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Spiel 2020: Reality Game

Dieser Verlag kommt aus dem Iran! Sie zeigen mindestens drei Spiele, vielleicht kommen noch zwei dazu. Eine Webseite zum kennenlernen ist noch in der Mache, bestellen kann man im Zweifelsfall, in dem man den Verlag direkt anschreibt, z.B. via Twitter. Ein Vertriebspartner wird jedoch gesucht. Die Spiele sind auf Englisch und Persisch.

Das neueste Spiel ist Gendarmery, ein Kartenspiel, bei dem man versucht einen Kriminellen in einem Kartenstapel zu finden. Das ganze ist aber mehr Hand Managment als Deduktion: Spieler ziehen Handkarten, die für Hinweise stehen und auf denen Symbole gedruckt sind. Wenn jetzt alle Handkarten eines Spielers zusammen mit den Symbolen zu den Symbolen eines der Verdächtigen passen, dann darf man eine Verdächtigen-Karte nehmen. Da tatsächlich alle Karten genutzt werden müssen, darf man auch Karten ablegen, wobei es dann zu Zufallseffekten kommt. In der Verdächtigenauslage ist immer einer besonders hervorgehoben, quasi der Hauptverdächtige. Kann man diese Karte nehmen, gibt es besonders viele Punkte. Man versucht also seine Handkarten so zusammenzustellen, dass möglichst diese Bonuskarte abgegriffen werden kann – alternativ nimmt man oft eine Karte aus der Auslage, was aber eben dadurch erschwert wird, dass die Karte, die man nimmt eindeutig durch die Handkarten bestimmt wird. Das erinnert mich vage an ein Sammelspiel, aber die Art der Auftragserfüllung ist definitiv neu. Die Schachtel, die im inneren wie ein Regal gestaltet ist, macht auch etwas her.

 

Zaar und King Thief Minister wurden bereits im letzten Jahr vorgestellt. Zaar ist ein super aussehendes Abenteuerspiel. Hier die englische Regel. Die Spieler müssen einen Dämon stellen und besiegen, es gewinnt aber nur ein Spieler. Das Spiel hat eine interessante Dramaturgie, da der Spielablauf in Level unterteilt ist. Ich habe eine Partie (mit einigen Regelfehlern) gespielt und nebenbei Persisch gelernt :-) Im ernst – das Spiel ist auf englisch, aber die Buchstaben, die man würfelt und abdeckt sind Persisch und wir mussten uns da erst reinsehen – ab der Hälfte ging das aber recht problemlos (größere Probleme hatten wir die zwei Münztypen zu unterscheiden). Das Spiel ist durchaus in der Tradition von zufallsabhängigen Fantasyspielen á la Talisman: Es wird viel gewürfelt und auch Zufallsereignisse können einen Spieler zusetzen. Dabei ist die Spieldauer aber überschaubar, insbesondere wenn man die Regeln beherrscht. Das wirklich tolle Material sorgt für eine ganz eigene Athmosphäre. Die unterschiedlichen Level sorgen für eine interessante Dramaturgie, jedenfalls interessanter als bei Talisman – auch wenn ich wünschte, dass der zweite Level etwas kürzer gewesen wäre (das ist aber auch so eine zufällige Sache). Insgesamt also eine klar definierte Zielgruppe, Fans des Genres sollten aber durchaus mal reinsehen (eine größere Rezension folgt wenn ich es noch ein paar mal richtig gespielt habe)

King Thief Minister erinnert (von der Beschreibung) ein wenig an Ohne Furcht und Adel oder andere „Hidden Role“-Spiele, wobei die Charaktere aber zwischen den Spielern hin und her wandern. Hier die entsprechende Regel. Beide Spiele sehen verdammt gut aus und lassen sich mit bis zu sech Spielern spielen.

 

Peer Sylvester
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