Verlag: Awaken Realms
Autoren: Jan Truchanowicz, Łukasz Włodarczyk
Für 2-5 Spieler*innen
Ab 8 Jahren
Dauer: 40-50 Minuten
Erweiterungen haben keinen tollen Ruf in der Szene. Abgesehen von Sammlern und Megafans einzelner Spielreihen werden Erweiterungen oft mit einem gewissen Maß an Misstrauen betrachtet. Macht das Grundspiel ohne diesen Zusatz keinen Spaß? Verkompliziert es das Grundspiel vielleicht? Welchen Mehrwert bietet eine Erweiterung, wenn ich das Spiel nicht immer und immer wieder auf den Tisch bekomme und spiele?
Flick of Faith – Apokaschnipse bietet nun neben seinem Wortspiel, welches zumindest unter meinen Seltenspielerbekannten für Schmunzler gesorgt hat, verschiedene Module, die man dem Grundspiel recht einfach hinzufügen kann. Als kleiner Bonus für Menschen wie mich, die eigentlich immer ringen müssen, ob sie denn noch Platz für eine weitere Schachtel haben, passen die Inhalte der Erweiterung mit nur wenig Mühe in das Grundspiel hinein.
Zuerst vergrößert die Erweiterung die bestehenden Kartenstapel. Es gibt neue Regeln über die man zu Beginn einer jeden Runde entscheidet. Es gibt eine weitere Gottheit, sowie dazugehörige Spielsteine, damit man Flick of Faith auch zu fünft spielen kann. Daneben gibt es jedoch zwei Ergänzungen, die die Entscheidungen im Spiel etwas differenzierter machen. Diese sind es für die es sich lohnt genauer hinzuschauen.
Das sind zum einen die Schamanen-Regel, welche zwei der eigenen Spielsteine eine besondere Funktion verleiht. Diese können nun z.B. auf andere Weise Punkte erzielen oder neue Spieleffekte auslösen. Beides setzt dabei voraus, dass die Spielsteine dort gelandet sind wo sie sein müssen, um ihre jeweilige Bedingung zu erfüllen. Das kann ein bestimmter Ort sein, die Nähe zu einer bestimmten Umgebung oder auch nur eine Insel auf der sich bestimmte andere Figuren befinden oder gerade nicht befinden.
Dieser unscheinbare Kniff öffnet das Spiel jedoch ein wenig. Plötzlich macht es einen merklichen Unterschied wohin man seine Spielsteine schnippst. Mehr noch, man muss ein Auge darauf halten, wer welche Inseln zu besiedeln versucht. Es ist eine kleine Änderung, aber sie macht die Entscheidung wohin man die eigenen Spielsteine bewegen will oder auch wessen Spielsteine man entfernen will, weniger banal.
Eine sehr viel deutlichere und umso begrüßenswertere Veränderung bringen die Katastrophenkarten mit sich. Auffällig ist auch hier, dass dieser Teil der Erweiterung sich ähnlich unscheinbar ins Spielgeschehen einfügt. Wer am Ende einer Runde der Mitte des Spielplans am Nächsten gekommen ist, darf eine der ausliegenden Katastrophenkarte auswählen und diese ausführen. Da diese Effekte oft so stark sind, dass sie meistens jemanden am Tisch stark benachteiligen oder bevorteilen können, ist man gut beraten diese nicht kampflos der Konkurrenz zu überlassen.
Flick of Faith hatte ich damals als nettes, wenn auch leicht gimmick-haftes Spiel in Erinnerung. Es funktioniert gut, hält die Aufmerksamkeit der Spieler*innen aber nur für begrenzte Zeit. Denn außer einer einfachen Fingerspitzenübung bietet Flick of Faith nur wenig Struktur, um sich als Spiel halten zu können. Ähnlich wie auch Ringe werfen kein richtig rundes Spiel ist, bleibt Flick of Faith auch nur wegen Ermangelung eines besseren Begriffs als Spiel in Erinnerung. Es ist immer das „wo man Holzscheiben schnippst“.
Durch die Katastrophenkarten und der damit verbundenen Abwägung, ob man in einer Runde lieber die Inseln erreichen, oder die Katastrophenkarte bestimmen will, schaltet Flick of Faith eine zusätzliche spielerische Ebene frei. Statt allein zu entscheiden wie man schnippst, muss man nun auch abwägen wohin. Mehr noch, man kann hier taktische wie auch langfristige Überlegungen einfließen lassen. Bestimmte Katastrophenkarten muss man unbedingt aus den Händen der anderen fernhalten. Mit Apokaschnipse gewinnt Flick of Faith endlich die kleine Prise Substanz, die dem Grundspiel gefehlt hat. Das Schnippsen der Spielsteine ist nun nicht mehr Gimmick, sondern lediglich ein Spielmechanismus, den man bemühen muss, um sein Spielziel zu erreichen.
Ich habe keinen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der Flick of Faith-Reihe. Daher will ich mir nicht anmaßen den Macher*innen zu unterstellen, dass der Katastrophen-mechanismus ursprünglich Teil des Grundspiels war. Aber ich kann nicht von der Hand weisen, dass das Spiel sich mit diesem Mechanismus erst vollständig anfühlt. Wenn Erweiterungen besprochen werden, wird oft gesagt welche unverzichtbar sind und welche man ignorieren kann. Ich würde hier so weit gehen zu sagen, dass das Grundspiel nicht ohne diese Erweiterung hätte erscheinen sollen. Denn der erste, etwas laue Eindruck hat dem Namen Flick of Faith sicherlich nicht gut getan.
Meine Einschätzung des Grundspiels war zurückhaltend. Flick of Faith macht Spaß, aber es ist eigentlich auch sehr dünn. Mit Apokaschnipse ist die fehlende Substanz nun nachgereicht und jetzt macht Flick of Faith nicht nur Spaß. Fügt man Apokschnipse hinzu, ist Flick of Faith auch noch gut.
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