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7 Wonders Architects Medals & Challengers! Beach Cup

Erweiterungen sind eine schwierige Sache. Sie müssen das Grundspiel vergrößern, ohne dabei sein Wesen zu verändern. Es ist ein schmaler Grad zwischen einer Bereicherung des Spielerlebnis und der oft lamentierten Verschlimmbesserung. Das gelingt nicht immer, wie diese beiden Erweiterungen zeigen.

7 Wonders Architects – Medals
Autor:
Antoine Bauza
Verlag:
Repos Production

Das Grundspiel 7 Wonders Architects glänzte bei Veröffentlichung vor allem durch seine Zugänglichkeit. Manche Kritiker*innen lobten den schnellen und problemlosen Aufbau mit Hilfe der im Spiel enthaltenen Sortierkästen. Aber auch das Spiel selbst ließ sich rasend schnell erfassen, verstehen und spielen. Eine oft unterschätzte Eigenschaft von Designs (und Regelwerken), welche sehr dazu beitragen, dass manche Spiele immer und immer wieder aus dem Regel gezogen werden.

Einer guten Erweiterungen muss es daher gelingen, die Stärken des Spiels beizubehalten, die 7 Wonders Architects erst interessant gemacht haben. Das wird umso schwieriger, wenn das Grundspiel bereits mit recht wenigen Abstrichen veröffentlicht werden konnte. Wie ergänzt man ein Spiel, dem eigentlich nichts fehlt?

Mit Medals geht Designer Antoine Bauza einen unerwarteten, aber auch wenig riskanten Weg: es gibt keine Veränderung. Die Erweiterung erhält zwei neue Weltwunder (sprich Sortierkästen mit Inhalt). Damit steigt die Auswahl von 7 auf 9 zu erbauende Weltwunder bei jeder Partie. Namensgebend für diese Erweiterung sind jedoch nicht diese neuen Wunder, sondern Aufkleber und Plastikmarker, die in Kombination „Medaillen“ ergeben.

Wie auch einzelne Spielstufen der Weltwunder selbst bieten diese Medaillen Zwischenziele, mit denen man sich Siegpunkte wie auch Bonusaktionen holen kann. Diese Parallele zu den Abläufen des Grundspiels helfen dabei, das Wesen von 7 Wonders Architects unberührt zu lassen. Leider führt sie auch dazu, dass sich Medals eher wie eine Sammlung von Promos anfühlt als eine vollständige Erweiterung. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass die Medaillen wie auch die zusätzlichen Wunder über die Repos-Webseite, oder auf Spieleveranstaltungen einzeln erhältlich gewesen sind. Mit Medals kämen dann auch jene in den Genuss dieser kleinen Gimmicks, die diese Anlaufstellen nicht kennen. Der Grund weshalb diese Medaillen nicht als einfacher Stanzbogen mit Plättchen daherkommt, ist vermutlich so naheliegend wie ernüchternd: denn dann würde zu deutlich werden wie wenig spielerischer Inhalt hier geboten wird.

Medals ist eine sehr kleine Erweiterung, die sich diese Bezeichnung bestenfalls formal verdient hat. Darüber kann auch die aufwändige Produktion nicht hinwegtäuschen. Man bekommt nicht viel, aber das was man erhält, ist grundsolide und macht auch nichts kaputt.

Challengers! Beach Cup
Autoren:
Johannes Krenner & Markus Slawitscheck
Verlag:
1 More Time Games / Pretzel Games

Einen grundlegend anderen Weg schlägt die Quasi-Erweiterung zum Kennerspiel des Jahres Gewinner 2023 ein. Challengers! Beach Cup knüpft an seinen Vorgänger Challengers! an und hat sich zum Ziel gemacht noch einen draufsetzen.

Challengers! wurde innerhalb der Szene sehr unterschiedlich aufgenommen. Manche lobten die Leichtigkeit und Zugänglichkeit des Spiels. Andere machten sich darüber lustig wie wenig sie zu entscheiden hatten. Es hieß Challengers! wäre mehr Zufall als Spiel. Die Bezeichnung als Kennerspiel wäre ja gänzlich unverständlich. Diese Lagerspaltung war nicht völlig unverständlich. Denn dass in Challengers!’ Brust zwei Herzen schlugen, deutete sich bereits in der Anleitung an. Diese wurde augenscheinlich mit Hinblick auf ein sehr viel anspruchsvolleres, regel-affines und kompetitives Publikum geschrieben. Beach Cup versucht einen Schritt auf eben dieses Publikum zuzugehen. Die neuen Karten bieten mehr Entscheidungen in den Duellen. Es gibt mehr Synergie-Effekte und als „Trainer“ können sich die Spieler*innen individuelle Eigenschaften aussuchen, um sich einen weiteren Vorteil zu sichern.

Das Ergebnis ist ein Spielerlebnis welches verkopfter, unvorhersehbarer und auch aufwändiger ist als sein Vorgänger. Formal ist das Grundprinzip des Spiels unverändert geblieben. Kartenstapel mischen, einzelne Karten aufdecken, Effekte ausführen und Werte addieren. Je nachdem wer vorne liegt (oder gleichgezogen ist), erhält den Spielstein und der aktive Spieler wechselt. Challengers! ging schnell von der Hand und sorgte oft für Überraschungen und weckte Emotionen.

Leider sind es diese Besonderheiten, die in Beach Cup abgeschwächt und durch andere Facetten ergänzt wurden. Fans des Original kommt Beach Cup damit nicht entgegen. Aber auch die Kritiker von Challengers! werden hier nicht genug vorfinden, um von ihrer Unterstellung der Seichtigkeit abzulassen. Dadurch entscheidet sich Challengers! Beach Cup für den undankbaren Platz zwischen allen Stühlen. Der Ort an dem man es niemandem wirklich Recht machen kann.

Die humorvolle und von Überraschungen getriebene Energie des Originalspiels ist verloren gegangen. Aber Challengers! konnte auch keine Metamorphose zu einem taktisch vielschichtigen und strategisch belohnenden Duellspiel vollziehen. Selbst der Versuch einzelne Kartenstapel in das Grundspiel zu mischen – wie man es bei einer Erweiterung erwartet hätte – will nicht so richtig zünden. Man hat das Gefühl das ansonsten mühelos laufende Challengers! mit Sand zu füllen und das Getriebe unnötig ins Stocken zu bringen.

Das Versprechen einer alleinstehenden Erweiterung lautet, ein qualitativ gleichwertiges Spielerlebnis mit einer etwas anderen Ausrichtung zu bieten. Ein alternatives Grundspiel, welches dem Geschmack einzelner Spieler*innen eher entgegen kommt als das Original. Wem Dominion damals zu solitär erschien, konnte mit Dominion Die Intrige seinen Mitstreitern ordentlich in die Suppe spucken. Trotz dieser unterschiedlichen Schwerpunkte, blieb das Spielerlebnis in seinem Wesen gleich. Challengers! Beach Cup hingegen fügt vielfältige Karteneffekte hinzu und das auf Kosten des Spielerlebnis, welches 2023 prämiert wurde. An Stelle eines Schritts nach vorne (oder auch nur zu Seite) fühlt sich Beach Cup wie ein Rückfall in all zu vertraute und bekannte Spielformen an. Vor allem aber wie eine Spielform, die schon 2023 keinen Preis gewonnen hätte.

Georgios Panagiotidis
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