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Zug um Zug Weltreise

Verlag: Days of Wonder (Vertrieb: Asmodee)
Autor: Alan R. Moon
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: 60-120 Minuten

Zug um Zug gehört zu den am meisten gespielten Spielen hier im Haushalt. Und vor allem spiele ich das einigermaßen oft am iPad gegen virtuelle Gegner. Meine Lieblingskarte ist dabei die Asienkarte, die mir besser gefällt als das Original; in den USA ist es so, dass wer lange Ost-West-Aufträge erfüllen kann, immer gewinnt, da es nicht nur mehr Punkte für die Aufträge gibt, sondern auch die Strecken länger sind, man also mehr Punkte beim Bauen bekommt und oft auch noch den Bonus für die längste Gesamtstrecke obendrauf erhält. In Asien kann man mit allen Strecken punkten und der Bonus für die meisten angeschlossenen Städte macht die Sache taktischer.

Die Schweiz mag ich nicht so, wegen der doppelten Auftragskarten und Deutschland auch nicht, wegen der Tunnel.

Alles in allem wollte ich nur sagen, dass ich kein Zug-um-Zug-Neuling bin.

Zug um Zug Weltreise ist jetzt eine Aufstockung des Prinzips: Größere Karte! Längere Spieldauer! Schiffe! Kompliziertere Aufträge! Häfen (und das sind nicht einfach Bahnhöfe)! Riesige Schachtel! Schwere Schachtel! Ausrufezeichen!!!!1!! Ja, ich bin generell ja kein Fan von „Einfaches Spiel komplizierter machen“, spiele Carccasonne nur pur und besitze kein einziges Alhambra-Modul. Spiele, die davon leben, dass sie einfach sind, werden nicht besser, wenn sie nicht mehr einfach sind.

Alles in allem wollte ich nur sagen, dass ich Zug um Zug Weltreise anfangs kritisch gegenüberstand. Obwohl: Schick ist schon, was da in der Schachtel steckt.

Insbesondere stecken zwei unterschiedliche Karten in der Schachtel, die man -mwie damals bei Formula De – auch unterschiedlich „lesen“ sollte, bevor man anfängt. Wobei das gar nicht so einfach ist, hat man doch erst einmal genug damit zu tun, die eigenen Karten zu lesen: Nicht nur wird zwischen Zug- und Schiffskarten unterschieden, es gibt auch Karten, die für den Hafenbau (benötigt 2 Schiffe und 2 Zuggkarten derselben Farbe) geeignet sind und solche, die es nicht sind. Manche Schiffskarten erlauben Doppelschritte. Joker können für beide Transportarten genutzt werden, stecken aber nur im Zugstapel. Da zudem die Strecken auf der Weltreisekarte lang sind, braucht man viel Ablagefläche, da man das nicht alles in der Hand halten will. Und Auftragskarten gibt es ja auch noch, inklusive eines neuen Modells, mit mehreren anzufahrenden Städten, bei dem man viele Extrapunkte bekommt, wenn die Städte in einer bestimmten Reihenfolge angefahren wird.

Alles in allem wollte ich nur sagen, dass die Weltreise den Neuling erst einmal erschlägt und deutlich weniger übersichtlich ist, als das Grundspiel. Aber wir „graden“ ja „up“, weil wir neue Herausforderungen wollen!

Und die bietet dieses Paket zweifelsohne!

Die Weltreise erlaubt es erst einmal unglaublich viel Bauen. Es ist viel Platz da auf der Welt. Natürlich gibt es Engpässe und manch einer wird auch mal ausgebremst, aber es gibt für einen relativ langen Spielzeitraum relativ viel Fläche zum Bebauen. Und das tut dem Spiel gut, denn das erlaubt das Bearbeiten vieler Aufträge und die sind wiederrum wichtig für die Häfen. Ah, die Häfen! Die zu bauen ist eine nervige Angelegenheit, weil man eben Zug- und Schiffskarten parallel sammeln muss und dann einen Hafen bauen will, der auf möglichst vielen Auftragskarten als Endstadt zu sehen ist. Denn dann gibt es eimerweise Punkte. Und das wiederrum verlockt mehr Aufträge zu nehmen, denn dann gibt es noch mehr Punkte. Und dann wird es doch irgendwann eng…

Die Rückseite des Spielplanes, Die großen Seen sind fast schon das Gegenteil: Die Häfen bringen etwas weniger Punkte und der Plan selbst ist deutlich enger, deutlich konfliktbeladener, so ein bisschen wie die Asien-Variante. Persönlich finde ich die Weltkarte aber schöner, weil man dort so schön mit dem Bauen loslegen kann.

Tatsächlich gelingt die Übertragung des Spielprinzips auf eine längere Spieldauer erstaunlich gut. Die Spannung hält sich, ich hatte niemals das Gefühl, das Spiel überreizt was es sein will – hätte ich nicht gedacht! Tatsächlich funktioniert „Dasselbe in Länger“ hier,  weil man immer etwas zu tun hat, weil es immer irgendwo brennt, weil man immer noch die eine Karte braucht, die eine Strrecke beenden könnte, weil man noch einmal Aufträge nehmen könnte, weil man den letzten Hafen noch irgendwo einbauen will… Zug um Zug Weltreise ist strategischer als das Grundspiel, weil mehr Platz da ist und man sich mehr Zeit lassen kann. Die Chance, dass alle Gegner einem von Beginn an in die Suppe spucken ist geringer. Man kann taktischer Karten ziehen, weil man zwei Stapel (Schiffe und Züge) zur Auswahl hat. Wie gesagt: Die Weltreise ist nicht wesentlich komplizierter, sondern konserviert das Spielgefühl ohne Spaßverluste für eine längere Spieldauer.

Alles in allem wollte ich nur sagen, dass mir Zug um Zug Weltreise wirklich sehr gut gefällt!

Aber!

Normalerweise gehe ich hier auf der Spielbar nicht auf die Preise von Spielen ein. Was man für ein Spiel ausgeben möchte, ist jedem selbst überlassen. Aber Zug um Zug Weltreise kostet zur Zeit über 60€, fast doppelt so viel wie das Grundspiel. Natürlich: Es ist mehr drin (Schiffe und Züge für alle), aber für den Preis kann ich Zug um Zug Weltreise wirklich nicht guten Gewissens empfehlen. Sicher, es ist eine tolle Variante des Grundspieles, aber es ist eben nur eine Variante des Grundspieles. Für den Preis des Grundspieles würde ich Zug um Zug Weltreise uneingeschränkt empfehlen. Bei einem Preis zwischen 40€ und 50€ würde ich es noch allen ans Herz legen, die Zug um Zug lieben. Bei 50€ und mehr hätte ich schon Bauchschmerzen, das für irgendjemand zu empfehlen. 60€ ist für mich jenseits von Gut und Böse.

Alles in allem wollte ich nur sagen, dass ich die Weltreise für zu teuer halte. Aber der Namen passt in der Hinsicht wenigstens.

Peer Sylvester
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