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Magic Rabbit

Autor*innen: Julie Dutois, Romaric Galonnier, Ludovic Simonet, Cécile Ziégler
Illustrationen: Jonathan Aucomte
Verlag: FunBot
für 1-4 Spieler*innen
ab 8 Jahren
Spieldauer: 2,5 Minuten / Partie

Den Einstieg zu finden ist nicht immer ganz einfach. Man könnte über das Thema des Spiels schwaodronieren. Über Zaubertricks und namensgebende Kaninchen, die man aus Zylindern zaubert. Aber das ist sowohl per Definition realitätsfern, als auch ein sehr irreführender Ansatz, um zu erläutern worum es in Magic Rabbit geht. Der nächste Versuch könnte die Regeln zu fassen versuchen. Man könnte erwähnen, dass man es hier mit einem kooperativen Koordinationsspiel mit Kommunikationseinschränkungen zu tun hat. Aber wer nicht hoch versiert im Jargon der Brettspielszene ist, wird auch hier bestenfalls nicken und dann die Stirn runzeln, um diese Begriffe zu entpacken. Darum ist der beste Einstieg in Magic Rabbit vielleicht der selbe, mit dem man dieses Spiel auch erklären sollte: Magic Rabbit macht Spaß.

Das ist jedoch nicht das Ende der Geschichte, sondern erst ihr Anfang. Denn Spaß ist so ein diffuses und nebulöses Konzept welches sich gerade meinungsstarke Spieler*innen oft und gerne so biegen und legen, bis man sie mit den Worten „Ja, du hast Recht.“ endlich mundtot machen kann. Warum also macht Magic Rabbit Spaß und vor allem wie?

Im Herzen des Spiels steht eine schnell begriffene Sortierungsaufgabe. 9 Zylinderplättchen müssen 9 Kaninchenplättchen zugeordnet werden. Unserem natürlichen Ordnungsbedürfnis werden aber Steine in den Weg gelegt. Zum einen dürfen wir die Plättchen nur nach bestimmen Regeln versetzen und außerdem wissen wir nicht welches Kaninchenplättchen zu Beginn des Spiels unter welchen Zylinderplättchen liegt. Damit ist die Herausforderung umrissen. Hier nun ertönt der Startschuss der Unterhaltsamkeit: jede Person am Tisch hat natürlich einen eigenen, „besten“ Weg, um Informationen zu sammeln und im Anschluß für Ordnung zu sorgen. Da man aber nicht miteinander reden darf (bzw. soll), kommt man sich gegenseitig schon mal in die Quere.

Denn mit der Herausforderung des Spiels kommt auch die Herausforderung eine gemeinsame Vorgehensweise zu entwickeln, ohne sich darüber unterhalten zu dürfen. Dieser „operative Maulkorb“ spaltet Spieler*innen bereits in zwei Lager. Wer über wohl gemeinte aber dennoch katastrophale Missverständnisse nicht lachen kann, wird auch den Humor Magic Rabbits nicht zu schätzen wissen. Die familienfreundlichen Zeichnungen auf dem Spielmaterial wirken dann nahezu zynisch in ihrer wohlgelaunten, farbenfrohen Verspieltheit.

Unter diesen Hüten verstecken sich Kaninchen (Tauben stehen im Weg)

Aber Magic Rabbit ist auch derart konzipiert, dass es von und auch mit Kindern gut gespielt werden kann. Das ergibt sich sowohl aus dem einfachen und im Spielmaterial gut illustrierten Regelwerk, aber auch aus der Notwendigkeit das Verhalten der Mitstreiter*innen zu antizipieren und entsprechend zu handeln. Magic Rabbit ist eine schöne Aufgabe, um „Mitdenken“ spielerisch zu erlernen, d.h. praktisch anzuwenden. Nach einigen Partien merkt man, dass das Verhalten anderer Leute einen selbst nicht nur tangieren kann. Es wird auch deutlich, dass man Schlüsse aus dem ziehen kann was andere getan oder eben gerade nicht getan haben. Für Kinder (oder anderweitig spielunerfahrene Mitmenschen) ist diese Erkenntnis ein sehr motivierender Einblick in die nächste Ebene der Spieldynamik. Es fühlt sich so an, als hätte man ein neues Level des Spiels freigeschaltet. Umso größer ist dann auch die Genugtuung, wenn dieser neu entdeckte Kniff dabei hilft die gesamte Gruppe von einem Erfolg zum nächsten zu bringen.

Damit diese Momente des Triumphes aber nicht nur den Jüngsten und Ahnungslosesten gegönnt sind, gibt es noch einige ergänzende Regeln und Einschränkungen, die man mit der Zeit aus ihren Kouverts befreien kann. Damit stellt die unausgesprochene Kommunikation und das antizipierende Spielen in Magic Rabbit auch Spieler*innen auf anderen Erfahrungsniveaus eine unterhaltsame Aufgabe.

Magic Rabbit füllt damit ein Spielgenre auf, welches nie so viel Prominenz erlangt hat wie andere. Aber es muss sich in einer Reihe, die von Hanabi und Magic Maze bis hin zu Gardeners und Kreus reicht, kaum verstecken. Es ist zwar bei weitem kein deduktives Schwergewicht, aber ein wohl dosierter Einstieg in das kooperative Spielen in dem besonders die stillen Momente die größte Ausdrucksstärke haben.

Magic Rabbit ist ein Spiel, welches vor allem im Kopf stattfindet und dort für Spannung, Gelächter, Panik und sogar Entsetzen sorgen kann. Das mag wie ein Zaubertrick anmuten, aber es ist halt einfach nur ein gelungenes Spiel.

Georgios Panagiotidis
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