Titel: Artbox
Verlag: Huch (Original Jet games Studio)
Autoren: Artem Lis
Spielerzahl: 3-8
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: 20-40 Minuten
Titel: Krazy Pix
Verlag: Ravensburger
Autoren: Sophia Wagner
Spielerzahl: 3-8
Alter: ab 10 Jahren (eher ab 8 mit vorsortierten Begriffen oder ab 14 ohne)
Dauer: 30-45 Minuten
„Dinge mit Dingen darstellen“ ist eine beliebte Unterkategorie im Party/Kommunikationsspielsegment. Mal wird gezeichnet, mal werden Dinge mit Knete, Steinen oder Wäscheklammern nachgestellt. Gleich zwei Spiele des Jahres entstammen diesem Genre (Barbarossa und Pictures). Die große Kunst ist es, die Aufgabe so zu gestalten, dass sie nicht zu einfach, aber machbar ist. Der große Spaß liegt zum einen in der Herausforderung etwas mit eingeschränktem Mitteln darzustellen und zum anderen kaum erkennbare „Kunstwerke“ doch noch zu entschlüsseln. Ist die gestellte Aufgabe dabei zu einfach, macht sie keinen Spaß, denn es ist das scheitern, die Fragezeichen, die sich initiativ ergeben, die für das Lachen sorgen. Ist die Aufgabe aber durchgehend zu schwierig, ist das Spiel frustrierend, denn dann fehlt die Befriedigung, wenn etwas doch plötzlich erkannt wird, das vorher undurchschaubar schien.
Um schwierigere und damit herausforderndere Aufgaben zu ermöglichen verwenden mittlerweile viele Spiele den Mechanismus, dass alle gestellten Aufgaben (plus ein paar zufälliger, nicht vergebener) öffentlich sind. Dadurch können die Spieler beim Raten auch Ausschließen, was abstrakteres, das schwer darzustellen ist, ebenso ermöglicht wie komplexeres, etwa Filmtitel, auf die sonst niemand ohne Hilfe kommt.
Zur Messe sind zwei weitere Vertreter dieser Kategorie erschienen, die beide diesen Mechanismus benutzen, um den Spielern zu ermöglichen Dinge zu raten, die andere dargestellt haben.
Artbox
Artbox ist ein Zeichenspiel, bei dem die Spieler einen Begriff zeichnen sollen. Zeichenspiele gibt es viele, aber hier gibt es die zusätzliche Einschränkung, dass nur 4 geometrische Figuren benutzt werden dürfen – und auch nichts zusätzliches. Die vier Formen werden dabei ausgewürfelt und da kann man Glück haben, dass die vier Formen perfekt passen – Wer eine Eiswaffel darstellen muss freut sich über ein Dreieck und 3 Kreise. Wer einen Bagger darstellen soll vermutlich weniger. Das Zeichnen ist witzig und erfordert Kreativität – eine schöne Herausforderung, bei der man fast immer von „Wie soll das den gehen?!?“ zu“ah, so ists eigentlich ganz cool“ springt.
Wo das Spiel aber auseinanderfällt ist in der Wertung. Aus irgendeinem Grunde darf nur der beste Rater und derjenige dessen Kunstwerk am häufigsten erkannt wird, punkten. Bei einem Gleichstand, der sehr oft vorkommt (insbesondere bei geringeren Spielerzahlen) gewinnt, wer schneller gezeichnet hat. Das ist nicht nur unglaublich frustrierend für die Spieler, die etwas langsamer waren, weil die kaum noch Chancen haben überhaupt zu punkten, die Regel tut nicht einmal was sie vermutlich soll: Das Raten spannender zu machen.
Spielt man Artbox mit der Punktewertung aus Pictures (1 Punkt für jeden richtigen Tipp, 1 Punkt für jedes Mal, selbst richtig identifiziert worden zu sein) fällt schnell auf: Artbox ist doch etwas zu leicht. Sieht man alle Zeichnungen lassen sich die meisten überraschend deutlich zuordnen. Hier hätte die Redaktion schwierigere Begriffe verlangen müssen – oder ein System, dass mit freiem Raten funktioniert (ganz ohne Hinweis ist es nämlich doch zu schwer). So wie es ist, werden etwa 90% der Kunstwerke identifiziert und das sind schlicht zu viele. Dadurch macht zwar das Zeichnen Spaß, das Raten ist aber eine zu geringe Herausforderung, die Auflösung zu wenig überraschend.
Was ist das wohl: Eine Banane, eine Pfeife, eine Krabbe, Eine Uhr oder Superman?
