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Mysterious Dungeons

Autor: Reiner Knizia
Verlag: Trefl
Spielende: 1-5
Alter: ab 6 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten

Haben Spiele eigentlich eine Halbwertszeit? Dürfen sie überhaupt eine haben oder müssen sie uns bis in weiter Zukunft in ihrem Bann halten können? Mit den Rätsel- und Knobelspielen aus der Escape-Room-Tradition gibt es ja bereits ein Genre, welches das Einwegspielerlebnis etabliert hat. Mit den vielen, vielen Kampagnenspielen, die im Nachgang der Legacy-Reihe (aber insbesonders nach Gloomhaven) veröffentlicht wurden, sind nun auch unzählige Spiele auf dem Markt, welche die Lebensdauer mancher Spielgruppen überdauern werden. Aber was ist mit den Spielen, die irgendwo dazwischen liegen? Ist die Frage wie lange wir ein Spiel in unserem Besitz halten werden ein sinnvolles Kriterium, um die Qualität eines Spiels zu beurteilen?

Mysterious Dungeons ist ein einfaches Legespiel im Stile eines Karuba oder Take It Easy. Aus einem festen Satz an Plättchen, wird jede Runde ein zufälliges gezogen und auf den persönlichen Spielplan gelegt. Um die Vergleichbarkeit der Spieler*innen zu garantieren, zieht nur ein*e Spieler*in zufällig, während die Anderen das entsprechende Plättchen aus ihrem persönlichen Stapel heraussuchen. Hat man das gesamte Spielfeld so bedeckt, kommt es zu einer Punkteauswertung, welche davon abhängt wie die Plättchen zueinander liegen.

Fünf Züge vor Schluss steht noch vieles offen

Die Lücken, Gänge, Monster und Schätze auf den Plättchen geben vor welche Pfade man bei der Punkteauswertung beschreiten wird. Schätze geben uns Siegpunkte, Monsterbegegnungen ziehen uns welche ab. Wände sind unpassierbar – für uns wie auch für Monster – so dass wir versuchen durch kluge Platzierungen Monster von uns fern zu halten und so viele Schätze wie möglich zu erreichen. Einen weiteren Kniff gibt es in diesem Spiel nicht.

Mysterious Dungeons ist solide Handwerksarbeit, die ihren Zweck erfüllt. Es ist einfach verstanden. Es ist schnell gespielt. Anfängliche Entscheidungen sind schwierig, gegen Ende hofft und bangt man auf das richtige Plättchen. Dazwischen meint man sich durch kluge Planung möglichst viele Siegpunkte offen zu halten.

Das Ganze hat etwas von einem Sandwich-Toaster. Es ist ein Alltagsgegenstand, der funktioniert. Aber mit Ausnahme der Menschen, die noch nie in ihrem Leben ein heißes Sandwich gegessen haben, wird es keine Begeisterungsstürme auslösen. Aber das muss ein Spiel ja nicht zwingend verdammen. Minesweeper, Solitaire oder Sudoku sind alles Spiele, die keine Begeisterungsstürme auslösen. Aber dennoch ertappe ich mich immer wieder dabei, sie nach langer Abstinenz wieder mal kurz zu spielen. Nach ein paar Partien verschwinden sie jedoch wieder aus meiner bewussten Wahrnehmung und es dauert einige Wochen oder Monate bis ich wieder an sie denke. Um an diesen Spielen etwas auszusetzen, müsste ich Ansprüche an sie erheben. Aber welche sollten das schon sein?

Vielleicht ereilt Mysterious Dungeons ein ähnliches Schicksal wie es Tim Bisley vielen Sandwich-Toastern vorhergesagt hat. Man spielt es anfangs gern, weil der Einstieg so einfach und die Spieldauer so knackig ist. Aber nach einiger Zeit verfliegt die Neugier und das Interesse und Mysterious Dungeons landet halb-vergessen im Schrank. Irgendwann kramt man es aus der hintersten Ecke des Schrankes hervor. Man erinnert sich daran, dass es eigentlich gar nicht so schlecht war. Man könnte ja bald wieder eine kleine Partie spielen. Aber dann schaut man sich an, man schaut aus dem Fenster und es wandert still und leise auf den Stapel der Spiele, die man aussortiert.

Das mag etwas tragisch klingen, aber so funktionieren nun mal Alltagsgegenstände. Man nutzt sie eine Weile, bis man sie nicht mehr benötigt. Wie lange das bei Mysterious Dungeons der Fall sein wird, hängt vielleicht auch davon ab wie viele andere Alltagsgegenstände man in seinem Spielregal hat.

Georgios Panagiotidis
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