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Kartel

Kartel

Verlag: Helvetiq
Autor: Reiner Knizia
Spieleranzahl: 2-6
Alter: ab 6 Jahre
Spieldauer: ca. 15 Minuten

Würfeln, Ziehen, Plättchen nehmen

– Das ist das gesamte Spiel. Und doch hat Knizia hier diese altbekannte Grundstruktur durchaus gelungen variiert:

Würfeln: Gut, würfeln, ist würfeln.

Ziehen: Da fängt es schon an: Lediglich die maximale Zugweite wird angegeben, nicht die absolute. Man darf also weniger weit ziehen und damit haben wir eine Entscheidungsmöglichkeit. Tatsächlich die einzige im Spiel.

Plättchen nehmen: Das Plättchen auf dem man landet nimmt man zu sich. Die Entscheidung wurde ja bereits getroffen. Eine zweite gibt es nicht, aber mit dem nehmen des Plättchen ergibt sich eventuell etwas:

Die Plättchen zeigen wahlweise Gangster oder Geld oder einen „Boss“, jeweils in einer der sieben Farben. Nimmt man letzteren, bekommt man nichts, aber der Boss wandert ins Gefängnis. 5 der 7 Bosse werden so gefangen, dann endet das Spiel. Das geht schnell, da sich die Laufbahn ja verkleinert: Man läuft auf den nicht genommenen Plättchen.

Die Bosse legen fest was zählt: Ist der fünfte Boss gefangen endet das Spiel und jeder Gangster zählt einen Siegpunkt – vorausgesetzt der Boss sitzt im Knast. Bleibt der Boss frei, zählen die Gangster seiner Farben genau 0. Mit dem Geld ist es umgekehrt: Potentiell ist es mehr Siegpunkte wert, aber nur, wenn der farblich passende Boss bei Spielende noch auf der Laufstrecke liegt.

Prinzipiell ist Kartel also ein Wettspiel: Mit jedem Plättchen, dass man nimmt wettet man auf „Boss wird gefangen“ oder „Boss bleibt frei“. Nimmt man einen Boss, kann man seine Chips gewissermaßen einlösen, aber man bekommt keine weiteren Chips. Daher überlässt man das lieber seinem Nebenmann – aber hat der überhaupt ein Interesse an diesem Boss? Oder springt er lieber rüber um die Chips jenseits zu nehmen? Gehe ich auf Nummer sicher oder zocke ich?

Kartel hat keinen großen Entscheidungsspielraum, der zudem mit steigender Spieleranzahl abnimmt. Ja, es funktioniert zu sechst. Aber eben nicht unbedingt auf eine Art die Spaß macht. Zu dritt oder zu viert ist Kartel eine kurzweilige Zockerei, wobei das Zauberwort „kurz“ ist – schnell gespielt, schnell gezockt, ein schönes Wartespiel, aber auch ein Familienspiel, wenn die Kinder alt genug sind, um die Wertung nicht nur zu verstehen, sondern auch zu verstehen.

Was mich hier diese Rezension schreiben lässt, ist übrigens der Respekt für Knizia, der hier aus sehr wenig noch erstaunlich viel Spiel rausgeholt hat. Es wird viel darüber geschrieben, dass Knizia keine Vielspielerspiele mehr machen würde. Das mag stimmen, aber wie er oft aus absoluten Regelminimum noch was interessantes zaubert, ist dennoch bewundernswert. Zumindest für mich als Spieleautoren.

Würfeln, Ziehen, Plättchen nehmen – aber in neu.

Peer Sylvester
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