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Unlock! Star Wars

Verlag: Space Cowboys / Asmodee
Autoren: Space Cowboys, Jay Little
Spieleranzahl: 1-6
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: ca. 60 Minuten

Das Genre der Escape Room-Spiele ist mittlerweile dank verschiedene Verlage recht gut befüllt worden. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen, Größen und auch von unterschiedlicher Qualität. Jeder Ansatz unterscheidet sich hier und da ein wenig, je nachdem welche Schwerpunkte gesetzt werden. Manche Spiele wollen eine Geschichte erzählen – und diese durch das Lösen von Rätseln takten. Andere wollen Rätsel in einer Schachtel bieten und diese durch das Einstreuen einer Erzählung zusammenhängend wirken lassen.

Gemein haben diese Spiele, dass sie auf den Überraschungseffekt setzen, um die Spielgruppe zu beeindrucken oder ihnen einen vermeintlich cleveren Gedankensprung zu entlocken. Denn damit diese Spiele mehr liefern als direkte Anweisungen welches Spielobjekt mit welchem anderen Objekt kombiniert werden soll, werden diese Anweisungen einfach weggelassen.

Drei Abenteuer und ein Tutorial warten
Statt direkt aufzufordern, einen Schlüssel in ein Schloss zu stecken, um damit eine Tür aufzuschließen, wird lediglich ein Schlüssel und eine verschlossene Tür präsentiert. Die Knobelarbeit seitens der Spielenden besteht nun darin wie man diese beiden Objekte sinnvoll kombinieren könnte. Soll man den Schlüssel gegen die Tür schmeißen? Unter die Tür schieben? Die Tür aus den Angeln heben um sie auf den Schlüssel zu legen? Hat man den richtigen Geistesblitz gehabt, ist das Rätsel gelöst und man darf sich mit der nächsten Aufgabe beschäftigen.

Wie feinkörnig man mit den Elementen des Spiels interagieren kann, hängt von der jeweiligen Spielreihe ab. Bei Unlock! kombiniert man einzelne Karten in dem man ihre Werte addiert und dann im Kartenstapel nachschaut ob es eine Karte gibt, die dem Resultat entspricht. Die Art wie man die Gegenstände (oder Orte, Personen, Daten, etc.) innerhalb der Geschichte miteinander nutzt wird vom Spiel vorgegeben. Man kann also den Schlüssel nicht nach Gutdünken einsetzen, sondern exakt so wie es vorgesehen wurde oder eben gar nicht. Entweder es gibt das Resultat im Kartenstapel oder eben nicht.

Dieses Kombinieren von Gegenständen an Hand von Karten hält auch durchaus eine Zeit lang bei Laune. Auch werden einzelne Karten gelegentlich auf unerwartete Weise genutzt. Mal muss man auf die Rückseite der Karten achten, statt der Vorderseite oder man dreht sie, kippt sie, legt sie wie ein Puzzle zusammen usw. usf. Diese Interaktionsvielfalt wird durch die Einbindung einer App noch mal gesteigert, da man so auch in den Genuss kleiner Minispielchen kommen kann. Trotz wenig Spielmaterial (Karten, die Spielschachtel und manchmal ein Flyer) ergeben sich so viele Arten, um eine Aufgabe richtig auszuüben. Denn wie gesagt, im Kern lebt auch Unlock! Star Wars davon, dass das Rätsel darin besteht herauszufinden was man eigentlich machen soll.

Die Hinweise und Indizien, die es dafür braucht, ergeben sich entweder durch die Gegenstände selbst (wenn man etwa „Anchovis“ und „eine Pizza“ hat) oder durch die inhaltlichen Besonderheiten der Hintergrundgeschichte. Glücklicherweise muss man sich bei Unlock! Star Wars keine Sorgen machen, dass man viel über das Star Wars Setting wissen muss, um die Rätsel verstehen und lösen zu können. Wer die Sith, den Kessel Run oder die verschiedenen Farben der Lichtschwerter richtig erklären kann, ist hier kaum im Vorteil.

Im Gegenteil, wer sich ein wenig mit den Filmen auskennt, wird etwas enttäuscht feststellen müssen, dass die erste Geschichte mehr als nur leichte Parallelen zu einem der Filme aufzeigt. Viel mehr noch wird man sich im letzten Fall wundern, warum man auf Seiten der Weltraum-Nazis spielt und Rebellen zu vernichten versucht. Allerdings kann ich nur schwer einschätzen, ob diese Punkte bei Star Wars-Fans eine Stärke oder eine Schwäche darstellen.

Damit wirklich niemand aufgeben muss, liegt die Lösung bei

Unter Freunden des Genres der Escape Room-Spiele gelten gute bzw. besonders schwere Rätsel als Pluspunkt. Das ist zwar nachvollziehbar, aber auch etwas widersprüchlich. Die Schwierigkeit eines Rätsels geht nämlich so fließend in ein Frustrationserlebnis über, wenn der notwendige Gedankensprung partout nicht einsetzen mag. Der Spielfluss wird gehemmt, die Motivation fällt ab und die Autorenleistung wird schnell als unlogisch, hanebüchen oder sperrig abgetan. Um dem zuvorzukommen liegt Unlock! Star Wars auch ein sehr präzises Lösungsheft bei, um solche Tiefpunkte zu vermeiden.

Für versierte Escape Room-Spieler bewegen sich die Rätsel in Unlock! Star Wars gefährlich nah in den Bereich der enttäuschend simplen und beinahe offensichtlichen Handlungsaufforderungen, die man mehr oder minder schnell ausgeführt und abgeschlossen hat. Das legt den Schluss nahe, dass Unlock! Star Wars als Einführung in das Genre des Escape Room-Spiels dienen soll und sich ausdrücklich an die Leute richtet, die Star Wars genug mögen, um genau dieses Spiel in den Warenkorb zu legen, statt irgendein anderes der Reihe.

Unlock! Star Wars ist ein Produkt um die Unlock!-Reihe einem neuen Publikum schmackhaft zu machen. Die Reaktion, die man auf diesen Satz hat, wird auch die Reaktion sein, die man auf das Spiel haben wird.

Georgios Panagiotidis
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