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T-Rex’s Holiday

Verlag: Blue Magpie Games
Autor: Wang  Yu
Spieleranzahl: 2-8
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten

Der Name verrät es schon, aber bei T-Rex‘s Holiday (oder Tyrannosaurus‘s Holiday, wie das Spiel mit vollem Titel heißt) handelt es sich um ein Roll‘n‘Write Spiel in dem man Katzen hütet. Oder zumindest versucht sie mit Hilfe von Spielzeugen und Leckerlis bei Laune zu halten. Dabei entfernt es sich nicht zu weit von den Grundzügen seines Genres und kommt mit etwa 100 farbig bedruckten Blättern daher, auf denen man seine Würfelergebnisse verewigt. In der Schachtel befinden sich außerdem noch drei durchsichtige Würfel mit Katzenaufklebern von 1-6. Es ist sicherlich nicht das ungewöhnlichste Spielmaterial, das man hier erhält, aber das muss es auch nicht sein.

Drei süße Würfel die man lieben und hassen lernt

Dafür verlässt es den ausgetretenen Pfad der Roll‘n‘Write-Spiele der Vergangenheit, wenn es ums Würfeln und Zahlen auf den Zettel eintragen geht. Allen voran gibt es einen aktiven Spieler. Ja, es gibt nicht nur eine Zugreihenfolge, sie hat sogar einen Zweck! Dieser Spieler würfelt die Würfel geheim. Zwei davon werden den anderen Spielern gezeigt. Diese kann man im Anschluß dort eintragen, wo sie vermutlich die meisten Punkte holen werden. Aber es ist der dritte Würfel, der erst enthüllt wird, wenn alle sich bereits festgelegt haben, der dem Spiel einen witzigen Kniff verpasst. Denn dieser dritte Würfel, der T-Rex Würfel, schreibt auch vor in welchen Bereich des Zettels man ihn eintragen muss.

Was zu Beginn des Spiels noch als nebensächliche Unannehmlichkeit wahrgenommen wird, verwandelt sich schnell zu einem Siegpunkte-zerstörenden Ärgernis. Plötzlich muss man ganze Reihen abschließen von denen man sich hohe Punktewertungen versprochen hatte. Es ist als ob der namensgebende Kater T-Rex persönlich auf den Zettel gesprungen wäre und sämtliche klugen Pläne mit einem Mal zu Nichte gemacht hat.

Das hat zwei bemerkenswerte Auswirkungen auf das Spielgefühl. Die eine kennt man zu Genüge aus anderen Vertretern des Genres. Ein unpassendes Würfelergebnis zwingt einem eine unangenehme Entscheidung auf. Welche Punktemöglichkeit schreibt man ab und welche hebt man sich für die nächste Runde auf? Spielt man auf Risiko oder auf Nummer sicher? Das macht kaum ein Roll‘n‘Write-Spiel anders. Wer sich dort unterhalten fühlt, wird sich auch hier sofort wiederfinden.

Aber was T-Rex‘ Holiday überhaupt erwähnenswert macht, ist die zweite Auswirkung die das Würfel zurückhalten und erst im Nachhinein offenlegen mit sich bringt. Der aktive Spieler befindet sich in einer Position in der seine Entscheidungen sofort eine emotionale Reaktion bei den Mitspielern wecken. Statt sich wie eine Spielerei mit Solocharakter anzufühlen, findet man sich schnell beim klassischen Ärgerspiel wieder. Die verzögerte Enthüllung des T-Rex Würfels gibt dem Spiel ein klein wenig Substanz, womit ja Roll‘n‘Writes seit jeher ihre Schwierigkeiten haben. Zahlen alleine auf einen Zettel zu kritzeln, hat diesen Spielen immer einen Wegwerf-charakter verliehen. So wie ein Sudoku für Spielenerds, das man bei auf einer Busfahrt ausfüllt.

Diese Katzen hatten gut Spaß

Was nicht heißen soll, dass es T-Rex‘s Holiday gänzlich gelingt dem langen Schatten der Belanglosigkeit zu entkommen, der das Genre immer noch zurückhält. Es bleibt weiterhin nur ein unterhaltsames kleines Puzzle, das es zu lösen gilt. Aber es fühlt sich aber auch wie eins an, das man gemeinsam spielt statt nur nebenher.

Das Design von Wang Yu zeigt eine gewisse Zurückhaltung. Man wird nicht von wilden Sonderfähigkeiten und Kombomöglichkeiten überrannt, wie es manche Spiele tun, um in Erinnerung zu bleiben. Es ist aber durchaus möglich kluge Züge zu machen in dem man Leckerlis einsetzt, welche es ermöglichen eine zuvor eingetragen e Zahl wieder zu löschen. So kann man verloren geglaubte Punkte womöglich noch retten. Aber ansonsten ist das Spiel direkt spielbar und einfach erklärt. Auch wenn Teile des Regelwerks anfangs etwas Hirnakrobatik benötigen.

Die größte Hürde ist zu verstehen wann bestimmte Zahlen in einen Bereich eingetragen werden können, müssen oder nicht dürfen. Sobald man das verstanden hat, entpuppt sich Tryannosaurus‘ Holiday als charmantes kleines Spiel. Eines das jedes Recht hat neben dem verknoteten Ganz Schön Clever, dem unerbittlichen Welcome To… oder auch dem albernen Calavera. Durch seine kurze Spieldauer und einfache Spielbarkeit mausert es sich zu einer soliden, wenn auch nicht bahnbrechenden Alternative zu den vielen anderen Vertretern der gut gefüllten Roll‘n‘Write-Gattung.

Georgios Panagiotidis
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