Ohne Autorenangabe bei Asmodee
Für 1-4 Personen ab 6 Jahren
Spieldauer: 15-30 Minuten (antiproportional zum vorhandenen Pokemon-Wissen)
Wer auf seiner Bingo-Karte „Peer rezensiert ein Pokémon-Quizspiel“ hatte, ist vermutlich ein Opfer der Bingokartenfälschungsindustrie. Ich kenne nur so ungefähr fünf Pokémon mit Namen und die auch nur, weil meine Kinder die als Plüschtiere haben. Und vielleicht noch drei weitere, weil man ja ab und an auch was mitbekommt, wenn die Kinder in ihrer Pokémon-Anime-Phase, Pokémon-Animes gucken bzw. geguckt haben.
Aber nach einem Japanurlaub letztes Jahr, sind meine Töchter wieder sehr Pokemon-affin, zumindest was die digitalen Medien betrifft. Keine Ahnung, ob sie schon die mystischen Zehntausend Stunden reingesteckt haben, die man angeblich braucht um Experten zu werden (eher nicht), aber ich dachte es wäre ganz witzig, sie mal mit einem Pokémon-Quizspiel zu beglücken. Und als die sprechende Schachtel dann hier ankam dachten sie das auch.
Naja, so witzig war es dann doch nicht.
Wer bei „Quizspiel“ denkt, hier würden Wissensfragen über Pokémon („Welche sind essbar?“) oder über das Franchise (“Wofür ist Pokémon die Abkürzung?“) liegt schon einmal falsch. Es geht lediglich darum möglichst schnell ein bestimmtes Pokémon (aus den ursprünglichen 151) zu erraten. Dazu gibt die Stimme aus dem Pokéball zufällige Hinweise: Dieses Pokémon ist blau. Dieses Pokémon ist vom Typ Wasser. Dieses Pokémon hat einen Mund…

Wer früh richtig rät bekommt mehr Punkte, als wenn jemand später richtig rät. Das „richtig“ ist also irgendwie fundamental, daher sind zur Sicherheit alle in Frage kommenden Pokémon auf dem Spielbrett abgedruckt, man könnte also auch ein reines Suchspiel draus machen. Nicht dass das wesentlich interessanter wäre; Auch wenn die Punkte gelegentlich anders vergeben werden oder es ein kleines Handicap gibt, um die Angelegenheit spannend zu gestalten, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass man Runde für Runde lediglich ein Pokémon rät. Die Frage ist nur: Rate ich, auch wenn es noch mehrere Möglichkeiten gibt, damit ich hoffentlich mehr Punkte bekomme, oder spiele ich auf Sicherheit, bekomme dann aber nur Brosamen? Abwechslung ist anders.
Dieser Trainerexperte ist natürlich eine reine Werbeveranstaltung. Auch wenn viele IP-Spiele mittlerweile richtig gut sind: Die Latte für ein Pokémon-Quiz hängt schon nicht allzu hoch. Und tatsächlich: Der initiative Reiz ist durchaus vorhanden. Der sprechende Pokéball, der intuitive Spielablauf (der auch noch vom Ball erklärt werden kann, falls auch der eine gedruckte Regelabsatz schon zu viel ist) machen Lust auf das erste Raten. Aber das Fehlen jeglicher Abwechslung außerhalb der randomisierten Fragen macht sich schon sehr bald bemerkbar: Auch meine Kinder sind bereits leicht mit dem Spiel ziemlich durch- nicht nur wegen des eintönigen Spielablaufes, sondern auch aufgrund der etwas nervigen Stimme (seit You dont know Jack hat es kein digitaler Quizmaster mehr geschafft nicht zu nerven) und von den zum Teil tautologischen Hinweisen. Ich kann da nichts zu sagen, aber anscheinend hilft es nicht zu wissen, dass das Wasserpokémon eine Schwäche gegen Elektrizität hat, weil das wohl auf alle Wasser-Pokémon zutrifft. Ähnlich hilfreich „Es hat Zähne“ gefolgt von „Es hat einen Mund“. Das nervt mehr, als dass es witzig wäre. Und so hat der/die/das Pokémon Trainer Expert in etwa denselben Status wie der Pokeball-Handschuh, den meine jüngere mal von irgendwen zum Geburtstag bekommen hat: Im ersten Moment witzig. Im zweiten Moment ausprobiert und ab dem dritten nicht mehr verwendet. Ich weiß nicht mal, wo der Handschuh im Moment ist.
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