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Insider

Verlag: Oink Games
Autor: Jun Sasaki
Spielerzahl: 4-8
Alter: ab 9 Jahren
Dauer: 15 Minuten

Insider ist ein Spiel, das viele Fragen aufwirft. Das ist durchaus gewollt, schließlich handelt es sich dabei um ein Wortrate-Spiel, bei dem bis zu 8 Spieler mit Hilfe von Ja/Nein-Fragen einen geheimen Begriff erraten müssen. Ein Spieler wird vor jeder Runde per beigelegten Plättchen zufällig zum Spielleiter gemacht, und der dem Spiel beiliegende Kartenstapel liefert einen Begriff, den es zu ermitteln gilt. Außerdem liegt noch eine Sanduhr von etwa 5 Minuten Dauer bei, die dafür sorgt, dass das Spiel zügig zu einem Ende findet.

Nach dieser kurzem Umschreibung entlockt Insider meistens die Frage: ist das alles? Aber im kleinen roten Schächtelchen steckt noch weiteres gutes Designhandwerk. Die bereits erwähnten Plättchen bestimmen neben dem Spielleiter auch den namens-gebenden Insider. Dieser kennt den zu ratenden Begriff ebenfalls, ist den anderen Spielern (inkl. Spielleiter) jedoch unbekannt. Mit einem Schlag sind die 300 Sekunden, in denen man einen irgendwie gearteten Begriff zu erraten hat, nicht mehr ganz so knapp bemessen. Das Spiel ist im Handumdrehen mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnbar.

Genau hier greift dann die letzte Schraube des mit sicherer Hand geführten Designs. Gewinnen lässt sich das Spiel nur, wenn der Begriff erraten wurde; aber wer als Sieger gekürt wird, hängt davon ab, ob die Spieler am Ende den Insider entlarven können, oder die anklagenden Finger auf den falschen Mitspieler zeigen. Aber dieser Satz allein vermag es nicht die explosive Spielfreude zu vermitteln, die durch diese subtile Regelergänzung ausgelöst wird. Dazu muss ich etwas ausholen.

Klein, fein und nicht gemein

Ein semi-kooperatives Spiel zu entwerfen ist nicht einfach. Das merkt man unter anderem daran, wie viel Regelaufwand nötig ist und wie präzise die Vorgaben an die Spieler sein müssen, damit die gewünschte Spieldynamik eintreten kann. Unterschiedliche Spielziele bremsen sich gegenseitig aus, oder führen dazu dass man sich gegenseitig in Schach hält. Als Spieler muss man alle potentiellen Beweggründe seiner Mitspieler im Kopf behalten, seine Schlüsse daraus ziehen und sich erst dann mit der eigentlichen Aufgabe des Spiels beschäftigen.

Bei Insider hingegen ziehen alle am gleichen Strang. Wir wollen das Gleiche erreichen, aber tun dieses auf unterschiedliche Weise. Alle Bestandteile des Spiels sind auf das gleiche Ziel ausgerichtet – ein Markenzeichen eleganten Designs. Begeisterung löst Insider aber nicht nur wegen seines Design-Minimalismus, sondern weil das Spielgefühl etwas sehr unerwartetes bei den erfolgreich Ratenden weckt: Selbstzweifel.

Im wortreichen Fragewirrwarr, während die Sanduhr läuft, greift man Vorschläge anderer Spieler beinahe unbewusst auf. Man nutzt die Frage eines Mitspielers als Sprungbrett, um eine eigene zu stellen, die vielleicht zum Ziel führt. Das knappe Zeitlimit bringt genug Druck mit sich, damit die Fragen schnell und fast schon instinktiv in den Raum gerufen werden. Ist der Begriff erstmal erraten, versucht man seine Gedankengänge zurückzuverfolgen. War es wirklich meine Idee, die uns ans Ziel geführt hat? Oder hat mir jemand geschickt eine Inspiration zugesteckt? Haben wir als Gruppe so gut zusammengearbeitet oder wurde mir der Weg zur Lösung nur unbemerkt vom Insider geebnet?

Als Insider ist das Spiel sogar noch lohnenswerter. Man kommt nicht umhin sich in die Gedankengänge seiner Mitspieler hineinzuversetzen, um seiner Rolle gerecht werden zu können. Nur dann ist es möglich die richtige Idee zu lancieren, um die Gruppe auf die Zielgerade zu lenken. Jedes großartige Spielerlebnis erwächst aus dem Moment, in dem wir unsere Mitspieler verstanden haben. Wir sind mit ihnen auf einer Wellenlänge. Wir begreifen wie sie ticken und können im Rahmen des gemeinsamen Spiels auf sie eingehen. Jun Sasaki hat diesen Augenblick erfasst und ein kleines, feines Spiel genau darum und um nichts anderes gebaut.

An der Aufmachung Insiders scheiden sich die Geister. Für manche ist es zu karg und schlicht. Andere empfinden den grafischen Minimalismus als charmant und ästhetisch. An Stelle eines Gesellschaftsspiels, welches durch sein Aussehen Kindheitserinnerungen weckt, liegt hier eher ein schmuckes Mitbringsel für Erwachsene vor. Schnell aus der Jackentasche hervorgezaubert, weckt es eher Neugier als ein amüsiertes Schmunzeln. Insider ist vor allem ein probates Mittel, um Menschen an das Hobby zu führen, welche sonst aufgrund der kunterbunten Präsentation oder auffälligen Regelverschachtelung eher einen Bogen um Spiele machen.

Georgios Panagiotidis
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