Verlag: Asmodee
Autoren: Frédéric Henry und Sabrina Miramon
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: 20-30 Minuten
Eine Auslage von Karten. Das Ziel ist es diese Karten zu sammeln und eine bestimmte Siegpunktzahl zu erreichen. Die Spieler müssen eine Balance zwischen billigen Karten mit wenig Siegpunkten und teuren Karten mit vielen Siegpunkten erreichen. Die Interaktion ist gering – jeder sammelt meistens vor sich hin. Aber das Spiel geht flott und man kann locker zwei, drei Partien in Folge spielen.
Dieses Spiel ist nicht Splendor.
Es ist immer schwierig zu vermitteln, warum zwei Spiele, die sich im Kern ähneln (siehe oben) sich im Spielgefühl eklatant unterscheiden können. Splendor und Die Baumeister zum Beispiel. Konzentrieren wir uns erst einmal auf die Unterschiede!
Ein wichtiger Unterschied ist, dass man bei Baumeister nicht einfach Karten nimmt und damit punktet. Vielmehr nimmt man Gebäude und Gehilfen und legt letztere an erstere an, um zu punkten. Dadurch ändert sich der Fokus ein wenig: Während man bei Splendor immer dasselbe bekommt (einen Rabatt) und man versucht möglichst sinnvolle Rabatte zu erhalten, muss man bei Baumeister versuchen möglichst Gehilfen zu nehmen, die das liefern, was die Gebäude brauchen. Die Kernidee bei den Baumeistern ist nämlich die: Jedes Gebäude benötigt bestimmte Baumaterialien (je Siegpunktträchtiger, desto mehr). Jeder Gehilfe, der angelegt wird liefert ein paar davon (je mehr, desto teurer ist das Anlegen). Das Resultat ist eine Optimierungsaufgabe: Da jedes Nehmen eines Gehilfen einen Tempoverlust bedeutet, versucht man mit möglichst wenigen Gehilfen auszukommen und daher möglichst passende Gehilfen und Gebäude zu nehmen. Das ist aber – anders als die Rabatte bei Splendor – nicht auf einen Blick erkennbar. Als Resultat sucht und vergleicht man teilweise minutenlang herum, während die anderen Däumchen drehen. Wo Splendor sich auf die Entscheidungen konzentriert, bremst Die Baumeister die Spieler aus – und erschwert sogar die Entscheidungsfindung durch Unübersichtlichkeit. Als Nebeneffekt sind Die Baumeister sogar noch solitärer als Splendor: Wo man bei Splendor auf einen Blick auf die gegnerischen Chips erkennen kann, ob eine wichtige Karte sofort genommen werden muss oder nicht, müsste man bei den Baumeistern alle Gebäude- und Gehilfenkarten der Spieler und der allgemeinen Auslage miteinander vergleicher. Das hat (zum Glück) noch kein Mitspieler ernsthaft in Erwägung gezogen.
Der Kniff bei Splendor liegt bei den Rabatten. Bei den Baumeistern liegt er beim Geld. Fertige Gebäude bringen welches (Ebenfalls lose davon abhängig, wie schwierig der Bau war). Es wird einerseits benötigt, um Gehilfen zu bezahlen (was ein Grund mehr für effiziente Gehilfennutzung ist) und kann andererseits genutzt werden, um mehr Aktionen durchzuführen. Doch wo die Rabatte glasklar und intuitiv sind, sind diese „mehr Aktionen“ umständlich. So kostet das Anlegen eines Gehilfen an ein Gebäude 1 Aktion (plus Geld für den Gehilfen), der zweite Gehilfe an DASSELBE Gebäude aber bereits 3 Aktionen (plus Geld). Man hat aber nur drei, jede zusätzliche Aktion kostet 5 Geld. Frage: Wie viel kostet das Anlegen zweier Gehilfen (die einmal 2 und einmal 3 Gold kosten) an dasselbe Gebäude? Eben. Und wer noch einen dritten Gehilfen anlegen will, muss gar 6 Aktionen dafür bezahlen (was immer 30 Gold sind). Das ist so umständlich und unintuitiv, dass wir mehrfach die eine oder andere Zahlung vergessen haben oder nicht mehr wussten, ob wir jetzt noch eine Aktion frei haben oder nicht. Und es ist auch nicht sehr flexibel – in fast allen Fällen ist ab Mittelspiel besser an zwei Gebäuden parallel zu bauen, als den Bau eines einzelnen voran zu treiben (Die Ausnahme ist die letzte Runde, wo man noch schnell versucht irgendwas fertigzustellen).
Splendor überzeugt durch die Klarheit. Es konzentriert sich auf die Entscheidungen und das funktioniert deswegen gut, weil keine Regeln unnötig stören. Die Baumeister bremsen den Spieler dagegen aus. Durch die problematische Übersicht und die umständliche Bonusaktion-durch-Geld-bezahlen-Regel geht eine Menge Energie und Spieltempo dafür drauf, die Situation zu erfassen. Die Entscheidungen bleiben dann auf der Strecke (und liegen eh weitestgehend auf der Hand). Als Resultat ist Splendor ein spannendes Spiel, während die Baumeister eher eine mittelmäßige Beschäftigung ist. Man hat durchaus etwas zu tun bei den Baumeistern, aber dann darf man nicht darüber nachdenken, dass man im selben Zeitraum deutlich spannenderes spielen könnte.
P.S. 10 Gold. Der Spieler brauch 1 Aktion für den ersten Gehilfen und drei für den zweiten. Macht 4 Aktionen, eine zu viel (5 Gold). Die Gehilfen kosten zusammen noch einmal 5 Gold. Es wäre einfacher gewesen, wenn man statt zusätzliche Aktionen zu bekommen, einfach mehr Geld für die Gehilfen zahlen würde (etwa das Doppelte, das Dreifache…)
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