Verlag: Origame
Autor: Daryl Chow
Spieleranzahl: 1-4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 20-30 Minuten
Ein technokratisches Verständnis von Spielen stellt die Suche nach der effizientesten Problemlösung in den Mittelpunkt des Spielakts. Wir spielen um ein Problem zu lösen, und befinden uns im Wettstreit um die Herangehensweise, die am Profitabelsten ist, d.h. die meisten Siegpunkte abwirft. Je komplexer das Problem oder vielfältiger die Herangehensweisen, desto anspruchsvoller ist das Spiel. In den Augen technokratischer Spieler ist steigender Anspruch eng mit steigender Spielqualität verbunden. Denn viel hilft ja bekanntermaßen viel.
Bei Mooncake Master geht es darum drei Kuchen zu backen. Das tut man in dem man Plättchen zusammenlegt. Manche davon wählt man aus den selbst gezogenen aus. Die meisten werden einem durch die Sitznachbarn zugesteckt. Die fertigen Kuchen werden nach festen Kriterien bewertet. Das bringt wahlweise 2, 1 oder 0 Siegpunkte. Nach insgesamt drei Runden ist das Spiel auch wieder vorbei.
Komplex ist dieses Kuchenproblem nicht. Auch die Herangehensweisen ans Spiel sind denkbar überschaubar. Da man gezogene Karten weitergibt, erinnert das Spielprinzip entfernt ans Drafting wie man es aus Spielen wie 7 Wonders kennt. Allerdings wurde hier alles auf das sogenannte Hate-Drafting reduziert. Also dem Weitergeben der für den Sitznachbarn ungünstigsten Option.
Mit den drei Plättchen, die man in jedem Zug in seine Kuchen unterbringen muss, weckt Mooncake Master aber auch Erinnerungen an frühe Roll & Writes, bevor diese immer technokratischer wurden. Bevor es zig Symbole, Kombinationen und Sondereffekte hagelte, erzeugten diese Spiele vor allem eine Art Nervenkitzel, der Glücksspielen ähnelte. Die Spannung stieg während die Möglichkeiten noch Punkte zu holen immer geringer wurden und man auf das richtige Ergebnis wartete, um das Spiel noch mal herum zu reißen. Mooncake Master fängt diese Dynamik gut ein und unterfüttert das Ganze noch mit einer schönen Prise Ärgerspiel, wenn einem der Nachbar genau das Plättchen zuspielt, das absolut nicht ins Bild passt.
Für den technokratischen Spieler bietet Mooncake Master wenig Fassbares. Es gibt zu wenig Kontrolle. Sieger und Verlierer werden scheinbar willkürlich bestimmt, statt sich durch überlegene Strategie zu unterscheiden. Aber darin findet sich auch das Besondere am Spiel. Anstatt sich mit Hilfe überragender Kompetenz gegen seine Widersacher zu behaupten, fällt man Entscheidungen, die sich erst im Nachhinein als richtig oder falsch erweisen können. Nichts unterscheidet den Anfänger vom Profi, wenn beide darauf hoffen als nächstes die richtigen Plättchen zu ziehen.
Was bleibt ist ein Spiel, das vom Nervenkitzel lebt und nicht von seiner komplexen Aufgabenstellung. Es ist ein Spiel, bei dem das gegenseitige Ärgern mehr Gelächter als Unmut erzeugt. Das liegt daran, dass sich das Blatt schon im nächsten Zug wenden kann und die eben noch erhofften Punkte verpuffen. Es ist eben dieses Unberechenbare und Unkontrollierbare, das Mooncake Master sein Eigen nennt und damit zwar Technokraten verärgert, aber Glückspieler zu unterhalten weiß.
- Ein paar Worte auf dem Weg - 29. September 2024
- „Wie spielt man das eigentlich?“ - 1. September 2024
- Das Wichtigste an Spielen - 1. Juli 2024