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Donnerloch

Verlag: Eigenverlag
Autor: Armin Schmidhuber
Spieleranzahl: 2-4 (mit Erweiterung bis zu 6)
Alter: ab 16 Jahren (geht auch schon ab 8)
Spieldauer: 40-120 Minuten (je nach Mitspieleranzahl)

Es kommt selten vor, aber manchmal passiert es eben doch: Ein Kleinverlag fragt an, ob wir nicht sein Spiel testen könnten, weil dem Verlag sonst die Möglichkeiten fehlen, dem Spiel irgendwie Präsenz zu geben. Wenn es vorkommt, gucke ich mir die Spiele schon ein bisschen genauer an, denn es sind gerade Leute außerhalb der Spieleszene, die so an die Spielbar herantreten und da ist viel Zeugs dabei, für das ich nicht meine kostbare Spielzeit opfern möchte. Armin Schmidhuber hat nun noch ein Bier draufgelegt und das hat dann den Ausschlag gegeben. Das Leben kann so einfach sein.
Allerdings bin ich – so viel sei vorweggeschickt – nicht sicher, ob die Rezension hier so richtig ist. Denn die Zielgruppe der Spielbar ist nicht unbedingt die Zielgruppe des Donnerlochs.
Aber mal ganz von vorne: Was sind Donnerlöcher überhaupt? Das sind Löcher, die sich plötzlich im Erdreich auftun, insbesondere am Kienberg. Aber das ist letztlich irrelevant – im Spiel tauchen die Donnerlöcher nur am Rande als zusätzliches Ärgernis auf.

Im Prinzip geht es um Grundstücke und um Einkommen, das diese bescheren. Außer eben, es schlägt gerade ein Donnerloch zu. Dabei ist die Struktur des Spieles durchaus originell: Erst kauft man Grundstücke. Dann folgt die zweite Phase, in der ein Würfel vorgibt, welche Grundstücke man kaufen kann und für welche Farben man Einkommen erhält. Da man jetzt zudem nur Grundstücke kaufen darf, die an eigene Grundstücke angrenzen, kommt eine topologische Komponente ins Spiel. Sind alle Grundstücke verkauft beginnt die letzte Phase: Hier wird nur noch gewürfelt und man erntet, was man gesät hat (oder auch nicht, wenn man Würfelpech hat und/oder die Donnerlöcher zuschlagen). Interessanter Aspekt sind zahlreiche Grundstücke mit Sonderfertigkeiten, die durchaus auch als Verhandlungsmasse dienen können – ähnlich wie bei Monopoly darf auch hier gehandelt werden. Was aber zumindest in meinen Runden deutlich seltener vorkommt als beim Klassiker.

Ohne jetzt auf die Details eingehen zu wollen: Man merkt den Kleinverlagscharakter dem Spiel doch irgendwie an. Zwar sind einige Dinge echt originell, andere wirken aber doch noch unterentwickelt – allen voran die Ereigniskarten, die insgesamt einen größeren Einfluss auf das Spielgeschehen haben, als der eigentliche Grundstückskauf. Und das ist schade – das Spiel hat in einigen Runden durchaus Spaß gemacht. Aber längst nicht in allen. Wichtig ist zuallererst die Haltung: Donnerloch ist letztlich ein Glücksspiel. Entsprechend bedarf es einer stoischen Grundeinstellung gegenüber den Unbill des Lebens. Wer Donnerloch ernst nimmt, hat gleich verloren. Dann steht es und fällt es mit der Spieldauer: Spieldauer kurz = Gut. Aber wehe es dauert zu lange! Irgendwann nervt der fehlende Einfluss nur noch (daher sollte man auch die dritte Phase unbedingt verkürzen!) – und das ist insbesondere ein Problem der höheren Spielerzahlen. Das wiederrum ist schade, denn Donnerloch will ja ein Stimmungsspiel sein, ein Spiel, bei dem alle Bier trinken und sich zuprosten, wenn dem Nachbarn wieder einmal alle Waldvorräte abgebrannt sind (Wald dient hier als zweite Währung) und er somit alle Siegchancen dahinschwinden sieht. Aber gerade in den großen Runden ist das Spiel bei mir gefloppt, da die Wartezeiten schlicht zu lang sind. Vielleicht waren wir auch nur nicht bierselig genug.

Ich bin wieder am Anfang angekommen: Die Spielbar ist nicht unbedingt die beste Seite für diese Rezension. Rein regeltechnisch wäre es mir ein leichtes, dieses Spiel total zu verreißen. Aber das wäre nicht gerechtfertigt. Donnerloch ist kein Eurogame der Art, wie es hier normalerweise besprochen wird. Donnerloch ist Spiel, dass vom Lokalkolorit lebt. Vom Material (es kommt in einer schönen Holzbox daher und die Steine sind aus Porzellan oder so). Vom Flair. Donnerloch ist ein Gesellschaftsspiel im klassischen Sinne: Nicht das Spiel soll im Mittelpunkt stehen, sondern die Gesellschaft. Das Bier. Der Schnaps (beides auf der Webseite zu bestellen). Mit verkürzter dritten Phase kann das Spiel das leisten, was es will: Stimmung machen. Aber eben gerade in Runden, die moderne Spiele gewöhnt sind, Spiele, die Entscheidungen verlangen, die wirklich etwas bewirken und wo nicht das Auftreten einer Ereigniskarte die Hälfte der Punkte ausmacht (bzw. einen die Hälfte der Punkte kostet), wird Donnerloch eher kritisch beäugt werden. Mit anderen Worten: Spieler, die diese Seite lesen.

Ich hab schon meinen Spaß gehabt mit Donnerloch, das ist was zählt. So viel Spaß, dass ich mir nach der ersten Partie (zu zweit) die Erweiterung auf 6 Spieler zugelegt habe (*). Empfehlen kann ich es aber aus eben genannten Gründen leider nur mit starken Vorbehalten. Wer es dennoch bestellt – zum Beispiel als Geschenk für den Kegelclub – Unbedingt das Bier mitbestellen! Das hat jedenfalls extrem gute Kritiken bekommen!

(*) Für die volle Transparenz: Ich wollte sie mir kaufen, aber der Autor hat sie mir dann kostenlos zur Verfügung gestellt. Im nachhinein ein Fehler, denn zu sechst werde ich Donnerloch garantiert nie wieder spielen. Zu zweit oder zu dritt schon eher.

Peer Sylvester
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