Verlag: Sinonis
Autor: Andrzej Kozakowski
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 12 Jahre
Spieldauer: 60-90 Minuten
Ich versuche ja Rezensionen zu Spielen nicht allzu lange hinauszuzögern. Insofern ist es mir echt peinlich zuzugeben, dass ich Alchemicus bereits 2009 bekommen habe und bis jetzt mit einer Rezi gewartet habe. Aber ehrlich: Das ist nicht alleine meine Schuld! Ich war soweit eine Rezension zu schreiben und dann kam eine generalüberholte zweite Edition heraus und ich musste die erst einmal austesten, ob sich etwas Wesentliches geändert hat.
Wie sich herausstellte war das nicht der Fall. Die Produktionsqualität ist besser geworden, das Spiel leider nicht. Aber ich greife vor.
Wie der Name dezent andeutet geht es um Alchemie. Genauer gesagt wollen die Spieler nichts Geringeres als Gold herstellen. Dazu müssen die Spieler aber erst einmal Karten sammeln und diese in Gebäude umwandeln und mit passenden Zutaten bestücken. Diese Zutaten werden aber nicht sofort zu Gold, sondern zu anderen Zutaten, die durch andere Gebäude wieder zu noch anderen Zutaten werden. Am Ende der Produktionskette steht irgendwo das Gold. Bezahlt wird alles mit weiteren (Hand-)Karten.
Damit das Ganze nicht zu einfach wird, sind die Spieler zudem in ihren Aktionen eingeschränkt. Als Einschränkung dient hier ein Rondell, dass anders als bei den Spielen von Mac Gerdts den Spielplan nicht ergänzt sondern ersetzt – hier werden zwar die Aktionen geplant, das eigentliche Spiel findet jedoch über die Karten statt.
Somit hätten wir eigentlich zwei reizvolle Mechanismen vereint: Karten mit Doppelfunktion und ein Rondell. Dass daraus aber leider kein sehr reizvolles Spiel wird liegt an einer Reihe von Problemen:
Hauptproblem Nummer 1 ist das eigentlich nur ein Weg zum Sieg führt: Der Weg zum Gold. Zwar gibt es noch einige andere Möglichkeiten an Siegpunkte zu kommen, doch sind diese im Vergleich zum Goldmachen einfach zu kleinviehig um Mist zu machen. Damit beschränkt sich alles auf die Frage: Wer kriegt als erstes eine möglichst effiziente Goldmachmaschine hin? Wenn aber alle dasselbe versuchen, wird das Spiel zu einseitig und damit auf Dauer langweilig. Ansatzpunkt wäre gewesen aus der Umwandlung Karten zu Siegpunkten mehr zu machen. Aber das ist leider nicht geschehen.
Das zweite Problem ist die – eigentlich gute – Idee des Geisterfeldes. Wer auf dieses Feld setzt darf damit einen Kartentyp blockieren, so dass niemand bestimmte Dinge produzieren oder umwandeln kann, bis jemand den Geist woanders hinsetzt. Nur: Man opfert damit einen Zug, um dafür zu sorgen, dass jemand anderes ebenfalls einen Zug opfern muss. Das ist ein Nullsummenspiel, wenn nicht alle gemeinsam gegen den Führenden spielen. Und selbst dann verlangsamt man nur das Spiel, man gewinnt nicht viel dadurch. Das Problem wurde auch vom Verlag erkannt und der hat eine kleine Erweiterung mit Spezialkarten herausgebracht, die diesen Geist durch subtilere Einflussnahme ersetzen. Dadurch wird das Spiel aggressiver, länger aber nicht unbedingt besser, denn das Hauptproblem Nummer 1 bleibt unberührt.
Insgesamt zeigt Alchemicus gute Ansätze aber der Verlag zeigt damit seine Unerfahrenheit. Aus guten Ideen wird kein gutes Spiel entwickelt, sondern bestenfalls ein Spiel, das wohlwollendes Kopfnicken hervorruft. Da ist es schade um die zweite Auflage und das partiell verbesserte Material. Ob es der Verlag besser machen kann werden Master of Economy und Show Business zeigen, die ich hoffentlich vor 2025 rezensiert bekomme.
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