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Koreanisch Essen: Gimbap und Burger Master

Neben der Neuauflage des Elfer Raus -Brettspieles, hat Korea Boardgames noch ein paar leckere Mahlzeiten aufgetischt: Es gibt koreanisches Gimbap und westliche Burger.

Guten Appetit!

Gimbap

Autoren: Roberto Fraga und Yohan Goh

Für 2-4 Personen ab 8 Jahren

Spieldauer: 15 Minuten

 

Gimbaps werden gerne als „Koreanische Sushi“ beschr

Gimbap

ieben, auch wenn diese Beschreibung der Koreanischen Küche Unrecht tut. Es handelt sich bei Gimbaps um Reisrollen, um die Seetang („Gim“) gerollt ist, und die je nach Sorte verschiedene weitere Zutaten enthält (darunter – anders als bei Sushi- auch Fleisch).

Roberto Fraga ist für seine sehr physischen Spiele bekannt und entsprechend legt man auch bei Gimbap selbst Hand an: Man rollt Gimbaps! Alle bekommen einen Satz Zutaten (neben Reis („Bap“) und Gim auch Käse und Salat zum Rollen, sowie drei Zutaten aus Holz. Alles wird in einen großen Gimbap eingerollt. Würfel geben dabei vor, welche Zutaten sich berühren dürfen und welche streng getrennt werden sollen. Gerollt wird gleichzeitig – Ja Gimbap ist eines dieser Spiele, wo ich keine Chance gegen meine Kinder habe, die einfach eine schnellere Auffassungabe und flinkere Finger haben. Meine einzige Chance: Alles richtig zu machen und hoffen, dass die anderen eine Bedingung übersehen haben.

So sieht ein ordentlich gerollter Gimbap aus!

„Alles Richtig zu machen“ ist dabei gar nicht so leicht, weniger weil die Aufgabenstellung so schwierig wäre oder auch nur, wegen des geschwindigkeitsbedingtem Stress, sondern auch, weil die Rolltechnik tatsächlich erst einmal verstanden werden will. Anders als echte Gimbap, rollt man die Zutaten nämlich mehr oder weniger einzeln – wer rollt wie in der Realität, wird feststellen, dass ein Teil des Gims innen landet und sich dann kaum noch feststellen lässt, welche Bedingungen gelten oder nicht. Eine Stolperstelle für ein einfachstes Spiel. Die Regel hilft leider auch nicht – man muss es ausprobieren!

Ansonsten: Gucken – Legen – Rollen – Fertig. Man sieht was man bekommt. In der Realität sind Gimbaps leckere Snacks, aber ständig würde ich die nicht essen, das Koreamische Äquivalent zur Butterstulleso quasi. In dieser Hinsicht ist das Spiel eine gelungene Umsetzung. Das hakelige Rollen sitzt aber etwas quer im Hals.

 

Burger Master

Autor: Jeppe Norsker

Für 1-6 Personen ab 8 Jahren

Spieldauer: 15-20 Minuten

 

Ich würde jetzt sagen: Auf zum Kontrastprogramm!, aber tatsächlich ist auch Burger Master ein Essensbasiertes Echtzeitpuzzlespiel. So viel Kontrast ist also nicht, nur dass wir in eher westlichen denn östlichen Mahlzeiten puzzeln: Wir basteln Burger!

Anders als bei Gimbap tun wir das aber nicht jeder für sich – nur ein Burger steht jede Runde zur Konstruktion an. An dem darf aber am Ende nur eine Person wirklich Hand anlegen (Hygienevorschriften und so) und zwar diejenige, die vermeidlich die wenigstens Arbeitsschritte benötigt – Arbeitszeitoptimierung, Baby!

Keine Kinderküche, sondern das Spielmaterial. Die Pommes sind die besten Siegpunktchips in meiner Sammlung, glaube ich.

Burger Master orientiert sich stark an dem Genre, dass vor 50 Jahren mit -kein Witz – Corona ins Leben gerufen wurde und seitdem Spiele wie Orbit, Rasende Roboter oder Mutant Meeples hervorgebracht hat. Bei diesen Spielen gibt es eine Aufgabe (Hier ist es einen Burger zusammenzustellen), die man in möglichst wenig Schritten erledigen sollte. Alle überlegen gleichzeitig. Wer meint eine Lösung gefunden zu haben, ruft die Anzahl seiner Arbeitsschritte aus. Alle anderen haben jetzt eine Sanduhrlänge Zeit eine kürzere Lösung zu finden. Wer die kürzeste Lösung, die der konkreten Überprüfung am Brett findet, gewinnt die Runde.

Diese Struktur bleibt bei Burger Master unverändert, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Der vermutlich größte Nachteil: Man hat die meisten Zeit nichts in der Hand. Man denkt. Die anderen denken. Man ist in seinem Kopf. Irgendwann -ob früher oder später hängt von dem Sicherheitsbedürfnis der beteiligten Personen ab- ruft jemand eine Lösung. Dann gibt es eine Kontrolle. Das ist reiner Denksport. Als solcher ist Burger Master reizvoll, aber die zerebrale Energie mag nicht ganz zum lieblichen Kinderküchen-Look des Spieles passen. Burger Master ist eben kein Lachfest, sondern Denkarbeit, das muss beim Spielen klar sein. Auch wird das System etwas ausgehebelt, wenn jemand einfach schnell irgendeine höhere Zahl ruft. Zwar können die anderen unterbieten, aber haben dafür eben nur noch wenig Zeit. Das verursacht dann eher Stress, denn Puzzlefreude. Anders als bei vergleichbaren Spielen, darf tatsächlich nur die Person mit der niedrigsten Zahl probieren – alle anderen punkten, wenn diese scheitert. Das mag der Schadenfreude genügen, ist aber unbefriedigend, wenn sich die betreffende Person vertan hat und sich niemand anders mehr probieren kann. Man hat an diesem Punkt keinen wirklichen Grund mehr sich anzustrengen. Das Puzzle selbst ist da nicht Motivation genug.

Das liegt auch daran, dass es hier sehr viel weniger Möglichkeiten zum Ausprobieren gibt, als bei beispielsweise Rasende Roboter. Die Möglichkeiten, den ganzen Burger oder auch nur Teile davon, umzudrehen (die Reihenfolge der Zutaten von oben nach unten will auch beachtet werden), sorgt zwar durchaus für kleinere Überraschungen (Insbesondere bei der anspruchsvolleren Variante, bei der es eine weitere Zutat gibt, die beachtet werden will), aber insgesamt ist Burger Master eher eng gestrickt. Es geht halt oft schlicht darum einen schnellen Weg zu finden, die Plätze von zwei Zutaten zu tauschen. Dabei vertut man sich zudem auch gerne mal (Salat über, sttat unter, der Tomate), was auch partiell an der Übersicht liegt- so schick die Holzburgerkomponenten auch sind, es ist nicht immer ganz leicht zu erkennen, welche Teile sich in welchem Stapel verbergen.

Burger Master hat wie Gimbap einen hohen Aufforderungscharakter. Die Aufgabenstellung ist auch klarer, aber auch hier möchte ich mehr von den Aufgaben mitgerissen werden, als ich es tue.

Peer Sylvester
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