spielbar.com

Verlagsvorstellung Gen X Games

Spanien war lange Zeit spielerisches Niemandsland. Devir hat dann angefangen spanische Versionen bekannter Spiele herauszubringen.  2008 hat dann (meines Wissens) erstmalig ein spanischer Kleinverlag in Essen ausgestellt; Gen X Games. Ich habe mich mit Daniel Val, einem der Köpfe hinter Gen X Games, unterhalten.

Bitte stelle doch Dich und Deinen Verlag unseren Lesern vor!

Ich spiele schon Brettspiele so lange ich denken kann. Zu Hause hatten wir die typischen Vertreter wie Monopoly, Cluedo, Stratego, Mastermind… Als ich acht Jahre alt war zeigte mir ein älterer Nachbar ein Wargame namens La Segunda Guerra Mundial (spanisch für „zweiter Weltkrieg“) und ich war sofort vom „Spielfieber“ infiziert. Ihr wissts shcon follie a deux ist die gefährlichste Form des Wahnsinns ;-)

Mit der Zeit lernte ich alle Arten modernen Spiele kennen: Angefangen bei abstrakten Spielen über Eurogames bis hin zu amerikanischen Spielen und Kartenspielen. Eine Zeitlang war ich auch aktiver Rollenspieler. Wenn es ein Spiel ist, spiele ich es auch!

Gen X Games ist ein Verlag in der alle Beteiligten Freunde, Spieleautoren, Spieleentwickler, Playtester und Spieleenthuasiasten sind. Wir haben alle große Spielesammlungen und verbringen eine Menge Zeit mit Spielen. 2007 schlug Servando Carballar (Autor von Mecanisburgo) vor, dass wir einen Verlag gründen sollten, um unsere „wildesten“ Spieleideen verwirktlicht zu sehen. Wir setzten diese Idee sofort in die Tat um und es war eine wilde, verrückte, faszinierende Fahrt bislang!

Bitte erzähle uns doch ein Wenig über eure Spiele!

Gen X Games hat bislang zwei Spiele veröffentlicht (beide 2008): 2 de Mayo und Mecanisburgo. Die beiden sind grundverschieden.

2 de Mayo ist ein kleines Zweipersonenspiel mit einem historischen Thema (Spanier revoltieren gegen die Napoleonische Besetzung von Madrid) und leicht abstrakten Mechanismen, dass mit Ereigniskarten funktioniert. Einige meinen es sei ein Wauro: Ein Wargame kombiniert mit einem Mehrheiten-Eurogame.  Es ist spielt sich schnell (20 Minuten), ist ziemlich einfach (kurzes Regelheft mit ausführlichem Spielbeispiel und historischen Erklärungen) und es versucht die historische Atmosphäre der damaligen Situation einzufangen. Immerhin wurde letztes Jahr das 200ste Jubiläum dieses Ereignisses gefeiert – Perfekter Zeitpunkt für eine Veröffentlichung, oder?

Mecanisburgo ist ein großes Mehrpersonernspiel mit Science Fiction Thema, vielen Konfliktenn und einer Mege Interaktion. Es kombiniert viele Europäischen Mechanismen (Platzieren von Arbeitern, Kartenmanagement) mit amerikanischen Spieltraditionen (viel Entwicklung, viel Plastik und natürlich:Kämpfe!). Eine Partie dauert einige Stunden, erlaubt diverse Wege zum Sieg und beinhaltet Bluff, Verhandlungen und eine Menge enger Entscheidungen.

Was habt ihr für die Zukunft geplant?

Außer die berühmte spanische Lotterie zu gewinnen? Hahah… Nun, Servando ist ein rastloser Geist und einige Prototypen fertig aber die sind alle streng geheim. Ich arbeite gerade an einem Computerspiel über weitere Eriegnisse des spanischen Unabhängigkeitskrieg. Für 2009 ist dann auch eine Brettspielversion geplant (Übrigens wird die Brettspielfassung die „richtige“ Fassung sein). Also mehr Napoleonisches und ein paar Überraschungen!

Erzähle uns doch abschließend noch etwas was über die spanische Brettspielszene!

Das Hobby wächst, da gibt es keinen Zweifel! Als ich angefangen habe war es praktisch unmöglich Spiele, Spieler oder überhaupt Leute zu finden, die wussten, worüber ich sprach! Die Dinge haben sich gewandelt und die meisten jungen Leute kennen Die Siedler von Catan, Ohne Furcht und Adel etc. Das ist also schon ein gewisser Quantensprung. Natürlich sind wir noch Lichtjahre von einer deutschen Szene entfernt, wo ein SdJ-Gewinner hunderttausende von Spielen verkauft, aber es gibt einiges an Potential.

Aus der Sicht des Verlages gibt es heutzutage mehr Autoren, mehr Verlage und mehr Veranstaltungen für Spiele (nach wie vor in einem kleineren Maßstab als in anderen europäischen Ländern; gebt uns noch etwas mehr Zeit!). Für mich als Spieleenthusiast eine großartige Entwicklung – Es heißt dass es mehr Leute gibt, die spielen!

Vielen Dank für das Interview!

Ich selbst wurde auf den Verlag durch einen Hinweis auf BGG von Duchamps aufmerksam, der mir 2 de Mayo empfohlen hat. Mittlerweile habe ich das kleine Spiel auch gespielt, aber zu wenig um mir ein endgültiges Urteil zu erlauben. Mein erster Eindruck ist aber durchweg positiv. Es sind wirklich einfache Regeln, die Komplexität kommt durch die Karten zustande. Davon hat jeder 11 und diese stellen die größte Einstiegshürde dar, denn theoretisch müsste man vorher wissen, was alles möglich ist (leider ist die Schriftgröße definitiv zu klein gewählt). Die Karten sind durchweg sehr stark und stellen das Spielgeschehen ziemlich auf den Kopf – aber dazu sind sie ja da!

Prinzipiell kämpfen wenige spanische Truppen gegen eine große französische Übermacht. Tatsächlich haben die Spanier trotz größerer Beweglichkeit keine Chance gegen die Franzosen, aber dass müssen die nicht. Die Franzosen gewinnen nämlich nur, wenn es ihnen gelingt alle spanischen Truppen zu vernichten und bestimmte Gebiete bei Spielende zu halten. Ein echtes asymmetrisches Spiel also! Ich weiß noch nicht ob das Spiel 100%ig ausgeglichen ist – jedenfalls muss der Spanier besonders am Anfang höllisch aufpassen, denn ein Fehlstart ist für ihn viel schwieriger zu verkraften als für die Franzosen.

Dank der historischen Einbettung und einer gleichzeitigen Zugauswahl (ich liebe diesen Mechanismus!)  halte ich das Spiel aber auf jeden Fall für interessant genug, um mich näher damit zu beschäftigen! Das Spiel ist übrigens durchweg zweisprachig: Englisch und Spanisch. Das gilt auch für die Karten, die dadurch nicht gerade an Übersichtlichkeit gewinnen.

ciao

peer

Peer Sylvester
Letzte Artikel von Peer Sylvester (Alle anzeigen)

1 Kommentar