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Cash ´n Guns

Verlag: Repos Productions
Autor: Ludovic Maublanc
Spieleranzahl: 4-6
Alter: ab 12 Jahre (besser ab 16)
Spieldauer: ca. 30 Minuten

Selten ist die Zielgruppe eines Spiels so fest umrissen gewesen wie im Falle von Cash n Guns (in Zukunft CnG): Es ist ein reines Funspiel für Leute, denen es nichts ausmacht, wenn eine Schaumgummipistole auf sie gerichtet ist.

So, da jetzt wohl 90% der Leser weg sind, können wir uns in Ruhe unterhalten, was denn das für ein Spiel ist, das da so gänzlich political uncorrect daherkommt.

Jeder Spieler übernimmt einen Gangster, der sich gerade nach einem – offensichtlich erfolgreichen – Fischzug mit seinen Kumpanen trifft und sich daran macht, die Beute zu verteilen. Nun läuft jedoch alles aus dem Ruder und das Spiel beginnt:

Jeder legt verdeckt eine Karte ab. Damit legt er sich fest, ob er abdrückt (2x vorhanden), gar als erster schießt (1x) oder nachlädt, also gar nichts macht (der Rest). Dann wird bis drei gezählt und jeder richtet seine Waffe auf einen Mitspieler. Ja, einfach so! Die Auswahl kann sich aus persönlichen Vorlieben heraus erklären lassen oder mit dem wagen Gefühl, wer bislang am meisten abgesahnt hat.

Wer nun zu viele Waffen auf sich gerichtet sieht, kann sich zurückziehen und aus der laufenden Runde aussteigen – das kostet aber am Ende Geld, will also überlegt sein. Der Rest drückt ab – oder nicht. Wer getroffen ist, ist ebenfalls aus der Runde raus, nach der dritten Verletzung gar aus dem Spiel.

Alle die jetzt noch stehen, teilen den Pott so gut es geht unter sich auf.Dann liegt neues Geld auf dem Tisch und das Spiel beginnt von vorne – nach 10 Runden ist Schluß und wer am meisten Geld angehäuft hat, ist der Gewinner.

Cash n Guns ist endlich mal ein Ärgerspiel, das ohne Aktionskarten auskommt! Die sehr direkte Abrechnung mit den Schaumstoffpistolen sorgt für die nötige tarantinoeske Atmosphäre – für mich als Pulp Fiction-Fan ideal. Da wird geblufft, gejammert, stillschweigend kassiert und niemand, aber wirklich niemand, wird in zwei aufeinanderfolgenden Runden gewinnen können. Das ist praktisch garantiert!

Als ob das Basisspiel nicht ausreichen würde, hat der Verlag noch zwei Varianten mit ins Spiel gepackt: Bei der ersten bekommt jeder eine Spezialfähigkeit zugelost (die reicht von der Zweitwaffe bis zum Recht, seine Waffe nach dem Zeigen laden zu dürfen). Die Idee ist gut, allerdings hat sie einen kleinen Nachteil: Die Spieler sollen selbst entscheiden, wann sie die Karte umdrehen und sich so zu erkennen geben. Das kann dazu führen, daß niemand sich traut – denn natürlich wird man mit einer starken Fähigkeit auch zum beliebtesten Ziel… Passiert dies, bleiben die meisten Fähigkeiten ungenutzt. In einer mutigen, spielfreudigen Truppe sollte dies aber kein Problem darstellen (vor allen nicht in Vollbesetzung).

Die zweite Variante ist nur in Vollbesetzung sinnvoll: Hier wird einer zum Undercover Cop und muß – nach dem Verteilen der Beute die Polizei rufen – und das dreimal und das, ohne daß jemand ihn erschießt. Das ist schon verdammt schwer, wenn die Spieler einigermaßen aufpassen – die Chancen sind nicht viel höher als die des Desperados in Bang!

Beide Varianten sind nett, aber ich kann auf sie verzichten. Warten tue ich dagegen auf die (hoffentlich geplante) Erweiterung auf acht Spieler. Den CnG macht nun mal mehr Spaß, wenn viele Leute mitspielen. Vier ist wirklich das absolute Minimum. Zugegebenermaßen ist die Schachtel aber rappeldickevoll, da hätten kaum noch weitere Pistolen reingepaßt!

Kommen wir zur Wertung: Die Grafik ist witzig (und vom gleichen Zeichner wie das legendäre „Supergang“), das Material angemessen (die Schaumstoffpistolen sind sicherlich das beste was man bei einem bezahlbaren Preis erwarten kann). Das Spiel selbst ist nicht nur hochgradig originell, sondern macht wirklich viel Spaß – da darf man doch hoch werten, oder? Egal, ob es sich „nur“ um ein Funspiel handelt oder nicht. Noch ein Indikator für ein gutes Spiel: Ich kann reine Bluffspiele normalerweise nicht ausstehen – Cash n Guns ist ein reines Bluffspiel und es macht mir Spaß, viel Spaß sogar – das ist doch was, oder?

Die Moral des Spieles? Nun, das muß jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich habe keine Probleme damit, mit Spielzeugpistolen zu spielen. Andere mögen dies für verwerflich halten, aber so ist die Welt nun mal. Dafür spiele ich kein Memoir´44. Das gleicht´s wieder aus. Finde ich jedenfalls.

Peer Sylvester
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