Vermutlich sollte deswegen das Zeichnen beschleunigt werden – aber das ging gründlich daneben. So lange dauert es eh nicht, bis man 4 geometrische Formen gezeichnet hat und durch die Hektik werden die Zeichnungen nicht wesentlich verschlechtert. Nur ist alles frustrierender, weil kaum einer für seine Mühe belohnt wird (es bekommen ja nur zwei Spieler Punkte).
Mir ist bewusst, dass ich Artbox im Beeple Radio auf der Digital noch empfohlen hatte. Das liegt daran, dass ich die zugrunde liegende Idee des Auswürfelns der Formen nach wie vor als sehr reizvoll erachte. Dieser Kern ist aber leider wirklich nicht gut herausgearbeitet und mit jeder Partie nerven mich die Schwächen des Spieles mehr. Gerade in diesem Genre gibt es Spiele, wo das Drumherum besser gelöst wird. Eine gute Idee alleine reicht eben nicht, sie muss auch redaktionell aufpoliert werden.
Krazy Pix
Das zweite Spiel hat keinerlei Probleme mit der Wertung – es ist die Standardwertung, so wie Pictures sie auch verwendet. Das ist sinnvoll und natürlich völlig in Ordnung, denn sie belohnt was Spaß macht und ist intuitiv. Außerdem ist Krazy Pix der Quasi-Nachfolger von Krazy Wordz. Bei letzterem musste man Fantasy-Wörter erfinden, die für etwas konkretes -etwa ein Start Up oder „etwas rundes“ – stehen sollten. Das war spaßig und originell. Jetzt mit Bildern Dinge darzustellen ist weniger originell, dafür ist das Spiel regeltechnisch etwas einfacher und vor allem intuitiver.
Die Dinge, mit denen man hier Dinge darstellt, sind kleine runde Chips, die ein paar Linien zeigen: Kreuze, Geschwungene und Zickzacklinien, ein paar konkretere Dudel sind auch dabei, ebenso Farbflecken. Hauptsächlich jedoch Linien – aber (fast) keine Geraden, sondern eben Krumme Linien oder Abzweigungen. Damit etwas darzustellen ist … nicht leicht. Was gut ist, siehe oben. Oft muss man sich auf wesentliche Elemente konzentrieren oder abstrakt werden. Was gut ist. Erschwert wird das „Zeichnen“ noch dadurch, dass die Plättchen rund sind und daher nur begrenzt aneinanderpassen. Und stapeln wird schnell unübersichtlich und neigt dazu zum „undefinierbaren Haufen“ zu werden. Doch auch der kann mit den offenen Hinweisen entschlüsselt werden… Krazy Pix mag das Genre nicht neu erfinden, aber es weiß, was das Genre interessant macht und es ist auf diesen Punkt designed. Wer öffentlich Krazy Pix spielt (wenn man das mal wieder irgendwann darf) wird Blicke und Rateversuche auf sich ziehen – ein Zeichen von einem guten Partyspiel.
Ist das „Nabelschau“, „Ägypten“, „Elefant“, „Die Katze im Sack“ oder „Picasso“?
Allerdings : Im Vergleich zu Krazy Wordz sind die Pix einfacher zu rekonstruieren. Wenn jemand „Ägypten“ erfolgreich mit einer Pyramide dargestellt hat, wird er/sie es wieder tun – so groß sind die Unterschiede unter den Plättchen im allgemeinen nicht als dass dies verhindert werden könnte. Bei Krazy Wordz braucht man die richtigen Buchstaben, wofür die Chance deutlich kleiner ist.
Das ist zugegebenermaßen ein kleiner Punkt, aber er wäre nur verbnachlässigbar, wenn es mehr Begriffe gäbe. Wenn man familienfreundlich spielen will und Begriffe, die eine Zwölfjährige (oder gar jemand jüngeres) noch nicht kennt aussortiert, ist in drei Partien mit dem Stapel durch. Das ist schade – und warum gibt es hier nicht zwei Schwierigkeitsgrade? „Casablance“, „Joint“ und „Schöne Augen machen“ sind eine andere Kategorie als „Trompete“ „Pyjama“ und „Elefant“. Ersteres laufen gut in Erwachsenenrunden, letztere sind familientauglich. Hier hat es Ravensburger versäumt die Zielgruppe breiter zu machen. Andererseits: Der Wunsch nach mehr Material ist durchaus auch Qualitätsmerkmal. Die Redaktionsarbeit bei Ravensburger ist deutlich besser als die bei Huch/Jet Games Studio, aber sie ist noch nicht perfekt. Ob das in einem umkämpften Genre reicht, wird man sehen müssen. Bei uns hat es einen Platz gefunden.
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