Spiel: Grill Party
Verlag: Kosmos
Autor: Jordi Gené und Gregorio Morales
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: 20-30 Minuten
Spiel: Feuer & Flamme
Verlag: Huch & friends
Autor: Stefan Dorra und Manfred Reindl
Spieleranzahl: 2-5
Alter: ab 5 Jahre
Spieldauer: 20 Minuten
Die Sylvestersche Spielthemenregel lautet: Je ungewöhnlicher das Thema desto eher wird ein Spiel mit einem anderen Spiel desselben (oder ähnlichen) Themas verglichen – auch wenn die Spiele sonst nichts miteinander gemein haben.
Bestes Beispiel für diese Regel: Grill Party und Feuer & Flamme sind völlig unterschiedliche Spiele, die kaum etwas miteinander gemein haben – außer dass es bei beiden um´s „Grillen“ geht. Dennoch vergleiche ich diese beiden Spiele hier. Regel bestätigt!
Wie unterschiedlich die beiden sind, merkt man schon an der Schachtelgröße: Grill Party erscheint in der Schachtel, in der sonst die Zweier bei Kosmos erschienen sind und die Feuer & Flamme-Schachtel hat die Siedler-Größe. Dies hat einen einfachen Grund: Das Grillgut bei Grill Party sind süße Holzmarker, die aus Agricola hätten stammen können, wenn man bei Agricola grillen würde. Für das Material aus Feuer & Flamme hat die Huch-Redaktion einen Kindereinkaufsladen überfallen. „Wow!“ umschreibt die großen Teile ganz treffend, besser jedenfalls als die gerne verwendete Rezensentenvokabel „haptisch“.
Die Teile bei Feuer & Flamme müssen auch groß sein, denn sie sollen gestapelt werden. Auf einem (aufzubauenden) Minigrill. Mit einer Grillzange. Muss ich mehr sagen? Ich meine nicht.
Ganz ehrlich: Was Geschicklichkeitsspiele betrifft ist Feuer & Flamme ganz weit vorne: Lustig, einfach, Spaß ergebend. Nur das Kartenglück spielt mit: Wer immer Auberginen stapeln muss, ist arm dran. Die schaffe ich nicht mal ohne Grillzange unfallfrei auf den Grill. Und im Spiel schon gar nicht. Aber lachen aus Schadenfreude ist vielleicht ethisch bedenklich, macht aber auch gesund. Mitspielen dürfen alle, auch die kleineren, die dann ohne Zange. Dieser Grillabend ist für alle da! Feuer & Flamme ist ein typisches Zoch-Geschicklichkeitsspiel aus alten Tagen. Nur dass es nicht von Zoch ist und nicht aus alten Tagen.
Grill Party kann auch von absoluten Grobmotorikern gespielt werden, aber nicht von den jüngeren (Kindern, nicht Grobmotorikern). Gestapelt wird nichts, nur ausgetauscht. Glück braucht man trotzdem, denn man will alle seine Auftragskarten loswerden, bevor die anderen das tun. Und dazu braucht man Glück, denn in seinem Zug darf man nur ein Grillgut auf dem Grill austauschen, um eben jene zu erfüllen. Und wenn die eigenen Karten nicht kompatibel zu den Ideen der anderen sind, ist es eben Pech; Will der eine „am meisten Steaks“ auf dem Grill sehen und der nächste „Mehr Steaks als Mais“ und der dritte „Kein Steak“ ist ein Interessenkonflikt programmiert, der vom armen Solisten mit einer Austauschaktion nur bedingt gelöst werden kann. Wenn es passt, kann es trotzdem klemmen, wenn jemand anderes zufällig gerade die gleiche Karte ausgelöst hat – dann ist ein Spielen nämlich tabu. Eine sinnvolle Regel gegen Trittbrefahrer, aber dennoch zusätzlich frustrierend. Mit wenig Spielern ist das Geschehen immerhin erträglich flott, bei mehr ist der Grill bei Zugbeginn immer Terra incognita und die Wartezeiten lang.
Aber was rede ich! Man hätte auch bei „Auftragskarten“ aufhören können zu lesen, denn Grill Party ist (vorsichtig formuliert) nicht das erste Spiel mit diesem Mechanismus. Seit Ronda Magica (was sicherlich nicht das erste Spiel dieser Art war, aber nur das älteste, das mir ohne Nachdenken einfällt) ist der auch nicht besser geworden. Oder überhaupt mal variiert worden. „Irgendwas auf Spielplan verändern“ und dann „Auftragskarten ablegen – bei Pech keine, bei Glück alle“ ist nicht gerade innovatives Spieldesign. Das heißt nicht das Grill Party ein schlechtes Spiel wäre – das ist es nicht, es funktioniert einwandfrei – nur dass es überhaupt keinen Grund gibt, warum man nicht etwas anderes, interessanteres, originelleres und/oder spaßigeres hätte spielen sollen. Feuer & Flamme zum Beispiel, welches zumindest die letztere Kategorie klar erfüllt.
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