus und hofft und guckt, daß er genügend Buchstabenpyramiden bei den Mitspielern und sich selbst vorfindet, um das Wort auch tatsächlich zu bilden. Klappt das, so setzt er alle Pyramiden um, zeigt das Wort vor und sammelt alles Verwendete ein.

Weggenommene Spieler- und Eckpyramiden legen neue Pyramiden (und somit Buchstaben) frei. Pyramiden aus dem neutralen Bereich nicht, dafür ist darunter ein neuer Buchstabe auf den Spielplan gedruckt. Mitbenutzen darf man den dann natürlich auch, nur Punkte gibt’s dafür nicht.

Wie es sich für ein Wortspiel gehört, sind die Regeln eingängig, auch wenn es einiger Aha-Erlebnisse bedarf, um die konkrete Umsetzung auf dem Spieltisch ebenso gut hinzubekommen.
Aber ist es auch gut? Anders? Kaufenswert?

Auf jeden Fall hat es Jeff Widderich geschafft, ein wirklich ziemlich neuartiges Wortspiel zu kreieren – nämlich eines ohne eigene Auslage, mit der man auskommen muß. Dadurch werden Sprachbegabte hier nicht durch unsägliche Buchstabenkombinationen ausgebremst. Irgendwas geht immer und nur das mangelnde Vokabular beschränkt die Punkteausbeute. Daß jeder nur in Leserichtung legen darf, aber jeder eine andere Leserichtung hat, da er an einer anderen Brettseite sitzt, ist ebenfalls originell und sorgt auch dafür, daß niemand dasselbe legen kann, wie der Vorgänger. Auch Spiellänge und Regelklarheit passen zum Spiel (auch wenn die Regel, daß man sich beliebig viele Pyramiden zusammensuchen darf, immer wieder für Unglauben sorgt). Das einzige was man den Spiel vorwerfen könnte ist, daß es zu sehr fordert: Bei Scrabble bastelt man etwas mit seinen Buchstaben zusammen oder wirft sie weg oder baut ein „und“ oder hängt Endungen an andere Worte an. Hier geht so etwas nicht, hier muß jeder Worte schmieden – oder untergehen.

Doch das ist eigentlich genau das, was ein Wortspiel bieten soll, oder nicht?

Für Wortspielfreunde gibt’s jedenfalls eine unbeschränkte Kaufempfehlung!

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)

1 Kommentar

  • das ist für mich das schönste und geilste Spiel überhaupt, ich habe bereits alle meine Freunde infiziert und Teile meiner Verwandschaft – viele Abende, die öde vor dem TV enden würden, werden in fröhlicher Runde am Küchentisch über die Runden gebracht und alle haben Spass – es ist ein Spiel mit Suchtfaktor – manchmal erwische ich mich tagsüber dabei, dass mir ein Wort einfällt und ich denke “ das muss ich mir für Kreuzwort-Pyramiden merken“ – absolute Spitze!